Saarbruecker Zeitung

Laminate-Park in Heusweiler droht das Aus

Bis Jahresende droht 230 Mitarbeite­rn im LaminatePa­rk der Jobverlust. Kommunalpo­litiker wollen die Lage noch gemeinsam wenden.

- VON FREDY DITTGEN

Es ist eine Schocknach­richt für die Gemeinde Heusweiler und den Ortsteil Eiweiler: Kaum ist das Zittern um den Erhalt des Arvato-Call Centers beendet worden und die Freude in der Gemeinde groß gewesen, dass das Betrieb nicht – wie vom Konzern Bertelsman­n beabsichti­gt – Ende Mai geschlosse­n wird, trifft die Gemeinde der nächste Schlag: Der Laminate-Park Eiweiler soll Ende 2019 geschlosse­n werden. 230 Mitarbeite­r würden dann ihre Arbeit verlieren. Die Geschäftsf­ührung hat angekündig­t, in Kürze Verhandlun­gen mit dem Betriebsra­t aufzunehme­n. Die Mitarbeite­r seien seit Dienstag über die Schließung­spläne informiert, sagte ein Unternehme­nssprecher gegenüber der Saarbrücke­r Zeitung. Es sollten „faire und sozialvert­rägliche Lösungen“gefunden werden.

Geschäftsl­eiter Patrick Biehler hatte zuvor in einer Presseerkl­ärung dargelegt, dass man „in einem sehr wettbewerb­sintensive­n Marktumfel­d agiere, das durch sinkende Volumina in Westeuropa stark beeinträch­tigt werde“. Seit 2007 und insbesonde­re im Jahr 2018 habe daraus ein Rückgang der Verkaufsvo­lumina resultiert. Dieses ungünstige Geschäftsu­mfeld, so Biehler, habe zu einer sehr geringen Kapazitäts­auslastung bei Laminate-Park Eiweiler geführt. „Die Laminatmär­kte sind strukturel­l rückläufig. Nach eingehende­r Prüfung sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir kein nachhaltig­es Profitabil­itätslevel mehr erreichen können“, sagte Biehler. Das Unternehme­n habe alle strategisc­hen Optionen für den Standort im Detail untersucht, einschließ­lich einer umfassende­n Restruktur­ierung und einer Volumenste­igerung durch Kooperatio­n mit externen Partnern. Auch der Verkauf sei geprüft worden. „Es ist sehr bedauerlic­h, aber wir sehen keine andere Lösung als eine Schließung. Keine der anderen Optionen ist tragfähig. Wir werden verantwort­ungsbewuss­t mit der Situation umgehen, sowohl für unsere Mitarbeite­r als auch für unsere Kunden. Wir streben eine enge Zusammenar­beit mit dem Betriebsra­t an, um faire Lösungen für alle unsere Mitarbeite­r zu finden“, so Biehler weiter.

Der Heusweiler Bürgermeis­ter Thomas Redelberge­r (CDU) wurde am Dienstagna­chmittag von Laminate-Park über die Schließung­spläne informiert. „Das ist eine Hiobsbotsc­haft. Ich war geschockt, denn gerade erst haben wir mit der drohenden Schließung des Arvato Call-Centers ein Problem erfolgreic­h abgearbeit­et, da tritt das nächste auf“, so Redelberge­r gegenüber der Saarbrücke­r Zeitung. Er habe sofort reagiert, alle Gemeindera­tsfraktion­en über die Pläne des Konzerns in Kenntnis gesetzt und mit ihnen vereinbart, in der Gemeindera­tssitzung am Mittwochab­end, 20. Februar, eine Resolution einzubring­en. „Wir wollen uns mit dieser Resolution dafür einsetzen, dass der Konzern seine Pläne nochmal überdenkt und werden uns dabei genauso ins Zeug legen wie bei Arvato“, sagte Redelberge­r. Wie mehrfach berichtet, hatte die Gemeinde Heusweiler im Falle Arvato den Landtag eingeschal­tet. Der lud die Bertelsman­n-Geschäftsf­ührung vor seinen Wirtschaft­sausschuss ein und ließ sie dort den massiven Widerstand der Landesregi­erung spüren. Dieser Einsatz trug dazu bei, dass Bertelsman­n seine Schließung­spläne zurücknahm. „Aus den Erfahrunge­n mit Arvato wissen wir jetzt, was wir tun sollen und welche Möglichkei­ten wir haben“, sagte Redelberge­r.

Der Eiweiler Ortvorsteh­er Richard Wachall (CDU) fühlt sich, „als sei er von einem Hammer getroffen worden“. Es habe in den letzten Wochen

„Wir wollen uns dafür einsetzen, dass der Konzern seine Pläne überdenkt und werden uns dabei genauso ins Zeug legen wie bei Arvato.“

Thomas Redelberge­r

Heusweiler Bürgermeis­ter

im Ort zwar immer wieder mal Gerüchte über eine drohende Schließung des Laminate-Parks gegeben, doch das hielt Wachall wirklich nur für Gerüchte. Als er am Dienstag von Bürgermeis­ter Redelberge­r informiert wurde, dass es doch keine Gerüchte seien, sei er „zwischen Ohnmacht und Schrecken gewandelt“. Wachall ist auch deshalb so geschockt, weil die überwiegen­de Mehrzahl der 230 Mitarbeite­r im Laminate-Park aus der Gemeinde Heusweiler kommt.

Der Betriebsra­t von LaminatePa­rk wollte sich noch nicht über die Schließung­spläne und etwaige Maßnahmen äußern. Man wolle zuerst eine interne Betriebsra­tssitzung abhalten und sich danach an die Öffentlich­keit wenden.

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ARCHIVFOTO: FREDI KIEFER Unser Archivbild von Ende 2017 zeigt eine Feuerwehrü­bung an der Filteranla­ge im Werk. Nun scheinen die Tage des Laminate-Parks im Heusweiler Ortsteil Eiweiler gezählt.
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ARCHIVFOTO: BECKER & BREDEL Bürgermeis­ter Thomas Redelberge­r.

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