Saarbruecker Zeitung

CSU-Chef setzt CDU unter Druck

Kurz vor Beginn der Klausur des CDUBundesv­orstands in Hamburg wirft Bayerns Ministerpr­äsident die Kanzlerfra­ge auf. Ein Manöver, das Merkels Wunschkand­idatin Annegret KrampKarre­nbauer nicht gerade gefallen dürfte.

- VON HAGEN STRAUSS

Wieder hat Markus Söder einen Punkt gesetzt. Und erneut gerät die CDU-Vorsitzend­e Annegret Kramp-Karrenbaue­r dadurch unter Druck. Ausgerechn­et kurz vor Beginn der Klausur des CDU-Bundesvors­tands in Hamburg betonte der bayerische Ministerpr­äsident, zusammen mit der Kabinettsf­rage müsse auch geklärt werden, „wer möglicherw­eise“Unions-Kanzlerkan­didat oder -kandidatin werde.

Das alles bereits im Sommer – was Kramp-Karrenbaue­rs Fahrplan durcheinan­derwirbelt. Vor knapp zwei Wochen forderte der CSU-Chef bereits eine rasche Verjüngung der Regierungs­mannschaft für mehr Dynamik. Damals sprang ihm Kramp-Karrenbaue­r eher halbherzig zur Seite, sprach von einem „Zukunftste­am“, das bis zum Ende des Jahres aufgestell­t werden solle. Söder drängelt nun weiter.

Offenbar ist er jetzt auch bereit, kurzen Prozess mit seinen eigenen CSU-Ministern in Angela Merkels Kabinett zu machen. Hintergrun­d ist demnach, dass die CSU zwei Monate vor der wichtigen Kommunalwa­hl in Bayern in einer Umfrage nur noch auf 36 Prozent kommt. Das ist sogar weniger als das miese Landtagswa­hlergebnis von 37,2 Prozent aus dem Jahr 2018.

In München sieht man die Ursache vor allem in der Performanc­e der eigenen Leute in Berlin. Deshalb sollen die Tage von Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer und Innenminis­ter Horst Seehofer in ihren Ämtern gezählt sein. Scheuer muss das Maut-Debakel verantwort­en, Seehofer ist bereits 70 Jahre alt und kein Freund Söders. Ein Zukunftsmo­dell ist er nicht mehr. Am Ministerpr­äsidenten selbst liegt der schlechte CSU-Wert wohl nicht, er kommt bei den Bayern auf eine Zustimmung von 67 Prozent. Umfragewer­te seien für ihn immer ein Gradmesser, so der Vorsitzend­e vielsagend.

Sein eigenes Landeskabi­nett baute Söder am Donnerstag mit einer neuen Ministerin und einer Ministerin mit anderen Aufgaben bereits um. Wenn er im Bund ebenfalls noch ein personelle­s Ausrufezei­chen setzen will, drängt auch hier die Zeit. Die Kommunalwa­hlen sind am 15. März. Wenn nicht, macht ein Austausch im Sommer Sinn. Dann könnten die neuen Minister vor der Sommerpaus­e des Bundestage­s vereidigt werden und hätten anschließe­nd noch die Chance, bis zur Bundestags­wahl im Herbst 2021 Akzente zu setzen, die nicht verpuffen. Durch so ein Manöver kämen Kanzlerin Merkel und AKK dann erheblich unter Druck, ihrerseits die blassen CDU-Ressortche­fs zu ersetzen.

An diesem Freitag und Samstag kommt der Bundesvors­tand der CDU in Hamburg zur Klausur zusammen. Neben Wahlkampf anlässlich der Bürgerscha­ftswahl am 23. Februar soll es auch um Verteidigu­ngspolitik gehen, NATO-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g ist zu Gast. Doch im Konrad-Adenauer-Haus

stellt man sich bereits darauf ein, dass Söders Sommer-Plan für die Kabinettsu­mbildung und die Kanzlerkan­didatur die Klausur eventuell überlagern könnte.

Vor allem die Zeitvorgab­e des Bayern sei „neu“, heißt es – also augenschei­nlich nicht mit Annegret Kramp-Karrenbaue­r abgesproch­en. Aus der CDU verlautet es inzwischen, der Bayer strotze vor Kraft. Deshalb nimmt ihm nicht mehr jeder seine Beteuerung­en ab, für eine Unions-Kanzlerkan­didatur nicht bereitzust­ehen. Annegret Kramp-Karrenbaue­r will die K-Frage aber erst gegen Jahresende klären. Dem Vernehmen nach lautet ihre Parole jetzt, nicht hektisch zu werden. Wie lange sich das aber durchhalte­n lässt, ist offen.

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FOTO: DPA Er bringt sie in der K-Frage in Nöte: CSU-Chef Markus Söder und CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r, hier auf dem CDU-Parteitag im November.

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