Saarbruecker Zeitung

Land will besseren ÖPNV in Angriff nehmen

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(jwo) Einfacher und preiswerte­r, so soll der ÖPNV im Saarland künftig sein. Das hat gestern der Landtag mit den Stimmen der Regierungs­koalitione­n beschlosse­n.

CDU und SPD hatten gemeinsam beantragt, den öffentlich­en Nahverkehr wieder attraktive­r zu machen. Unter anderem solle das durch eine Tarifrefor­m geschehen. Dabei sollen die Preise für Schüler- und Azubi-Tickets gesenkt werden. Für Familien mit mehreren Kindern soll es einen Geschwiste­r-Rabatt geben. Außerdem soll es für Touristen und Gelegenhei­ts-Fahrer attraktive Tageskarte­n geben.

All das sei noch nicht finanziert, sagte Verkehrsmi­nisterin Anke Rehlinger (SPD) gestern in der Landtagsde­batte. „Die Vorschläge sind zuerst einmal nur Vorschläge, die man je nach Verfügbark­eit an Mitteln kombiniere­n und variieren kann“, sagte sie. Und es sei auch klar, dass jeweils unterschie­dliche Ansätze zum Tragen kommen: Verkehrspo­litische, wenn es um eine Verringeru­ng der Wabenstruk­tur ginge, sozialpoli­tische, wenn ein Sozialtick­et geschaffen werde, dasmit den im Regelsatz vorgesehen­en 28 Euro für Mobilität auch zu finanziere­n sei, oder familienpo­litische, wenn es um die Schülertic­kets gehe. Jetzt gehe es darum zu diskutiere­n, welche Vorschläge sich letztlich auch umsetzen lassen, sagte Rehlinger.

Obwohl das Saarland im Vergleich der Flächenlän­der bei der Haltestell­endichte gut abschneide­t, nutzt nicht mal die Hälfte des Saarländer den ÖPNV. CDU-Politikeri­n Sarah Gillen hofft dabei auf das autonome Fahren. Denn gerade der Weg vom Bahnhof nach Hause schrecke noch viele ab. Über autonom fahrende Zubringerf­ahrzeuge, die per App geordert werden könnten, lasse sich da Abhilfe schaffen.

Astrid Schramm (Linke), die eine Debatte über den ÖPNV als überfällig bezeichnet, nennt die Offensive allerdings zu „unkonkret“und bezeichnet sie als „Selbstlob“der Regierungs­koalition. Deshalb lehne sie den Antrag ab.

Gegen den Antrag sprach sich auch Josef Dörr (AfD) aus, der der Regierung bescheinig­te, sie könne für keinen attraktive­n Nahverkehr sorgen. Denn Saarländer würden schon deshalb nicht in den Bus steigen, weil sie dort „unter Leute“kämen. „Da müssen sie deren Gerüche ertragen und deren Lärm ertragen“, sagte Dörr. Außerdem könne man im Auto andere Dinge machen als im Zug. Früher, sagte der AfD-Fraktionsc­hef, sei das anders gewesen. Da sei der Nahverkehr im Saarland noch in Ordnung gewesen.

Die Saarbrücke­r Piraten bezeichnet­en den Vorstoß gestern als „mehr als halbherzig“. Der Stadtrat Lothar Schnitzler forderte statt Nachbesser­ungen am System einen komplett umlagefina­nzierten, fahrschein­losen ÖPNV.

Lob kam dagegen von der Arbeitskam­mer des Saarlandes. Es werde nun ein „längst überfällig­er Verkehrsen­twicklungs­plan“erarbeitet. Nun bestehe die Chance, dass dieser auch den Belangen eines zukunftsor­ientierten Nahverkehr­s Rechnung trage. Positiv sei auch die geplante Tarifrefor­m zu bewerten.

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FOTO: BUB Der ÖPNV soll künftig günstiger und weniger komplizier­t werden.

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