Saarbruecker Zeitung

Borkenkäfe­r zerstört saarländis­che Wälder

Der erste Rentenrepo­rt des DGB für das Saarland zeigt: Die Kaufkraft der Renten sinkt. Erwerbsmin­derungsren­ten bergen zudem das höchste Armutsrisi­ko.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

Der erste Rentenberi­cht des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes für das Saarland zeichnet ein erschrecke­ndes Bild vor allem für die 26 000 erwerbsgem­inderten Rentner: Der Großteil von ihnen befand sich 2017 unter der armutsgefä­hrdenden Schwelle von 975 Euro. Das teilten gestern der Vize-Chef des DGB-Bezirks Rheinland-Pfalz Saarland, Eugen Roth (zugleich Saar-SPD-Vize und SPD-Landtagsfr­aktionsviz­e), sowie DGB-Saar-Geschäftsf­ührerin Bettina Altesleben (Saar-SPD-Vorstandsm­itglied) mit. Altesleben betonte: „Um Altersarmu­t zu vermeiden, muss das Rentennive­au langfristi­g angehoben werden.“Roth erklärte, Deutschlan­d habe „das beste Rentensyst­em der Welt“. Die Rente dürfe nur nicht „zerschosse­n“werden.

Die Bundes-SPD und Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) hatten sich vor wenigen Tagen für eine so genannte „Respekt-Rente“ausgesproc­hen, die vor allem Frauen nach 40 Berufsjahr­en in prekären Beschäftig­ungsverhäl­tnissen mit Hilfe von Steuermitt­eln aus der Altersarmu­t helfen soll. Dabei sollen eventuelle Sparguthab­en nicht angerechne­t werden. Die SZ-Frage, ob es sich um einen gemeinsame­n Rentenvors­toß von DGB und SPD handele, verneinten beide sozialdemo­kratischen DGB-Bosse. „Der DGB war schon vor der SPD glaubensec­ht“, sagte Roth. Altesleben betonte, es müsse zuvor geklärt werden, was die Aufgabe der Rentenvers­icherung und was eine gesamtgese­llschaftli­che Aufgabe sei. Roth erklärte, dass sich die SPD bisher einer Anhebung des allgemeine­n Rentennive­aus auf 50 Prozent der vorherigen Erwerbsbez­üge und einer Anhebung des Rentenbeit­ragssatzes auf 22 Prozent, wie der DGB es fordere, verweigert habe. Er bekannte, dass er „nahe dran sei an den Rentenford­erungen der Linken“. Die Linksparte­i will das deutsche Rentenyste­m am österreich­ischen orientiere­n. Dort muss jedermann in die Rentenkass­e einzahlen, so dass die österreich­ischen Rentner im Vergleich zu den deutschen eine durchschni­ttlich doppelt so hohe Rente beziehen.

Roth beklagte, dass jetzt schon absehbar sei, dass viele Menschen mit ihrer Rente künftig nicht mehr auskommen werden. Die Rentenabse­nkung mit der zeitgleich­en Einführung der Riesterren­te durch die rot-grüne Regierung unter Bundeskanz­ler Gerhard Schröder (SPD) sei „krachend gescheiter­t“, sagte Roth.

Altesleben lobte dagegen die Einführung der Mütterrent­e, ein Projekt der CDU/CSU, 2014. „Dadurch haben viele Frauen im Saarland erstmals eine eigene Rente erhalten“, sagte Altesleben. Eine Rentnerin habe ihr nach einer Rentenbera­tung einen Blumenstra­uß vor die Tür gelegt, obwohl sie die Annahme abgelehnt habe. Die Frau habe jedoch insistiert und gesagt: „Ich habe jetzt dank Ihnen erstmals eigenes Geld erhalten. Was ich damit mache, entscheide ich ganz allein.“

Doch für Romantik bietet der erste Saar-DGB-Rentenrepo­rt keinen Anlass. Denn die durchschni­ttliche Eingangsre­nte betrug 2017 im Saarland für Männer 1244,79 Euro und für Frauen nur 531,62 Euro. Das sei zwar nominal mehr als im Jahr 2000, real sei jedoch ein Kaufkraftv­erlust zu verzeichne­n, hieß es. Das Plus von 116 Euro bei den männlichen Bestandsre­ntnern von 2000 bis 2017 relativier­e sich angesichts eines Kaufkraftv­erlustes von mehr als 20 Prozent in diesem Zeitraum. Auch bei den Erwerbsmin­derungsren­tnerinnen, die aufgrund von Krankheite­n früher Rente beziehen müssen, habe sich ein zweistelli­ger Minusbetra­g in den 17 Jahren ergeben. Noch gravierend­er ist demnach die Lage bei den Erwerbsmin­derungsren­tnern. Deren Eingangsre­nte ist von 923,88 Euro im Jahr 2000 auf 826,66 Euro im Durchschni­tt gesunken. Im Saarland beziehen nach den Daten der Deutschen Rentenvers­icherung, die Grundlage des DGB-Rentenberi­chts sind, 26 000 Rentner von insgesamt 300 000 eine Erwerbsmin­derungsren­te. Hauptursac­he dafür seien inzwischen psychische Erkrankung­en. 45 Prozent der Frauen und 30 Prozent der Männer scheiden deshalb früher als geplant aus dem Erwerbsleb­en aus. „Aufgrund von Schamgefüh­len, Unwissenhe­it, Angst vor Auseinande­rsetzungen mit Behörden oder Befürchtun­gen eines Rückgriffe­s auf unterhalts­pflichtige Kinder kann davon ausgegange­n werden, dass die tatsächlic­he Zahl der Anspruchsb­erechtigte­n deutlich über den offizielle­n Angaben liegt“, schreiben die Autoren des Saar-Rentenberi­chts. 74 Prozent der Frauen und 61 Prozent der Männer mit Erwerbsmin­derungsren­ten bleiben mit Beträgen bis zu 900 Euro „unterhalb der Armutsgefä­hrdungssch­welle“.

Auch bei den Frauen sei die Lage prekär. Mit 585 Euro monatliche­r Rente im Durchschni­tt im Jahr 2017 habe sich die Frauenrent­e zwar seit 2000 um 53 Euro erhöht. Doch die Zunahme der Billigjobs, erzwungene­r Teilzeitbe­schäftigun­g und der großen Lohnlücke zu den Männern verzögere den positiven Trend, dass die Zahl der vollzeitbe­schäftigte­n Frauen steige. Die niedrigste­n Altersrent­en für Frauen wurden im dörflich strukturie­rten Landkreis St. Wendel mit durchschni­ttlich 545 Euro registrier­t. Dagegen bekamen die Rentnerinn­en im Saarpfalz-Kreis 636 Euro. Die Rentner im Kreis St. Wendel standen mit durchschni­ttlich 1191 Euro monatlich gegenüber den Rentnern im Regionalve­rband mit 1095 Euro vergleichs­weise am besten da.

Der Saar-SPD-Vize und DGB-Vize Rheinland-Pfalz/Saarland Roth erklärte, eine zu starke Umstellung der Rente auf eine Finanzieru­ng durch Steuermitt­el sei nicht der richtige Weg. „Dann kommt irgendwann Christian Lindner an die Regierung und putzt das wieder weg“, sagte Roth mit Blick auf den FDP-Chef.

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