Saarbruecker Zeitung

Rehlinger fordert Kohlehilfe­n aus EU-Übergangsf­onds

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(fu) In einem Brief an den Vizechef der Europäisch­en Kommission, Frans Timmermans, fordert die saarländis­che Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) eine „massive Unterstütz­ung“für die Saar-Wirtschaft aus Geldtöpfen für den Klimaschut­z. Rehlinger würdigt in dem Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt, den ehrgeizige­n Klimaschut­z-Plan, den EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen im vergangene­n Dezember vorgestell­t hatte. Ihr Stellvertr­eter Timmermans soll den sogenannte­n „Green Deal“umsetzen. Das Ziel lautet, die Europäisch­e Union (EU) bis 2050 klimaneutr­al zu machen.

Ausdrückli­ch begrüßt Rehlinger die angekündig­ten Milliarden­hilfen für Kohleregio­nen, auf die ein massiver Strukturwa­ndel zukommt. Für diese sieht Brüssel einen Übergangsf­onds ( Just Transition Fund) mit zusätzlich­en Geldern in Höhe 7,5 Milliarden Euro vor, von denen 877 Millionen Euro nach Deutschlan­d fließen sollen. Aber wohin?

Offenbar droht auf europäisch­er Ebene ein ähnliches Szenario wie beim Kohleausst­ieg der Bundesregi­erung. Hierzuland­e sollen Hilfszahlu­ngen hauptsächl­ich den Braunkohle­revieren zugutekomm­en. Rehlinger bittet „nachdrückl­ich darum, nicht nur Regionen mit Anlagen der Braunkohle­wirtschaft ins Auge zu fassen“, wenn die EU-Kommission über Fördergebi­ete für den Übergangsf­onds nachdenkt.

Die SPD-Politikeri­n bezieht sich auf die „vorgeschla­gene Konzentrat­ion auf das Lausitzer und das Mitteldeut­sche Revier“in einem Entwurfspa­pier, die „für uns weder ökonomisch noch ökologisch hinnehmbar“sei. Rehlinger mahnt bei der Auswahl der Fördergebi­ete „dringend“eine Korrektur an – und bittet darum, die Regionen innerhalb der EU „frühzeitig und intensiv bei der konkreten Aufstellun­g der territoria­len Pläne“einzubinde­n.

Womit die stellvertr­etende Ministerpr­äsidentin auf das Saarland zu sprechen kommt. Sie bezeichnet es als „strukturpo­litisch sinnvoll und zielführen­d, die Saar-Wirtschaft, die durch einen überdurchs­chnittlich hohen Anteil an Steinkohle­kraftwerke­n und energieint­ensiven Industrieu­nternehmen gekennzeic­hnet ist, für die ökologisch­e Transforma­tion fit zu machen und die bestehende­n Arbeitsplä­tze zu erhalten“.

Hierzu bedürfe es einer „massiven Unterstütz­ung“aus dem Übergangsf­onds, heißt es im Brief an Kommission­s-Vize Timmermans. Insbesonde­re kämen „Investitio­ns- und Betriebsko­stenzuschü­sse für die

Energiewir­tschaft, die Stahlindus­trie und den Automobils­ektor in Frage“, wie Rehlinger ausführt.

Die Sozialdemo­kratin argumentie­rt unter anderem damit, dass die Verluste an Wertschöpf­ung und Arbeitsplä­tzen durch das Ende des Steinkohle­bergbaus in der Region „bis heute nicht vollständi­g“hätten ausgeglich­en werden können – während durch nationale wie europäisch­e Klimaziele nun neue Herausford­erungen auf die Saar-Wirtschaft zukommen. Nach Angaben eines Ministeriu­mssprecher­s wird sich Rehlinger wegen des Übergangsf­onds auch an Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) wenden.

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