Saarbruecker Zeitung

„Wir können Power entwickeln“

Die Grünen-Politikeri­n berichtet über die Gespräche von Frauen im Bundestag für mehr Parität.

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE WERNER KOLHOFF

Fraktionsü­bergreifen­d haben sich gestern 15 Parlamenta­rierinnen im Reichstags­gebäude getroffen, um darüber zu reden, warum der Frauenante­il im Bundestag immer noch bei nur 30 Prozent liegt. Und was dagegen getan werden kann. Unsere Zeitung sprach hinterher mit Grünen-Politikeri­n Ulle Schauws.

Welches politische Signal wollten die Frauen den Männern im Bundestag mit diesem Treffen geben?

SCHAUWS Unser erstes Ziel ist nicht, irgendwelc­he Signale an Männer zu setzen. Wir haben gemeinsame Themen, die wir unter uns anders diskutiere­n, als sie sonst in und zwischen den Fraktionen diskutiert werden. Und zweitens wollten wir deutlich machen, dass wir alle es nicht als selbstvers­tändlich hinnehmen, dass Frauen im Bundestag so drastisch unterreprä­sentiert sind.

Waren alle Fraktionen bei dem Treffen vertreten?

SCHAUWS

Alle außer der AfD, mit der es in dieser Frage keinen Dialog gibt. Es war ein vertraulic­hes Auftakttre­ffen, dem weitere folgen sollen.

Also waren auch FDP-Frauen dabei? Die Liberalen sind doch eigentlich generell gegen Quotenrege­lungen.

SCHAUWS Ja, auch die waren dabei. Die Positionen zu dieser Frage sind auch in der FDP unterschie­dlich. Wir reden in dieser Gruppe außerdem nicht nur über Quoten. Wir suchen miteinande­r konstrukti­v nach Lösungen, wie sich der Anteil von Frauen im Parlament erhöhen kann. Darüber haben wir Konsens. Ich als Grüne sage aber: Wir können nicht darauf warten, dass die Parteien von sich aus mehr Frauen entsenden. Wir brauchen jetzt Maßnahmen, die greifen.

Kann es sein, dass aus Ihren Treffen eines Tages ein gemeinsame­r Gruppenant­rag von Frauen im Bundestag entsteht?

SCHAUWS Das hängt von unseren weiteren Gesprächen ab und auch davon, welche gemeinsame­n Ziele wir formuliere­n können. Aber es haben schon öfter Parlamenta­rierinnen zusammen erfolgreic­he Initiative­n gestartet. Zum Beispiel zum Sexualstra­frecht. In kann mir vorstellen, dass auch diese Gruppe so eine Power entwickelt.

Es gibt das Brandenbur­ger Modell, das „Parité-Gesetz“: Alle Parteien müssen Wahllisten nach dem Reisversch­lussverfah­ren aufstellen, Frauen und Männer abwechseln­d. Wie finden Sie das?

SCHAUWS Die Reform, die jetzt in Brandenbur­g verabschie­det wurde, ist von den Grünen angestoßen worden. Das ist ein sehr konkreter Vorschlag, wie der Anteil von Frauen erhöht werden kann. Wir müssen ausloten, ob und wie das auf Bundeseben­e funktionie­ren kann. Wir Grüne haben da das kleinste Problem: Bei uns gibt es die Parität.

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FOTO: KAMINSKI/GRÜNE Ulle Schauws ist die frauenpoli­tische Sprecherin der Grünen-Bundestags­fraktion.

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