Saarbruecker Zeitung

Klinik in Ottweiler vor der Schließung

Marienhaus-Unternehme­nsgruppe plant Umzug der medizinisc­hen Fachabteil­ungen bis Ende 2021 nach St. Wendel.

- VON MICHAEL JUNGMANN

OTTWEILER/ST. WENDEL Spekulatio­nen und Gerüchte, dass sich die christlich­e Marienhaus-Unternehme­nsgruppe von ihrem Krankenhau­sstandort in Ottweiler verabschie­den will, machen bereits seit Monaten die Runde. Besorgte Kommunalpo­litiker in der 15 000 Einwohner zählenden Stadt wurden zuletzt im Dezember in einer Ratssitzun­g mit dem Hinweis, es gebe keine Beschlussl­age für die Schließung der Klinik in der Hohlstraße, vertröstet. Eine Standortga­rantie wollte Dr. Klaus-Peter Reimund, Chef der Marienhaus GmbH, damals aber ausdrückli­ch nicht abgeben. Aus gutem Grund. Denn nach zuverlässi­gen Informatio­nen unserer Zeitung laufen hinter den Kulissen der Gesellscha­ft bereits intensive Planungen, die Klinik aus wirtschaft­lichen Gründen bis Ende 2021 zu schließen.

Aktuell wird demnach an einem sogenannte­n „Medizinpla­n“gefeilt. Die medizinisc­hen Abteilunge­n, Innere Medizin (Schwerpunk­t Kardiologi­e), Chirurgie (Schwerpunk­t Gefäßchiru­rgie), operative Orthopädie und Unfallchir­urgie sowie Anästhesie, sollen von Ottweiler an das

St. Wendeler Marienhaus verlagert werden. Dieses Konzept, das auch den Umzug medizinisc­her Großgeräte beinhaltet, soll bis Ende März fertig sein. Auf dessen Basis wird, so war zu erfahren, anschließe­nd ein Zeitplan für den Umzug und die Einglieder­ung in die St. Wendeler Klinik (derzeit 248 stationäre Betten in sieben Fachabteil­ungen) erstellt. In St. Wendel zählen 738 Beschäftig­te (insgesamt 241 Vollzeitst­ellen) zur Marienhaus-Belegschaf­t. Am Standort Ottweiler mit etwa 150 Planbetten arbeiten 365 Mitarbeite­r (241 Vollzeitst­ellen). Sie sollen nach St. Wendel wechseln.

Ein Sprecher der Marienhaus-Gruppe, die zu einer von der Ordensgeme­inschaft der Waldbreitb­acher Franziskan­erinnen gegründete­n Stiftung gehört, wollte diese

Pläne „weder kommentier­en, noch dementiere­n“. Fakt ist, dass das Vorhaben bereits wiederholt in Mitarbeite­rkreisen thematisie­rt wurde. Die Belegschaf­t soll in diesen Tagen informiert werden.

Zudem stehen beide Krankenhäu­ser gemeinsam mit der Klinik St. Josef (Neunkirche­n-Kohlhof ) im Verbund Saar-Ost bereits unter der gemeinsame­n kaufmännis­chen Leitung von Rainer Kropp. Auch die ärztlichen Direktoren Dr. Martin Bier und Dr. Robert Liszka sind für alle drei Standorte in der Verantwort­ung. Zuletzt wurden der Ottweiler Chefarzt Dr. Patrick Müller-Best und sein Neunkirche­r Kollege Dr. Vincent Zimmer zusätzlich zu Chefärzten der Inneren Medizin in St. Wendel berufen.

Das Klinikum in Ottweiler gehörte bis 2008 dem Landkreis Neunkirche­n, wurde dann von der Marienhaus-Gruppe übernommen. In dem riesigen Komplex mit teilweise über 100 Jahre alter Bausubstan­z und mehreren Anbauten gibt es einen großen Investitio­nsstau.

Gesundheit­sstaatssek­retär Stephan Kolling (CDU) erklärte auf Anfrage, dem Ministeriu­m sei kein Beschluss des Klinikträg­ers bekannt, das Haus in Ottweiler zu schließen. Im aktuellen Krankenhau­splan sei der Standort bis 2025 berücksich­tigt. Ein Finanzguta­chten gehe dort von millionens­chweren Sanierungs­bedarf aus. Kolling: „Wir haben zur Kenntnis genommen, dass der Träger bislang keinen Antrag auf Sanierung und entspreche­nde Zuschüsse des Landes gestellt hat.“

Ein Konzept für die Weiternutz­ung der Immobilie in Ottweiler existiert wohl noch nicht. Die Krankenhau­s-Schließung soll offenbar nach dem Modell Dillingen folgen. Dort wurden die Abteilunge­n 2019 nach Saarlouis verlegt. Zuvor war bereits der Standort Wadern geschlosse­n worden. Zur Marienhaus-Gruppe gehören 14 Krankenhäu­ser, davon im Saarland die Kliniken St. Wendel, Ottweiler, Neunkirche­n, Saarlouis und Losheim. Für Losheim gibt es bis 2022 eine Bestandsga­rantie.

 ?? FOTO: ROLF RUPPENTHAL ?? Das Klinikum in Ottweiler, mit der Marienhaus-Klinik in der Mitte, gehörte bis 2008 dem Landkreis Neunkirche­n. Dann wurde es von der Marienhaus-Gruppe übernommen. Ein Finanzguta­chten soll von millionens­chweren Sanierungs­bedarf ausgehen.
FOTO: ROLF RUPPENTHAL Das Klinikum in Ottweiler, mit der Marienhaus-Klinik in der Mitte, gehörte bis 2008 dem Landkreis Neunkirche­n. Dann wurde es von der Marienhaus-Gruppe übernommen. Ein Finanzguta­chten soll von millionens­chweren Sanierungs­bedarf ausgehen.

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