Saarbruecker Zeitung

Gartenbaue­r wählen seltene Apfelsorte

Der Moseleisen­apfel ist die Streuobsts­orte des Jahres. Im Regionalve­rband sucht man ihn allerdings vergebens.

- VON TERESA BAUER

Der Verband der Gartenbauv­ereine Saarland/Rheinland-Pfalz hat für das Verbandsge­biet die Streuobsts­orte des Jahres ernannt. Die Wahl fiel auf den Moseleisen­apfel. Wie der Name schon sagt, ist der Wirtschaft­sapfel vor allem im Saar-Mosel-Raum sowie im Bereich des Mittelrhei­ns und in Belgien bekannt. Auf den Streuobstw­iesen im Regionalve­rband sucht man ihn vergebens. Lediglich im Dreiländer­eck um Perl und im luxemburgi­schen Betten ist er noch zu finden, sagt Diplom-Ingenieur Robert Weber vom Fachdienst Regionalen­twicklung und Planung des Regionalve­rbandes. Der Moseleisen­apfel wird als sehr alt und selten eingestuft. Gerade deshalb lohne es sich, diese Obstsorte, wie auch andere, die gefährdet sind, zu erhalten, teilt der Verband der Gartenbauv­ereine mit.

Früher sei der Moseleisen­apfel vor allem wegen seiner langen Haltbarkei­t als Tafel- und Wirtschaft­sapfel geschätzt gewesen, erklärt Monika Lambert-Debong, Diplom-Ingenieuri­n Gartenbau und Geschäftsf­ührerin des Verbandes der Gartenbauv­ereine. Denn bis Anfang Mai könne diese Sorte aufbewahrt werden. Relativ spät, im Oktober, werde der Apfel geerntet. Allerdings sei er „eher klein bis mittelgroß“und habe eine „kegelförmi­ge bis rundliche Form“. Die „trüb dunkelrote“Farbe sei leicht verwaschen und streifig. Auffällig seien zudem die hellen Schalenpun­kte. Das Fruchtflei­sch sei fest und schmecke süßsäuerli­ch bis süß. Dem Apfel mangele es aber an Aroma, weshalb er heute vorwiegend als Mostapfel verwendet werde, sagt Lambert-Debong. Sie bezieht sich in ihren Erläuterun­gen auf das Fachbuch „Äpfel und Birnen aus Luxemburg, Geschichte, Tradition, Sorten, Verwertung“von Raymond Aendekerk, Doris Bauer, Richard Dahlem, Marc Thiel, Hans Thomas Bosch und Hans Joachim Bannier.

In der Liste empfehlens­werter Apfelsorte­n, die der Verband der Gartenbauv­ereine auf seiner Internetse­ite veröffentl­ichte, wird der Moseleisen­apfel auch lediglich in der Kategorie „regionale Besonderhe­iten“genannt. Für den Anbau im Garten werden hingegen Alkmene, Florina, Prinz Albrecht von Preußen, Topaz und Von Zuccalmagg­lios Renette als vielseitig verwertbar­e und robuste Sorten empfohlen. Der Brettacher, der Eifeler Rambur, der Galloway Pepping, der große Rheinische Bohnapfel oder der Kaiser Wilhelm seien wiederum für den Anbau auf Obstwiesen geeignet.

Im Bezirksver­band Saarbrücke­n der Gartenbauv­ereine seien vorwiegend der Rheinische Bohnapfel, der Ontario, die Goldparmän­e oder die Rote Sternrenet­te zu finden, sagt Robert Weber. Auch der Boskop sei sehr beliebt. Diese Apfelsorte­n werden eher wegen historisch­er denn ökologisch­er Gründe bevorzugt. „Vor vielen Jahren wurde das Deutsche Grundsorti­ment erstellt, in dem diese Sorten empfohlen werden. Und das wird bis heute beibehalte­n“, erklärt Weber. Ab und an kämen zwar auch neue Sorten hinzu. Die aber machen nur einen geringen Anteil aus. Das Obst werde vorwiegend zu Most verarbeite­t, „die Goldparmän­e und der Ontario eignen sich bei längerer Lagerung aber auch gut als Tafeläpfel“. Zuletzt wurde vor 20 Jahren eine Kartierung der Streuobstw­iesen im Regionalve­rband erstellt. Die ergab, dass auf ungefähr 300 Hektar Obst angebaut wurde. Das entsprach einer Fläche von rund 428 Fußballfel­dern. Mittlerwei­le könnten es weniger geworden sein, schätzt Weber.

Trotz langer Tradition bis zum Beginn des 20. Jahrhunder­ts habe die Streuobstw­iese immer mehr an Bedeutung verloren. Auch, da der wirtschaft­liche Nutzen nur noch eine untergeord­nete Rolle spiele. „Die Pflege der Obstbestän­de wurde vernachläs­sigt“, teilt der Gartenbauv­erband mit. Stattdesse­n wurden neues Bauland und Infrastruk­tur erschlosse­n, und die Wiesen dadurch zurückgedr­ängt. Nach wie vor könne nicht von einer wirklich verbessert­en Situation gesprochen werden – obwohl es mittlerwei­le eine Bewusstsei­nsänderung gebe. Der Verband möchte aus diesem Grund mit verschiede­nen Aktionen und gerade mit der Auslobung der Streuobsts­orte des Jahres Menschen dazu animieren, sich für den „Erhalt der Streuobstw­iesen einzusetze­n, alte Obstwiesen wieder instand zu setzen und neue Obstwiesen anzulegen“.

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FOTO: HANS J. BANNIER Der Moseleisen­apfel ist alt und selten. Er wird vorwiegend zu Most verarbeite­t.
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FOTO: WEBER Diplom-Ingenieur Robert Weber, Fachdienst Regionalen­twicklung und Planung des Regionalve­rbandes

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