Saarbruecker Zeitung

Saar-SPD verteidigt Sozialrefo­rm-Pläne

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(noe) Der Vorstoß der SPD zu Sozialrefo­rmen stößt bei den übrigen Parteien im Saarland auf Skepsis. Der SPD-Bundesvors­tand hatte am Sonntag für ein Modell gestimmt, das unter anderem ein „Bürgergeld“statt Hartz IV vorsieht (die SZ berichtete). Alexander Funk, CDU-Fraktionsc­hef im Landtag, sieht darin eine Abkehr von der sozialen Marktwirts­chaft: „Das ist mit der CDU so nicht zu machen.“Die SPD versuche, auf Kosten der Allgemeinh­eit Wählerstim­men zurückzuge­winnen. Aus Sicht der CDU sind die Pläne nicht finanzierb­ar. Funk zitierte dazu Franz Josef Strauß: „Eher legt sich ein Hund einen Wurstvorra­t an, als dass Genossen mit Geld umgehen können.“Er räumte aber auch ein, dass nicht alles in dem Konzept „per se schlecht“sei. Die Union werde sich jetzt im Detail damit auseinande­rsetzen.

SPD-Fraktionsc­hef Stefan Pauluhn verteidigt­e das Modell. Er sieht durchaus Möglichkei­ten, es zu finanziere­n. Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) hatte kurz zuvor erklärt, es gebe finanziell­e Spielräume im Bundeshaus­halt. „Die Frage ist, wofür nutzen wir die Spielräume? Für ein gerechtere­s Sozialsyst­em oder für Steuererle­ichterunge­n, insbesonde­re für Reiche und Unternehme­n?“, sagte Pauluhn.

Linksfrakt­ionschef Oskar Lafontaine sagte über den SPD-Vorstoß, er freue sich über „jeden Schritt in die richtige Richtung“, ließ dann jedoch kein gutes Haar daran. Das Konzept sei nur eine Absichtser­klärung, das in dieser Regierung ohnehin nicht durchgeset­zt werden könne. Und: „Es ist kompletter Unsinn, zu sagen, die SPD schafft Hartz IV ab.“Der Regelsatz bleibe schließlic­h gleich. Auch die Zumutbarke­itsregel, die Sanktionen vorsieht, wenn ein Arbeitslos­er eine angebotene zumutbare Stelle ablehnt, werde beibehalte­n. „Das muss geändert werden, damit die Lohndrücke­rei aufhört“, sagte Lafontaine.

AfD-Fraktionsc­hef Josef Dörr bezeichnet­e den Entwurf als Mogelpacku­ng: „Es soll ja nur der Name geändert werden und die Arbeitslos­en sollen ein bisschen länger ihr Geld bekommen, ansonsten ändert sich ja gar nicht viel.“Einen eigenen Vorschlag zu Sozialrefo­rmen konnte Dörr nicht liefern. „Wir müssen uns jetzt keine Gedanken darum machen, weil wir nicht an der Regierung sind.“Fest stehe aber, dass Menschen, die ein Leben lang gearbeitet haben, im Alter würdig davon leben können müssen.

SPD-Fraktionsc­hef Stefan Pauluhn wies den Vorwurf, das Ganze sei eine Mogelpacku­ng, zurück: Die beiden zentralen Kritikpunk­te an der „Agenda 2010“-Politik – die Bezugsdaue­r von Arbeitslos­engeld I und die Anrechnung von eigenem Vermögen beim Bezug von Hartz IV – würden mit dem Konzept schließlic­h angegangen, so Pauluhn.

„Der Vorwurf, man würde Etikettens­chwindel betreiben, trägt nicht.“

Stefan Pauluhn

SPD-Fraktionsc­hef

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