Andere Länder, andere pyrotechnische Sitten
In England und Spanien kommt es nur sehr selten zu Zwischenfällen in den Stadien. Anders sieht es etwa in Frankreich, Italien oder Griechenland aus.
(dpa) Für die einen gehört Pyrotechnik zum Stadionbesuch dazu, für die anderen gefährdet es die Sicherheit und hat nichts in der Arena zu suchen – seit Jahren beschäftigt das Thema den deutschen Fußball. Aber wie sieht es im europäischen Ausland aus?
ENGLAND: In den Stadien der englischen Premier League ist Pyrotechnik verboten. Feuerwerk spielt bei den Fans allerdings traditionell keine so große Rolle wie in anderen Ländern. Schon der Versuch, Feuerwerkskörper zu einem Spiel mitzubringen, gilt als Straftat. Wer dabei erwischt wird, dem drohen eine Festnahme und ein Stadionverbot. Dasselbe gilt für die Spiele der englischen Nationalmannschaft im Wembley-Stadion. Der Fußball-Verband FA startete 2013 eine Kampagne, um Fans über die Gefahren von Pyrotechnik aufzuklären.
SPANIEN:
Nur selten kommt es zu
Zwischenfällen mit Pyrotechnik. Neben Alkohol und Rauchen ist auch das Mitbringen von Pyrotechnik verboten. Es wird extrem scharf kontrolliert. Auslöser war der Tod eines 13-Jährigen in Barcelona im Jahr 1992. Guillem Lázaro war zum ersten Mal bei einem Fußballspiel dabei, als er von einem bengalischen Feuer an der Brust getroffen wurde. Schmuggelt ein Fan dennoch Feuerwerkskörper ins Stadion, droht nicht nur ihm, sondern auch seinem Club eine Geldstrafe.
ITALIEN: Obwohl Feuerwerkskörper in italienischen Stadien verboten sind, kommt es häufig zu Zwischenfällen. 2019 wurden die Sicherheitsbestimmungen verschärft, sodass Fans, die Pyrotechnik abbrennen, sogar mehrjährige Gefängnisstrafen drohen, falls Menschen verletzt oder gefährdet werden. Die Polizei beschlagnahmt oft kurz vor Spielen Pyrotechnik, die noch in Autos liegt. Gegen einzelne Fans wurden zudem mehrjährige Stadionverbote verhängt. Auch Vereine wurden wiederholt mit Geldbußen belegt.
FRANKREICH: Auch in französischen Stadien wird trotz Komplettverbot
immer wieder Pyrotechnik abgebrannt. Der Dachverband LFP reagiert – Geldstrafen gegen Clubs in Höhe von mehreren zehntausend Euro sind keine Seltenheit. Der Erstligist AS Saint-Étienne zum Beispiel muss bis zu einer weiteren Entscheidung im eigenen Stadion ohne Publikum spielen. Anhänger des Clubs hatten bei einem Spiel Mitte Dezember Rauchbomben gezündet und Feuerwerk abgeschossen. Laut LFP untersucht die Polizei den Vorfall.
NIEDERLANDE: Auch in den Niederlanden theoretisch streng verboten, verursacht Feuerwerk im Bereich Fußball-Gewalt laut Polizei noch immer mit Abstand die meisten Delikte. 150 Vorfälle in den Stadien und 102 außerhalb in der vergangenen Spielzeit 2018/2019. Fans fordern eine Lockerung des Verbots und eine Zulassung in extra ausgewiesenen Bereichen. Der Königliche Niederländische Fußballbund will davon nichts wissen und verweist auf Opfer mit Verletzungen.
DÄNEMARK: Pyrotechnik ist in den Stadien ebenfalls verboten. Der Traditionsclub Brøndby IF experimentiert aber zusammen mit einem Pyrotechniker
mit der sogenannten „kalten Pyrotechnik“. Vor einem Spiel im Dezember zündeten Fans solche Fackeln – in Absprache mit dem Verein. Die Temperatur soll laut Angaben von Brøndby so niedrig sein, dass man sogar mit der Hand durch die Flamme gehen kann. Zugleich soll beim Abbrennen weniger Rauch entstehen.
GRIECHENLAND: Bei fast jedem Spiel werden Rauch und Feuerwerk eingesetzt – trotz Verbot. Zahlreiche Spiele, allen voran Derbys, müssen wegen schlechter Sicht mit erheblicher Verspätung beginnen. Auch das Verhängen von Geldstrafen und Geisterspielen zeigt keine Wirkung. Interessant: In Griechenland kann jeder zu jeder Zeit Leuchtkugeln und Feuerwerk aller Art kaufen. Ähnliche Zustände herrschen auf Zypern.