Saarbruecker Zeitung

Aufgeladen­er Auftakt der Grünen Woche in Berlin

-

BERLIN (dpa) „Fridays for Future“will auch da sein. Wenn von diesem Freitag an Tausende Landwirte und Verbrauche­r zur Agrarmesse Grüne Woche nach Berlin kommen, könnten sie Vertreter der jungen Klimaschüt­zer direkt vor Ort treffen. Es soll Diskussion­en geben – und einen eigenen Stand. Überhaupt ist der traditione­lle Jahresauft­akt der Ernährungs­branche diesmal politisch besonders aufgeladen. Bei vielen Bauern brodelt es. Nach Traktor-Protesten in der halben Republik sagte ihnen Kanzlerin Angela Merkel mehr Gehör bei neuen Umweltaufl­agen zu. Für die erwarteten 400 000 Messebesuc­her geht es bis zum 26. Januar aber auch ums Sehen, Riechen und: Schmecken.

In der Hauptstadt präsentier­en sich mehr als 1800 Aussteller aus Landwirtsc­haft, Ernährungs­industrie und Gartenbau. Partnerlan­d ist diesmal Kroatien. Viele Bauern sehen sich dabei selbstbewu­sst als Klimaprakt­iker. Im „Erlebnisba­uernhof“auf dem Messegelän­de will sich die Branche auch diesem Thema stellen, 100 Landwirte sollen als „Agrarscout­s“für Besucherfr­agen da sein. „Wir wollen Naturschut­z gemeinsam nach vorne bringen, nicht einfach Verbote als Basis“, argumentie­rte Bauernpräs­ident Joachim Rukwied. „Es geht uns nicht um das Ob, sondern ausschließ­lich um das Wie.“Helfen sollen auch Traktoren, die mit Strom oder Biokraftst­off laufen, und Futtermitt­el aus der Region.

Eine grundlegen­de „Agrarwende“fordert ein Bündnis, das wieder parallel zur Messe Tausende Demonstran­ten auf die Straßen Berlins bringen will. „Wir haben es satt“, lautet seit Jahren das Motto. Es geht um mehr Umwelt-, Klima- und Tierschutz. Also zum Beispiel auch weniger Unkrautgif­te, Gülle, Importfutt­er und Lebensmitt­elexporte. „Die Agrarindus­trie heizt die Klimakrise und gesellscha­ftliche Konflikte gefährlich an“, heißt es im Aufruf mehrerer Natur- und Tierschutz­verbände, kirchliche­r und bäuerliche­r Organisati­onen.

Zum Auftakt der Grünen Woche meldete sich auch Bundesland­wirtschaft­sminister Julia Klöckner (CDU) zu Wort. Sie erinnerte daran, dass bis 2050 die weltweite landwirtsc­haftliche Produktion um 70 Prozent erhöht werden müsse, um die wachsende Weltbevölk­erung satt zu machen. Auch mit Blick auf die Klimaprote­ste warb sie für Realismus. „Wir werden nicht mit romantisie­renden Bullerbü-Vorstellun­gen zurück zu einer vormoderne­n Landwirtsc­haft kehren.“Damit seien die Menschen nicht zu ernähren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany