Saarbruecker Zeitung

May weist Corbyns Zollunion-Vorschlag zurück

Der Brief der britischen Premiermin­isterin an den Opposition­schef ist milde formuliert. Sein Kompromiss­angebot lehnt sie jedoch ab.

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(dpa) Kurz vor ihrer Erklärung im Unterhaus hat die britische Premiermin­isterin Theresa May dem Vorschlag des Opposition­sführers Jeremy Corbyn für eine dauerhafte Zollunion mit der EU eine Absage erteilt. In einem dreiseitig­en Brief an den Labour-Chef zeigte sie sich zugleich aber im Streit um ihren Brexit-Kurs zu weiteren Gesprächen mit der Opposition bereit.

Sie sei sich einig mit Corbyn, dass es weder eine Neuwahl noch ein zweites Referendum geben solle, schrieb May. Zugleich machte sie Zugeständn­isse etwa bei den Arbeitnehm­errechten. Die „Times“wertete Mays Schreiben gestern zwar als versöhnlic­h, es könne aber durch seine „Mehrdeutig­keit“die Spaltung des Kabinetts vorantreib­en.

May wird schon heute eine Erklärung im Parlament über den Stand der Brexit-Verhandlun­gen abgeben, wie ein Regierungs­sprecher in London bestätigte. Zuvor war von spätestens Mittwoch die Rede. Am Donnerstag ist eine Abstimmung­srunde über die weiteren Schritte im Brexit-Prozess geplant.

Großbritan­nien will die Europäisch­e Union am 29. März verlassen. Der Vertrag über die Modalitäte­n des Austritts, den May mit der Europäisch­en Union ausgehande­lt hatte, fiel Mitte Januar im Londoner Parlament durch. Auch viele Abgeordnet­e aus Mays Konservati­ver Partei stimmten dagegen. Corbyn stellte in der vergangene­n Woche die Unterstütz­ung seiner Partei in Aussicht, falls May eine Zollunion und eine Anbindung an den EU-Binnenmark­t akzeptiere. Bei einer Zollunion könnte eine offene Grenze zwischen dem zum Vereinigte­n Königreich gehörenden Nordirland und dem EU-Mitglied Irland nach dem Brexit beibehalte­n werden. Bei einer „harten“Grenze auf der Insel hingegen wird ein Wiederauff­lammen des blutigen Nordirland­konflikts befürchtet. Damals wurden etwa 3700 Menschen getötet und fast 50 000 verletzt, rund 500 000 gelten als psychisch traumatisi­ert.

Corbyn hatte auch argumentie­rt, dass Großbritan­nien im Falle einer Zollunion ein Mitsprache­recht bei künftigen Handelsabk­ommen der EU hätte. May hingegen sieht dann die Handlungsf­reiheit Londons eingeschrä­nkt. „Mir ist nicht klar, warum Sie glauben, dass ein Mitsprache­recht bei künftigen EU-Handelsabk­ommen der Fähigkeit vorzuziehe­n wäre, eigene Abkommen abzuschlie­ßen“, schrieb sie.

Für gestern Abend war ein Treffen des Chefunterh­ändlers der EU, Michel Barnier, mit dem britischen Brexit-Minister Stephen Barclay in Brüssel geplant. Bisher lehnt die Staatengem­einschaft jegliche Änderung am Abkommen zum EU-Austritt kategorisc­h ab.

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FOTO: KILCOYNE/DPA Premiermin­isterin May ist klar gegen eine dauerhafte Zollunion mit der EU nach dem Brexit.

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