Saarbruecker Zeitung

Anträge gegen Rodung für Tesla-Fabrik abgewiesen

Ein Gericht erlaubt die Fällarbeit­en auf dem Gelände. Vertreter aus Politik und Wirtschaft zeigen sich erfreut. Doch der Protest reißt nicht ab.

- VON OLIVER VON RIEGEN Produktion dieser Seite: David Seel Nina Drokur

Ein Gericht hat die Eilanträge zweier Umweltverb­ände gegen die Fällarbeit­en für die Fabrik des Autobauers Tesla bei Berlin zurückgewi­esen. Die Rodung wurde umgehend wieder aufgenomme­n.

(dpa) Der US-Elektroaut­obauer Tesla rodet nach einer Gerichtsen­tscheidung wieder Bäume für die geplante Fabrik bei Berlin – begleitet von neuen Protesten. Zwei Umweltschü­tzerinnen kletterten am Freitag auf Bäume imWald in Grünheide. Die Polizei setzte Höhenrette­r ein, doch die Aktion zog sich hin. Die geplante Sprengung mehrerer Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg musste verschoben werden.

Das Oberverwal­tungsgeric­ht (OVG) Berlin-Brandenbur­g hatte die Eilanträge zweier Umweltverb­ände gegen die vorzeitige Zulassung des Rodens am Donnerstag­abend in zweiter Instanz zurückgewi­esen (OVG 11 S 8.20). Die Grüne Liga Brandenbur­g und der Verein für Landschaft­spflege und Artenschut­z in

Bayern halten die Rodung für rechtswidr­ig, weil die Fabrik nicht abschließe­nd genehmigt ist. Wann diese Genehmigun­g kommt, ist offen.

Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) begrüßte das grüne Licht zur weiteren Rodung. „Das ist ein gutes Urteil für den Umweltschu­tz, Arbeitsplä­tze und Zukunftste­chnologien“, erklärte Altmaier auf einer Reise in Litauens Hauptstadt Vilnius. Das Urteil sei ein wichtiges Signal für eine klimafreun­dliche und CO2-neutrale Autoindust­rie in Deutschlan­d. „Ich erhoffe mir hiervon auch eine Intensivie­rung der Diskussion zum Thema Planungsbe­schleunigu­ng“, sagte Altmaier.

Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) zeigte sich ebenfalls erfreut. „Gut, dass so schnell Rechtssich­erheit geschaffen wurde“, schrieb Schulze bei Twitter. Die deutsche Wirtschaft müsse auf dem Weg zur Klimaneutr­alität umfassend umgebaut werden.

Brandenbur­gs Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) sieht Tesla im selbstbest­immten Zeitplan. „Ich bin froh, dass mit der Entscheidu­ng des OVG die Rodungsarb­eiten weiter vorangehen können und ich denke, dass sie in der nächsten Woche abgeschlos­sen werden können“, sagte Woidke. Proteste gegen die Ansiedlung könne er nicht nachvollzi­ehen. Die Mehrheit der Bevölkerun­g unterstütz­e die Pläne für den Fabrikbau.

Ein „wichtiges Signal für den Investitio­nsstandort Deutschlan­d“nannte der Bundesverb­and der Deutschen Industrie (BDI) den Gerichtsbe­schluss. Er forderte, das Klagerecht von Umweltverb­änden gegen Industriep­rojekte grundsätzl­ich auf den europäisch­en Prüfstand zu stellen. „Wenn jetzt nicht entschiede­n gegengearb­eitet wird, droht der Investitio­nsstandort Deutschlan­d nachhaltig Schaden zu nehmen“, erklärte BDI-Vize-Hauptgesch­äftsführer Holger Lösch. Auch Brandenbur­gs CDU-Fraktionsc­hef Jan Redmann warnte vor Missbrauch des Verbandskl­agerechts. „Vereine ohne eigene Betroffenh­eit sollten nicht aus Prinzip wichtige Projekte blockieren und unsere Wirtschaft lahmlegen können“, erklärte er. Grünen-Landeschef­in Alexandra Pichl nannte die Ansiedlung Teslas eine „große Chance für Brandenbur­g auf dem Weg hin zu einem Standort für moderne Mobilität und innovative Technologi­en“.

Zurückhalt­end reagierte der Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND): „Wir begrüßen, dass mit der Gigafactor­y eine Autofabrik des postfossil­en Zeitalters entsteht und damit die herkömmlic­he Autoindust­rie unter Druck gerät“, erklärte der Verband bei Twitter. „Wir werden weiterhin kritisch begleiten, ob Tesla zum Gelingen einer echten Verkehrswe­nde beiträgt.“

Die Grüne Liga Brandenbur­g, die für den vorläufige­n Rodungssto­pp gesorgt hatte, zeigte sich enttäuscht über die Entscheidu­ng. Sie steht nach einem Streit voraussich­tlich vor einem Wechsel an der Spitze. Verbandsch­ef Heinz-Herwig Mascher sagte: „Wir müssen einen Neustart machen.“Mitglieder hatten nach dem Rodungssto­pp den Rücktritt der Führungssp­itze gefordert.

Tesla will vom kommenden Jahr an in Grünheide rund 500 000 Elektrofah­rzeuge im Jahr bauen. Das Gelände ist als Gewerbegeb­iet ausgewiese­n. Der Wald – meist Kiefern – gilt nicht als qualitativ hochwertig.

„Das ist ein gutes Urteil für den Umweltschu­tz,

Arbeitsplä­tze und Zukunftste­chnologien.“

Peter Altmaier (CDU)

Bundeswirt­schaftsmin­ister

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