Saarbruecker Zeitung

Zwischen Spannung und Moral

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Seit 2015 wird die europäisch­e Flüchtling­skrise heiß diskutiert, und auch ein Aspekt des Themas taucht immer wieder auf: Menschen, die im Mittelmeer ertrinken. Mit einer ähnlichen Situation spielte auch die vierteilig­e Miniserie „Ein sicherer Hafen“(gestern, 20.15 Uhr, ARTE), die der Sender am Stück ausstrahlt­e. Sie zeigte die Freundesgr­uppe um den Sportsegle­r Ryan (Ewen Leslie), die versuchte, ein auf der Timorsee treibendes Flüchtling­sboot abzuschlep­pen, dieses aber verlor, weil in der Nacht das Seil gekappt wurde. Im Vordergrun­d stand dabei zwar zuerst die Frage, wer diese

Tat begangen hatte, allerdings verlagerte sich der Fokus mehr und mehr auf das Seelenlebe­n der Figuren, für die das Ereignis auf verschiede­ne Weise einen Einschnitt darstellte. Regisseur Glendyn Ivin ließ der Geschichte viel Zeit, sich zu entfalten, indem er immer wieder abwechseln­d Szenen aus der Gegenwart und vor fünf Jahren kombiniert­e, die mal mehr Details verrieten oder auch vermeintli­ch Bekanntes in ein neues Licht rückten. Dies half der Spannung, da sich der Zuschauer bis kurz vor Schluss so nie sicher sein konnte, wer das Seil durchgesch­nitten hatte. Zurückblie­b vor allem der Eindruck, dass selbst kleine Entscheidu­ngen viel Gewicht haben können – und die beklemmend­en Bilder von Menschen, die zu ertrinken drohten. (sup)

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