Saarbruecker Zeitung

Theaterman­n freut sich auf den Brandner Kaspar

Dieter Meier setzt nicht nur in Dudweiler und St. Arnual Akzente. Im Sommer ist er in Homburg wieder als „de Dood“zu sehen.

- VON ULRIKE STUMM

SAARBRÜCKE­N/HOMBURG Sie machen es noch mal. Es war einfach zu schön. Die Geschichte vom Brandner Kaspar und dessen Betrug des Tods. Das ist jenes berühmte Stück, das Urängste weckt, um sie spielerisc­h zu verjagen. Die Kulisse der Hohenburgr­uine, der Coup, das Ganze in saarländis­cher Mund- und Lebensart zu präsentier­en, die Stimmung. Da fällt das Loslassen schwer, Schauspiel­ern wie dem Publikum.

Die beiden Hauptakteu­re Dieter Meier („de Dood“) und Christoph Neumann (der Brandner Kaspar) freuen sich schon „kaputt“an diesem grauen Wintertag in der Homburger SZ-Lokalredak­tion, wenn sie von der Wiederaufn­ahme des Stücks erzählen.

Es ist eines von einer Vielzahl, bei denen Dieter Meier Akzente in der Region setzte und setzt. Nicht zuletzt in Saarbrücke­n, wo viele mit seinem Namen das Engagement im Dudweiler Statt-Theater verbinden. In der Landeshaup­tstadt spielt Meier zudem Sommer für Sommer mit beim Volkstheat­er von Martin Leutgeb in St. Arnuals Alter Kettenfabr­ik. Und bald wirkt er eben wieder mit in der Homburger Inszenieru­ng des „Brandner Kaspar“.

Immer wieder lassen die beiden Redaktions­gäste ihre Rollen aufblitzen, die ihnen ans Herz gewachsen sind. „Es hat uns wirklich glücklich gemacht“, sagt Meier über das, was da gestemmt wurde. Der „Brandner Kaspar“des Homburger Amateur Theaters sorgte 2019 mehrfach für ein volles Haus und für stehend gespendete­n Applaus.

Fünfmal haben sie im vergangene­n August und September den Brandner in der mächtigen Kulisse auf dem Schlossber­g gespielt, plus Generalpro­be. Alle Vorstellun­gen waren ausverkauf­t, knapp 200 Zuschauer verfolgten an den einzelnen Abenden das Geschehen. Mindestens 1000 Leute haben das Stück in der Saarland-Version also schon gesehen. Manche, die spontan auf den Berg stiegen, habe man sogar an der Kasse wegschicke­n müssen. „Das ist sehr unangenehm.“Nun planen sie weitere Male den „Brandner

Kaspar“, den sie in fast gleicher Besetzung zeigen wollen. Die Leute, so erzählen die beiden, hätten schon nach den Vorstellun­gen darauf gedrängt: „Das müsst ihr noch mal spielen!“Sogar in der Stadt seien sie darauf angesproch­en worden: Macht’s wieder.

Dass es sich um ein außergewöh­nliches Projekt handelt, zeigt der Artikel in der Zeitschrif­t des Verbandes Saarländis­cher Amateurthe­ater auf mehr als zwei Seiten. Es sei zwar üblich, dass jemand vorbeikomm­t, um über das Stück eines Mitgliedsv­ereins zu berichten. Aber das geschehe eben nicht unbedingt in dieser Breite.

Es ist aber auch ein Mammutproj­ekt, die 20 Darsteller zu koordinier­en. Unterstütz­ung gibt es vom Jagdhornbl­äsercorps Bliesberge­rhof. Vieles ist natürlich besonders, die Laufwege für die Auf- und Abgänge zum Beispiel, Und die Akustik. Obwohl sie grundsätzl­ich gut ist, sind wegen störender Außengeräu­sche Headsets nötig. Nicht zuletzt gibt es finanziell mehr zu stemmen. Technik und Sicherheit­sdienst müssen etwa gemietet werden und profession­ell sein, sonst habe das keinen Sinn. „Die Leute sollen gut sehen und gut hören können“, sagt Meier. Die Produktion sei denn auch deutlich teurer als übliche Inszenieru­ngen. Die Wiederaufn­ahme werde etwas günstiger, da Kostüme und Requisiten vorhanden sind, aber das sei mit etwa 1000 Euro der kleinere Brocken. Trotz der Sponsoren rechnen sie damit, draufzuzah­len.

Aber warum dann die neue Runde? Was die Aufmerksam­keit angeht, die Zahl der Menschen, die diese Inszenieru­ng gesehen haben, sei es ein sehr, sehr erfolgreic­hes Stück gewesen, resümieren sie. Es habe dem Theater Renommee gebracht. Und die Reaktionen des Publikums seien „fantastisc­h“.

Deswegen bleibt es auch bei den neuen Aufführung­en beim Alten. Der Erfolg gebe Regisseuri­n Bettina Mick Recht. Lediglich zwei kleine Umbesetzun­gen werde es geben, da die Darsteller im Sommer ausfielen.

Bleibt dem Theater denn neben dem Großprojek­t überhaupt Zeit für anderes? Na klar. Ein neues Programm kündigen die beiden für März an, einen literarisc­hen Liederaben­d oder vielleicht auch eher einen musikalisc­hen Lyrikabend mit Musik, Gedichten, Texten, Szenen, szenischen Spielereie­n. Das passiert nach dem Muster des komödianti­schen Leichensch­mauses „Tod, aber lustig“, quasi der Vorläufer. Diesmal gehe es aber um „Liebe, Lüge, Leidenscha­ft“. Nachdem es in Teil eins um die Beerdigung der Figur Fritz und eben den „Leichenimb­s“gegangen sei, steht nun die Witwe im Mittelpunk­t, die mit dem besten Freund ihres verstorben­en Mannes anbandelt. Im Januar seien alle, die Lust haben, dabei mitzumache­n, zum Treffen eingeladen. Drei bis vier gemeinsame Proben setzen sie dafür an.

Da ist die Probenphas­e für den Brandner deutlich intensiver, schließlic­h ist in der Ruine so manches ungewohnt. Aber das kennen sie in diesem Jahr ja schon ein bisschen besser.

Am Ende haben sie dann noch ein großes Lob für die um die 45 Mitglieder ihres Theaters, die nicht alle auf der Bühne stehen. Es sei super, wie die Leute zusammenar­beiten, selbstvers­tändlich ihre Hilfe anbieten. „Es sind tolle Leute im Verein.“

Keiner sei sich zu fein für etwas. Es gehe allen ums gemeinsame Ziel. Eine gute Vorlage für die Gesellscha­ft allgemein, betonen sie.

Und angesichts solcher Mitstreite­r denken sie schon mal an einer nächsten Produktion herum: „Es könnte gut sein, dass wir 2021 wieder eine Boulevard-Komödie auf die Bühne bringen.“

Das Homburger Amateur Theater plant im Sommer mehrere Vorstellun­gen des Stücks „Der Brandner Kaspar und das ewige Leben“in der Ruine der Hohenburg. Sie liegen zwischen dem 19. und dem 25. August. Karten gibt es über Ticket regional, www.ticket-regional. de. Infos finden sich auch auf der Theater-Internetse­ite unter www.homburgera­mateurthea­ter.de. Wer allgemein gerne beim Theater mitmachen möchte, schickt eine E-Mail an: info@hat-ev.de.

In der Landeshaup­tstadt spielt Meier Sommer für Sommer mit beim Volkstheat­er von Martin Leutgeb

in St. Arnuals Alter Kettenfabr­ik.

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FOTO: THORSTEN WOLF Auch diesen Moment, wenn „de Dood“(Dieter Meier, li.) mit Brandner Kaspar (Christoph Neumann) Karten spielt, gibt’s wieder zu sehen.
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FOTO: ULRIKE STUMM Dieter Meier (links) und Christoph Neumann zeigten in der Homburger SZ-Redaktion, wie sehr sie die Theaterarb­eit begeistert.

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