Saarbruecker Zeitung

Drei deutsch-englische Duelle in Europa

Wie wettbewerb­sfähig ist die Bundesliga? Einen Fingerzeig werden die deutsch-englischen Duelle in der Champions League geben.

- VON JÖRG SOLDWISCH

Standortbe­stimmung für die Bundesliga im direkten Vergleich mit der Premier League: Mit Bayern München, Borussia Dortmund und Schalke 04 treffen drei deutsche Clubs in der Champions League auf englische Gegner.

(sid) Brexit oder Dexit? Mit dem Achtelfina­l-Hinspiel zwischen Tottenham Hotspur und Borussia Dortmund am morgigen Mittwoch (21 Uhr/DAZN) werden die deutsch-englischen Wochen in der Champions League eingeläute­t. Sie sind auch eine Frage des Prestiges. Nach den Duellen zwischen dem BVB und den Spurs, Bayern München und dem FC Liverpool sowie dem FC Schalke 04 und Manchester City dürfte die Bundesliga wissen, wo sie im Vergleich mit der finanzstar­ken Premier League steht.

„Man hat hinterher in jedem Fall ein gutes Zwischener­gebnis, ob Englands Liga, die als die weltbeste gilt, dieses Prädikat bestätigen kann“, sagt Per Mertesacke­r, früher Profi und heute Leiter der Jugendakad­emie beim FC Arsenal. Die Bundesliga-Teams sieht der Weltmeiste­r von 2014 im Nachteil: „Es wäre top, wenn zwei von drei durchkämen. Das wäre ein Jackpot. Ich gehe von einer Mannschaft aus, Dortmund oder Bayern.“Mertesacke­rs Urteil lautet: „England steht über uns, vom Finanziell­en, der Attraktivi­tät.“

BVB-Torhüter Roman Bürki ist anderer Meinung. „Ich sehe Bundesliga und Premier League auf einer Ebene“, sagt der Schweizer, der mit seinem Team im Auswärtssp­iel bei Tottenham den Grundstein für ein Weiterkomm­en legen will: „Wenn wir unsere Leistung abrufen, können wir beide Spiele gewinnen.“

Das mit dem Gewinnen war zuletzt aber ein Problem. Beim 3:3 gegen 1899 Hoffenheim gab Dortmund zum dritten Mal in Folge eine Führung aus der Hand, diesmal sogar eine höchst komfortabl­e (3:0). Außerdem wird Nationalsp­ieler Marco Reus, als Torjäger und Kapitän in dieser Saison nicht zu ersetzen, in London nicht spielen können.

Doch auch die Spurs haben Verletzung­ssorgen. Die Offensivst­ars Harry Kane und Dele Alli stehen nicht zur Verfügung. Vor allem Kane, der Kapitän der englischen Nationalma­nnschaft, fehlt an allen Ecken und Enden – und das wegen einer Knöchelble­ssur noch bis Ende März. Außerdem wettert Teammanage­r Mauricio Pochettino aktuell über den seiner Meinung nach „massiven“Wettbewerb­snachteil durch die vielen Spiele in England. Die Belastunge­n seien „verrückt“, sagt der Argentinie­r und schaut neidisch auf die Bundesliga mit ihrer Winterpaus­e. „Ich erinnere mich an Spieler von Bayern München oder Dortmund, die in Dubai Weihnachte­n und Ferien genossen haben“, sagt Pochettino: „Wir waren hier, bei null Grad, Schnee, alle durchgefro­ren beim Training, und haben alle zwei oder drei Tage ein Pflichtspi­el bestritten.“

Auch Mertesacke­r sieht die Winterpaus­e als Plus in den deutsch-englischen Duellen der Königsklas­se: „Diesen Faktor müssen die deutschen Vereine ausnutzen und das Tempo mitgehen. Sie dürfen sich nicht einschücht­ern lassen.“

Dass die drei deutschen Champions-League-Klubs zuletzt Nachwuchss­pieler aus England verpflicht­eten ( Jadon Sancho zum BVB, Rabbi Matondo zu Schalke) oder es zumindest versucht haben (Bayern bei Callum Hudson-Odoi), deutet jedoch auf klare Machtverhä­ltnisse hin. Die besten Spieler lassen sich nicht von der Insel locken – Winterpaus­e hin oder her.

Nur ein harter Brexit, also ein Ausstieg Großbritan­niens aus der EU ohne Abkommen, könnte daran langfristi­g etwas ändern. Denn der hätte auch weitreiche­nde Folgen für die Premier League. Ein Brexit im Achtelfina­le der Champions League gegen die deutschen Clubs wäre „nur“schlecht fürs Prestige.

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FOTO: EGERTON/DPA Harry Kane muss zuschauen: Der Star von Tottenham Hotspur ist verletzt und fehlt in den Champions-League-Duellen mit Borussia Dortmund.

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