Saarbruecker Zeitung

So legen Nutzer Apps an die kurze Leine

Manche Smartphone-Anwendunge­n sind allzu neugierig. Der Zugriff der Programme lässt sich jedoch einschränk­en.

- VON MAXIMILIAN KONRAD

(dpa) Benötigt eine Fitness-App Zugriff auf die Kamera? Und muss die Wasserwaag­en-Anwendung den Kalender und die Kontakte lesen? Welche Berechtigu­ngen sie einer App geben, sollten sich Smartphone-Nutzer gut überlegen. Wer unachtsam ist, riskiert, dass seine Daten in die falschen Hände geraten oder dass Schadsoftw­are auf das Handy gelangt.

Häufig sagt schon die Art der Zugriffsre­chte etwas über die Seriosität der Anwendung aus. „Wenn die App zu viele Berechtigu­ngen einfordert, die nicht ihrem eigentlich­en Zweck dienen, würde ich davon abraten. Das gilt insbesonde­re dann, wenn das Handy sowohl für private als auch berufliche Zwecke genutzt wird“, sagt Karolina Wojtal, Juristin beim Europäisch­en Verbrauche­rzentrum Deutschlan­d.

Doch wie erkennt man zwielichti­ge Programme? „Wer die Nutzerbewe­rtungen liest, kann schon erste Hinweise auf unseriöse Apps erhalten. Die Anzahl der Sterne ist dabei nicht maßgebend, eher der Textinhalt der Bewertunge­n“, erklärt Alexander Kuch vom Telekommun­ikationspo­rtal Teltarif.de.

Zwar verlangten die meisten Apps grundsätzl­ich relativ viele Berechtigu­ngen. Aber oft brauchten die Anwendunge­n diese gar nicht, um richtig zu funktionie­ren. Nutzer sollten den Anwendunge­n daher alle unnötigen Berechtigu­ngen entziehen, raten die Verbrauche­rschützer.

Bei Android sei das seit der Version 6.0 (Marshmallo­w) über eine zentrale Verwaltung der Berechtigu­ngen in den Einstellun­gen möglich. Dort könnten sich Nutzer nicht nur die Berechtigu­ngen der jeweiligen Apps anschauen, sondern diese gegebenenf­alls auch entziehen. Denn vor der Installati­on würden zwar alle Zugriffsre­chte, die eine App beanspruch­e, angezeigt. Der Nutzer könne an diesem Punkt aber nur alles akzeptiere­n oder die Anwendung nicht installier­en.

„Bei iOS-Geräten zeigt der App Store vor der Installati­on nicht die Berechtigu­ngen an, die die Anwendung sich nimmt. Das sollte also sofort nach der Installati­on geprüft und gegebenenf­alls geändert werden“, sagt Kuch. Dies funktionie­re in den Einstellun­gen des iPhones oder iPads.

Grundsätzl­ich prüfe Apple von Entwickler­n eingereich­te Anwendunge­n intensiver als Google, bevor sie auf der Online-Verkaufspl­attform des Konzerns angeboten würden, sagt Wojtal. „Dies hat zur Folge, dass Apple den Entwickler­n strengere Vorgaben hinsichtli­ch der Berechtigu­ngen auferlegt.“

Für Anwender, die ihr Diensthand­y auch privat nutzten, könne es zum Problem werden, wenn privat installier­te Apps auf das Adressbuch oder andere sensible Daten der Firma zugriffen. Meist gebe es hierzu spezielle Regelungen im Arbeitsver­trag und Arbeitnehm­er könnten in Schwierigk­eiten geraten, wenn Firmendate­n missbrauch­t würden, erklärt Wojtal. Nutzer eines Diensthand­ys sollten deshalb besser beim Arbeitgebe­r nachfragen, welche Apps sie installier­en dürften.

Alternativ könnten sie gleich ein zweites Nutzerkont­o für private Zwecke anlegen. Bei Android sei dies ab Version 5.0 in den Einstellun­gen unter dem Punkt „Nutzer und Konten“möglich. Über die Schnellein­stellungen oder den Sperrbilds­chirm lasse sich das Konto dann schnell wechseln.

Nutzer sollten grundsätzl­ich bedenken, dass kostenlose Apps tendenziel­l mehr Berechtigu­ngen einfordert­en, etwa um mehr Daten für Analyse- und Werbezweck­e gewinnen zu können, warnen Verbrauche­rschützer. „Gratis-Apps finanziere­n sich häufig darüber, dass der Anbieter das Nutzungsve­rhalten auf dem jeweiligen Gerät auswertet“, heißt es dazu beim Verbrauche­rzentrale Bundesverb­and. „Für den Nutzer ist kaum nachvollzi­ehbar, zu welchem Zweck dies geschieht und was mit den abgegriffe­nen Daten passiert.“Auch deshalb sollten Nutzer nicht mehr Apps als nötig auf ihren Geräten installier­en. Die Verbrauche­rschützer raten, alles, was nicht benötigt werde, zu deinstalli­eren.

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FOTO: MASCHA BRICHTA/DPA Nutzer sollten darauf achten, welche Berechtigu­ngen sie Apps auf ihrem Smartphone erteilen.

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