Nobilia setzt auf neue Saar-Fabrik
Der Küchenhersteller will ab Ende des Jahres auf dem Lisdorfer Berg produzieren. I n dem neuen Werk sollen einmal 1000 Menschen arbeiten.
(mzt) Das künftige Wachstum von Europas größtem Küchenhersteller, Nobilia, soll im Wesentlichen über das neue Werk in Saarlouis erreicht werden. Das sagte Geschäftsführer Lars Bopf am Freitag. Unterdessen kommt der Neubau voran. Die Produktion soll Ende des Jahres beginnen.
Auf der großen Baustelle im Industriegebiet Lisdorfer Berg bei Saarlouis geht es voran. Die Hallenwände stehen, das Dach ist fast überall drauf. Hier entsteht das neue Werk des ostwestfälischen Küchenherstellers Nobilia. „Wir liegen gut im Zeitplan“, sagte Geschäftsführer Lars Bopf am Freitag. Zeitnah soll mit der „Industrialisierung“begonnen werden, also dem Aufbau der Maschinen. Über die Investitionssumme machte er keine genauen Angaben. Bisher hatte er nur angedeutet, dass der Betrag wohl im dreistelligen Millionenbereich liege werde. Im vorigen Jahr investierte das Unternehmen laut dem am Freitag veröffentlichten Geschäftsbericht insgesamt 131,5 Millionen Euro.
Das Nobilia-Werk ist die größte Industrieansiedlung im Saarland seit den 70er Jahren. Auf einer Hallenfläche von 140 000 Quadratmetern sollen dort künftig täglich 1600 Küchen produziert werden. Insgesamt 1000 Menschen sollen hier einmal Arbeit haben. Dieses Ziel hatte das Unternehmen von Anfang an genannt, und „als langfristige Zielgröße bleibt es dabei“, bekräftigte Bopf die Pläne.
„Wir werden zunächst mit einer kleinen Zahl an Mitarbeitern starten. Das Hochfahren desWerkes wird in Abhängigkeit von der Marktentwicklung erfolgen“, sagte er. Knapp 20 Mitarbeiter hätten sich bereits seit 2018 mit dem Aufbau des Werkes in Saarlouis befasst. Seit Jahresbeginn seien dann rund 30 Mitarbeiter für die Produktion eingestellt worden. Die meisten absolvierten gerade ihre Einarbeitung am Stammsitz des Unternehmens in Verl bei Gütersloh. „Bis Mitte des Jahres suchen wir noch einmal in etwa die gleiche Anzahl an Mitarbeitern zur Vorbereitung auf den Produktionsstart“, sagte Bopf.
Anscheinend finden dort zurzeit bereits Menschen Arbeit, die wegen der Krise in der Auto- und Stahlbranche eine neue Stelle suchen. „Wir haben von vielen unterschiedlichen Unternehmen aus der Region Mitarbeiter gewinnen können, darunter auch Mitarbeiter mit Erfahrungen aus der Automobil-, Automobilzuliefer- und Stahlindustrie“, sagte Bopf. Grundsätzlich sei das Interesse an den Arbeitsplätzen bei Nobilia groß.„Der Eingang an Bewerbungen ist sehr hoch“, sagte Bopf. Die Qualifikation der Bewerber sei gut, doch nur wenige verfügten über Erfahrungen in der Holzverarbeitung.
Der Küchenhersteller hat viel vor mit seiner neuen Möbelfabrik auf dem Lisdorfer Berg. Sie ist offenbar ein wichtiger Baustein in der Unternehmensstrategie. „Das zukünftige Wachstum von Nobilia wird im Wesentlichen über diesen neuen Standort realisiert werden“, sagte Bopf.
Das Werk liegt nah am wichtigsten Exportmarkt von Nobilia, nämlich Frankreich. 43 Prozent der Exporterlöse erzielte das Unternehmen im vergangenen Jahr bei den französischen Nachbarn. Doch es sollen auch andere west- und südeuropäische Märkte von Saarlouis aus bedient werden.
Gerade im Export hat Nobilia im vorigen Jahr kräftig zugelegt. Besonders hoch waren die Wachstumsraten laut Geschäftsbericht in Frankreich und Spanien. Insgesamt wuchs der Umsatz im Ausland demnach um 9,5 Prozent auf rund 641 Millionen Euro. Im Inland gab es nur ein Plus von 0,7 Prozent auf rund 647 Millionen Euro. Auch für dieses Jahr rechnet das Unternehmen mit höheren Exporterlösen.
Die Geschäftsführung richtet Nobilia seit langem stark auf Wachstum aus. In der Zeit von 2010 bis 2019 ist der Umsatz von 783 Millionen auf 1,288 Milliarden Euro gestiegen – also um fast zwei Drittel. Allein im vergangenen Jahr legten die Erlöse um 4,9 Prozent zu. „Damit ist Nobilia beinahe doppelt so stark gewachsen wie die Branche in Gänze“, heißt es im Geschäftsbericht.
Einen wesentlicher Grund für das aktuelle Wachstum sieht das Unternehmen in der robusten Binnenkonjunktur. Im besonderen profitiere die Küchenmöbelindustrie von der zurückhaltenden Nachfrage der Verbraucher nach Autos. Der Dieselskandal und die Unsicherheit, welche Motorentechnik sich durchsetze, veränderten Kaufentscheidungen: mit der Folge, „dass die Küche und die Wohnungseinrichtung für viele Endkunden immer bedeutender werden und dem Auto den Rang ablaufen“, schreibt Nobilia über die Geschäftsaussichten für 2020.