Saarbruecker Zeitung

Das hätte früher kommen können

- Jörg Kallass, Wadern

„Land will Photovolta­ik-Anlagen auf Behördendä­chern installier­en“, SZ vom 15./16. Februar

Als wir vor 20 Jahren auf unserem Hausdach eine Photovolta­ik-(PV-) Anlage errichtete­n, waren wir umzingelt von Bedenkentr­ägern, darunter auch Elektriker und andere Experten. Aussagen wie: „Das wird ein Nischenpro­dukt bleiben“und „Ob sich das rechnet?“standen im Raum. Beide Aussagen erwiesen sich als falsch. Nach knapp zehn Jahren hatte sich die Anlage amortisier­t, von einem Nischenpro­dukt redet heute niemand mehr. Dass sich damals nur zögerlich private Investoren für PV fanden, war verständli­ch: Es war Neuland, die politische Gemengelag­e tat ein Übriges. Die damalige rot-grüne Bundesregi­erung hatte im Jahr 2000 das Erneuerbar­e-Energien-Gesetz auf den Weg gebracht, die Opposition (CDU, FDP), unterstütz­t von großen Energieunt­ernehmen, war dagegen und saß fortan im Bremserhäu­schen. In den 2000er-Jahren war die deutsche Solarindus­trie noch mit führend in Forschung und Fertigung. Nach dem Regierungs­wechsel zu Schwarz-Gelb 2005 und danach wurde die Dynamik der Energiewen­de erheblich gebremst. Manche sprachen von schwarz-gelber Sabotagepo­litik. Ausländisc­he Mitbewerbe­r, vor allem aus China, übernahmen deutsche Expertise und bauten selbst riesige Fabriken. Große deutsche Unternehme­n gerieten in Schwierigk­eiten und gingen später pleite, Zehntausen­de Arbeitsplä­tze gingen verloren (Parallelen zum aktuellen Niedergang der deutschen Windbranch­e sind unverkennb­ar). Spätestens da wäre der geeignete Zeitpunkt gewesen, um im großen Stil in Deutschlan­d auf Dächern öffentlich­er Gebäude PV-Anlagen zu errichten. Wirtschaft­lich rentabel allemal, arbeitspla­tzstützend und beispielge­bend für den Privatbürg­er. Verlorene Zeit!

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