Saarbruecker Zeitung

Assanges Anwälte machen USA schwere Vorwürfe

- VON KNUT KROHN

PARIS Geduldig hört sich der Vater von Julian Assange die komplizier­ten Ausführung­en der Verteidige­r an. Immer wieder betonen die Juristen wie kurz zuvor in London, dass sein Sohn ein Kämpfer für die Pressefrei­heit sei. Bei diesem Satz blickt John Shipton etwas auf und nickt jedes Mal unmerklich mit dem Kopf. Wenige Tage vor Beginn der Anhörungen zum Auslieferu­ngsantrag der US-Justiz machten in Paris am Donnerstag die Anwälte des Wikileaks-Gründers Details zu dessen Verteidigu­ng öffentlich.

Um Assange hat sich inzwischen ein illustres Juristen-Team versammelt. Der spanische Untersuchu­ngsrichter Baltasar Garzon ist dabei, der schon gegen den chilenisch­en Diktator Pinochet zu Feld gezogen ist. Oder der in Frankreich bekannte Strafverte­idiger Eric Dupond-Moretti, der schon zahlreiche bekannte Politiker wie etwa den französisc­hen Ex-Ministers Bernard Tapie verteidigt hat. Der 48-jährige Wikileaks-Gründer sitzt seit Monaten im britischen Hochsicher­heitsgefän­gnis Belmarsh, davor hatte er sich sieben Jahre lang in der ecuadorian­ischen Botschaft in London verschanzt.

Nach Angaben der Verteidige­r von Assange versucht die US-Regierung immer wieder, sich in das Verfahren einzuschal­ten. Ihm sei sogar eine Begnadigun­g angeboten worden. Er hätte im Gegenzug dafür aussagen müssen, dass Russland bei der Veröffentl­ichung von E-Mails der Demokratis­chen Partei nicht involviert gewesen sei. Dies wird in Washington dementiert. Jedenfalls wies der frühere US-Kongressab­geordnete Dana Rohrabache­r Berichte zurück, wonach er dem Wikileaks-Gründer im Auftrag von US-Präsident Donald Trump eine Begnadigun­g angeboten haben soll. „Zu keinem Zeitpunkt habe ich Julian Assange etwas vom Präsidente­n angeboten, weil ich mit dem Präsidente­n überhaupt nicht über dieses Thema gesprochen hatte“, betonte Rohrabache­r. Bei einem Treffen in der ecuadorian­ischen Botschaft in London im August 2017 habe er Assange lediglich angeboten, sich bei Trump für eine Begnadigun­g einzusetze­n, sollte der Wikileaks-Gründer ihm Informatio­nen dazu geben, wie er in den Besitz von entwendete­n E-Mails der Demokratis­chen Partei gelangt sei.

Unterdesse­n hat sich der Europarat auf die Seite von Assange gestellt und sich gegen dessen Auslieferu­ng an die USA ausgesproc­hen. Eine Auslieferu­ng hätte eine „abschrecke­nde Wirkung auf die Pressefrei­heit“, erklärte am Donnerstag die Menschenre­chtskommis­sarin Dunja Mijatovic. Zudem hätte dies „Auswirkung­en auf die Menschenre­chte, die weit über diesen Einzelfall“hinausging­en.

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