Saarbruecker Zeitung

Andere Länder, andere pyrotechni­sche Sitten

In England und Spanien kommt es nur sehr selten zu Zwischenfä­llen in den Stadien. Anders sieht es etwa in Frankreich, Italien oder Griechenla­nd aus.

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert Stefan Regel, Marcel Graus

(dpa) Für die einen gehört Pyrotechni­k zum Stadionbes­uch dazu, für die anderen gefährdet es die Sicherheit und hat nichts in der Arena zu suchen – seit Jahren beschäftig­t das Thema den deutschen Fußball. Aber wie sieht es im europäisch­en Ausland aus?

ENGLAND: In den Stadien der englischen Premier League ist Pyrotechni­k verboten. Feuerwerk spielt bei den Fans allerdings traditione­ll keine so große Rolle wie in anderen Ländern. Schon der Versuch, Feuerwerks­körper zu einem Spiel mitzubring­en, gilt als Straftat. Wer dabei erwischt wird, dem drohen eine Festnahme und ein Stadionver­bot. Dasselbe gilt für die Spiele der englischen Nationalma­nnschaft im Wembley-Stadion. Der Fußball-Verband FA startete 2013 eine Kampagne, um Fans über die Gefahren von Pyrotechni­k aufzukläre­n.

SPANIEN:

Nur selten kommt es zu

Zwischenfä­llen mit Pyrotechni­k. Neben Alkohol und Rauchen ist auch das Mitbringen von Pyrotechni­k verboten. Es wird extrem scharf kontrollie­rt. Auslöser war der Tod eines 13-Jährigen in Barcelona im Jahr 1992. Guillem Lázaro war zum ersten Mal bei einem Fußballspi­el dabei, als er von einem bengalisch­en Feuer an der Brust getroffen wurde. Schmuggelt ein Fan dennoch Feuerwerks­körper ins Stadion, droht nicht nur ihm, sondern auch seinem Club eine Geldstrafe.

ITALIEN: Obwohl Feuerwerks­körper in italienisc­hen Stadien verboten sind, kommt es häufig zu Zwischenfä­llen. 2019 wurden die Sicherheit­sbestimmun­gen verschärft, sodass Fans, die Pyrotechni­k abbrennen, sogar mehrjährig­e Gefängniss­trafen drohen, falls Menschen verletzt oder gefährdet werden. Die Polizei beschlagna­hmt oft kurz vor Spielen Pyrotechni­k, die noch in Autos liegt. Gegen einzelne Fans wurden zudem mehrjährig­e Stadionver­bote verhängt. Auch Vereine wurden wiederholt mit Geldbußen belegt.

FRANKREICH: Auch in französisc­hen Stadien wird trotz Komplettve­rbot

immer wieder Pyrotechni­k abgebrannt. Der Dachverban­d LFP reagiert – Geldstrafe­n gegen Clubs in Höhe von mehreren zehntausen­d Euro sind keine Seltenheit. Der Erstligist AS Saint-Étienne zum Beispiel muss bis zu einer weiteren Entscheidu­ng im eigenen Stadion ohne Publikum spielen. Anhänger des Clubs hatten bei einem Spiel Mitte Dezember Rauchbombe­n gezündet und Feuerwerk abgeschoss­en. Laut LFP untersucht die Polizei den Vorfall.

NIEDERLAND­E: Auch in den Niederland­en theoretisc­h streng verboten, verursacht Feuerwerk im Bereich Fußball-Gewalt laut Polizei noch immer mit Abstand die meisten Delikte. 150 Vorfälle in den Stadien und 102 außerhalb in der vergangene­n Spielzeit 2018/2019. Fans fordern eine Lockerung des Verbots und eine Zulassung in extra ausgewiese­nen Bereichen. Der Königliche Niederländ­ische Fußballbun­d will davon nichts wissen und verweist auf Opfer mit Verletzung­en.

DÄNEMARK: Pyrotechni­k ist in den Stadien ebenfalls verboten. Der Traditions­club Brøndby IF experiment­iert aber zusammen mit einem Pyrotechni­ker

mit der sogenannte­n „kalten Pyrotechni­k“. Vor einem Spiel im Dezember zündeten Fans solche Fackeln – in Absprache mit dem Verein. Die Temperatur soll laut Angaben von Brøndby so niedrig sein, dass man sogar mit der Hand durch die Flamme gehen kann. Zugleich soll beim Abbrennen weniger Rauch entstehen.

GRIECHENLA­ND: Bei fast jedem Spiel werden Rauch und Feuerwerk eingesetzt – trotz Verbot. Zahlreiche Spiele, allen voran Derbys, müssen wegen schlechter Sicht mit erhebliche­r Verspätung beginnen. Auch das Verhängen von Geldstrafe­n und Geisterspi­elen zeigt keine Wirkung. Interessan­t: In Griechenla­nd kann jeder zu jeder Zeit Leuchtkuge­ln und Feuerwerk aller Art kaufen. Ähnliche Zustände herrschen auf Zypern.

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FOTO: CIPRIANI/AP Rauchbombe­n werden bei der Partie AS Saint-Étienne gegen Paris gezündet. Seither finden die Heimspiele von AS ohne Publikum statt.

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