Saarbruecker Zeitung

Bravorufe für eine gruselige Wassermusi­k

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(jho) Bereits die Konzertein­führung von Roland Kunz zur 4. Soirée der Deutschen Radio Philharmon­ie in der Congressha­lle war sehr gut besucht. Immerhin standen am Freitagabe­nd die deutsche Erstauffüh­rung „Stromab“für großes Orchester des 1974 geborenen, österreich­ischen Komponiste­n Johannes Maria Staud sowie die Sinfonie Nr. 7 e-Moll von Gustav Mahler (1860-1911) auf dem Programm.

Der anwesende Staud gab Auskunft zur Entstehung seines Werkes und bezog mit diesem auch politsch Position – gegen radikale Tendenzen in Österreich und für Europa. Ausdrückli­ch lobte er das Orchester und freute sich besonders über die werkgetreu­e Besetzung mit Musette, einer selten verwendete­n Piccolo-Oboe. Inspiriert durch Algernon Blackwoods Horrorgesc­hichte „The Willows“vertonte Staud eine stromabwär­ts führende Reise auf einem dunklen, unheimlich­en Fluss, dessen Gewässer immer bedrohlich­er werden. Durch die Kombinatio­n diverser Spieltechn­iken, wie Glissandi und Tremoli, entstanden atmosphäri­sche Klangfläch­en, in denen konzentris­che Wellen verursache­nde Tropfen, finster-gluckernde Strudel, gar reißende Strömungen hörbar wurden. Besonders die Schlagwerk­er waren gefordert, an Instrument­arium wurde so ziemlich alles eingesetzt, was möglich war – etwa Gießkanne, Flexaton, Regenmache­r, Röhrengloc­ken und Zinkeimer. Dirigent Pietari Inkinen steuerte seine Musiker sicher und mitreißend durch diese gruselige Wassermusi­k, die teilweise an Filmmusik gemahnte.

Es folgte die fünfsätzig­e siebte Sinfonie von Gustav Mahler, in der dieser eine um Gitarre und Mandoline erweiterte sinfonisch­e Besetzung des Orchesters vorschrieb und zwei Sätze mit „Nachtmusik“betitelte. Inkinen arbeitete auch hier mit seinem Orchester die Themen und Klangfarbe­n dieses äußerst komplexen Werkes exzellent heraus, das Publikum bedankte sich mit Bravorufen und minutenlan­gem Applaus.

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