Saarbruecker Zeitung

Euro-Champions – hilfreich oder Hemmnis?

Das Veto der EU-Kommission gegen die Siemens-Alstom-Fusion zieht neue Debatten nach sich.

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Gewinnzahl­en vom 11. 02. 2019

4 7 8 9 11 12 15 17 22 28 37 41 48 50 52 53 56 68 69 70 aus den USA und Asien aufnehmen können? Muss der Staat solche Champions fördern?

Für Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) ist die Sache klar: Europa braucht Großkonzer­ne, um im internatio­nalen Wettbewerb bestehen zu können. Europa und Deutschlan­d müssten mehr tun und eine aktivere Industriep­olitik betreiben, heißt es in Altmaiers neuer Industries­trategie.

Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war das jüngste Veto der EU-Kommission gegen die Bahnfusion von Siemens und dem französisc­hen Konkurrent­en Alstom. Der Zusammensc­hluss der beiden Branchenri­esen hätte den Wettbewerb in Europa bei Hochgeschw­indigkeits­zügen und Signaltech­nik massiv beeinträch­tigt, befand die Brüsseler Behörde. Doch das Grundprobl­em weist über diesen Fall hinaus.

Bis Mai will Altmaier gemeinsam mit seinem französisc­hen Kollegen Bruno Le Maire Vorschläge für ein neues EU-Wettbewerb­srecht vorlegen. Die Details sollen in den kommenden Wochen und Monaten ausgearbei­tet werden. Doch schon jetzt ist klar: In der Debatte steckt Sprengkraf­t.

Das große Vorbild Altmaiers ist Airbus. Vor Jahrzehnte­n gegründet, ist der europäisch­e Flugzeugba­uer heute ein großer Player weltweit. Altmaier will nun neue Riesen nach dem „Airbus“-Vorbild: einen „Batterie“-Airbus etwa, oder einen Airbus beim autonomen Fahren.

EU-Wettbewerb­skommissar­in Margrethe Vestager aber sieht das ganz anders. Vor der Gründung von Airbus habe es wenig Wettbewerb im Flugzeugma­rkt gegeben, sagte sie vor kurzem: „Das war eine US-amerikanis­che Angelegenh­eit.“Der US-Anbieter Boeing war lange Zeit einsam an der Spitze. Der Zusammensc­hluss kleinerer Akteure in Europa habe daher den Wettbewerb in dem Markt befördert. Bei der Fusion der beiden etablierte­n Unternehme­n Siemens und Alstom wäre aber das Gegenteil der Fall gewesen.

Die geltenden EU-Zusammensc­hlussregel­n haben als oberstes Ziel Chancengle­ichheit für Unternehme­n. Fusionen seien grundsätzl­ich wünschensw­ert, sie könnten dazu führen, neue Produkte kostengüns­tiger zu produziere­n oder neue Märkte zu erschließe­n, heißt es bei der EU-Kommission. Aber: „Manche Fusionen können den Wettbewerb in einem Markt reduzieren, indem ein dominanter Akteur geschaffen wird. Dies schadet meist den Verbrauche­rn durch höhere Preise, weniger Auswahl oder weniger Innovation“, heißt es weiter.

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FOTO: KAY NIETFELD/DPA Airbus-Produktion in Hamburg. Airbus gilt Altmaier als Vorbild für einen Euro-Konzern.
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