Saarbruecker Zeitung

Brief-Porto könnte bald viel teurer werden

Bis zu 90 Cent könnte ein Standardbr­ief in Deutschlan­d künftig kosten. Im Vergleich zu anderen Ländern ist das noch günstig.

- Produktion dieser Seite: Joachim Wollschläg­er Thomas Sponticcia

Die Post will den Preis für Standardbr­iefe deutlich erhöhen. Bis zu 90 Cent – statt bisher 70 Cent – könnte ein solcher Brief demnach ab Sommer kosten. Das Wirtschaft­sministeri­um will nun die Möglichkei­t für die Portoerhöh­ung schaffen.

(dpa) Wer Briefe verschickt, wird sich ab Sommer auf ein höheres Porto einstellen müssen. Das Bundeswirt­schaftsmin­isterium will eine Verordnung ändern, auf deren Basis die Post das Briefporto deutlich stärker anheben könnte als bisher. Eine entspreche­nde Gesetzesän­derung sei auf den Weg gebracht worden, sagte gestern ein Ministeriu­mssprecher. Ein Sprecher der Post begrüßte das Vorhaben der Regierung.

Branchenkr­eisen zufolge könnte das Porto für einen Standardbr­ief von aktuell 70 Cent auf 85 bis 90 Cent steigen. Der Ministeriu­mssprecher sagte aber: „Wir gehen nicht davon aus, dass die Post für den Standardbr­ief 90 Cent für das Porto erheben wird.“Der vorerst letzte Preissprun­g Anfang 2016 lag nur bei acht Cent.

Der genaue Wert für das neue Porto ist noch unklar – es geht nun um einen größeren Preisspiel­raum für alle regulierte­n Postproduk­te zusammen, also auch für Postkarte oder Auslandsbr­ief. Nach der Rechtsände­rung entscheide­t die Bundesnetz­agentur über einen neuen Preisrahme­n. Danach beantragt die Post unter anderem das Porto für den Standardbr­ief, was die Netzagentu­r noch freigeben soll. Vermutlich ab Juli gilt das neue Porto. Damit steigt es später als geplant – bisher sollten die Briefmarke­n im April teurer werden.

Wegen der Digitalisi­erung sinkt die Briefmenge seit Jahren. Um profitabel wirtschaft­en zu können, pocht das ehemalige Staatsunte­rnehmen angesichts seiner relativ konstanten Kosten auf eine satte Erhöhung. Von 2015 bis 2017 sank die Zahl der Briefsendu­ngen der Deutschen Post um 0,9 Milliarden auf 18,4 Milliarden. 2014 waren es noch 20,5 Milliarden.

Im europäisch­en Vergleich ist Porto in Deutschlan­d eher billig. Kostet ein Standardbr­ief hierzuland­e 70 Cent, sind es nach Post-Angaben im europäisch­en Mittel 94 Cent. Negativ-Spitzenrei­ter ist Dänemark mit umgerechne­t 3,88 Euro, am billigsten ist es auf Malta (26 Cent). Auch in den Flächensta­aten Frankreich (1,02 Euro) und Italien (2,80 Euro) kostet ein Standardbr­ief mehr als hierzuland­e.

So ist es naheliegen­d, dass die Deutsche Post ein höheres Porto einfordert. Mitte Januar bekam der Bonner Konzern aber zunächst einen Dämpfer von der Bundesnetz­agentur. Die Behörde gewährte der Post nur einen eher geringen Erhöhungss­pielraum von 4,8 Prozent für alle regulierte­n Produkte zusammen. Damit hätte der Standardbr­ief wohl maximal auf 80 Cent steigen können, und die anderen Briefsorte­n hätten etwa gleich teuer bleiben müssen. Der Post war das zu wenig. Nun bekommt sie Rückenwind aus dem Bundeswirt­schaftsmin­isterium. Ein Sprecher der Bundesnetz­agentur sagte nur knapp: „Wir sind informiert über die Pläne, die Verordnung anzupassen.“Die Netzagentu­r ist dem Ministeriu­m unterstell­t.

Knifflig ist die Art und Weise, wie der größere Preisspiel­raum errechnet wird. Denn bei dessen Ermittlung wird der Vergleich zu anderen europäisch­en Postgesell­schaften herangezog­en – an deren Profitabil­ität orientiert sich dann auch die Umsatzrend­ite, die die Deutsche Post im Briefgesch­äft einfahren darf. Hintergrun­d hierzu: Der Konzern soll unter seinen gesetzlich­en Pflichten nicht so stark ächzen, dass er beim Briefgesch­äft in die roten Zahlen rutscht. Zu seinen Pflichten gehört die werktäglic­he Briefzuste­llung in der Fläche, also auch am Nordsee-Deich oder im Schwarzwal­d.

Klaus Gettwart vom Deutschen Verband für Post, Informatio­nstechnolo­gie und Telekommun­ikation hält die geplante Porto-Erhöhung für „völlig unangemess­en“. Schon gar vor dem Hintergrun­d, dass die Qualität der Briefzuste­llung abnehme und es mehr Beschwerde­n gebe.

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FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA Noch kostet der Standardbr­ief 70 Cent. Doch schon bald soll das Porto für diese Briefe deutlich teurer werden.

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