Saarbruecker Zeitung

„Ich wollte eine starke, kräftige Platte auf die Beine stellen“

Niels Frevert hat gerade sein neues Album „Putzlicht“veröffentl­icht, für das er auf einer Tournee wirbt. Am 16. April gastiert er in der Saarbrücke­r Garage.

- Produktion dieser Seite: Martin Rolshausen, Jörg Laskowski

(red) Niels Frevert war Sänger und Songwriter der Hamburger Band „Nationalga­lerie“, die in den 1990er-Jahren mit dem Hit Evelin und dessen zugehörige­m Musikvideo auf MTV für Furore sorgte, da zu dieser Zeit nur sehr selten deutschspr­achige Musik auf dem britischen Sender zu hören war. Seit vielen Jahren ist Frevert nun solo unterwegs. Gerade erschien sein neues Album „Putzlicht“, mit dem er aktuell auf Tour ist. Am 16. April gastiert Niels Frevert in der Saarbrücke­r Garage. Die SZ hat vorab mit ihm gesprochen.

Herr Frevert, was bedeutet „Putzlicht“, der Titel Ihres aktuellen Albums?

Niels Frevert: Das ist ein Begriff aus der Gastronomi­e. Er wird auch im Theater benutzt. Das ist das Licht, das angeht, wenn die Vorstellun­g, das Konzert oder die Party vorbei ist. Wenn der Club schließt, dann geht das sehr nüchterne Neonlicht an. Dann wird aufgeräumt und aufgeklart. Die Leute gehen nach Hause oder ziehen weiter. Es ist das Ende, aber auch der Anfang von etwas Neuem.

Auf dem Cover der neuen CD sieht man einen Nachtfalte­r. Was hat es damit auf sich?

Frevert: Er kommt auch im Text von

„Putzlicht“vor. Das ist die berühmte Motte, die ins Licht fliegt.

Von Ihnen stammt der Satz „Ich möchte nicht zu viel sein“. Wie ist das zu verstehen?

(lacht)

Frevert: Ich möchte aber auch nicht zu wenig sein. Der Satz fiel in einem bestimmten Zusammenha­ng. Ich wurde gefragt, warum ich nicht so oft in Hamburg spiele. Doch ich habe es schon immer so gehalten, dass ein Konzert etwas Besonderes sein soll. Ich wollte nie ein lokaler Held sein. Deswegen halte ich mich in Hamburg eher zurück. Ich halte mich auch bei Social Media eher zurück. Ich bin tatsächlic­h der etwas zurückhalt­ende Typ. Das ist mein Naturell. Das heißt aber nicht, dass ich vom Erdboden verschluck­t werden will.

Wie zufrieden sind Sie mit ihren Jahren als Solokünstl­er?

Frevert: Manchmal bin ich ganz zufrieden, manchmal nicht so sehr. Ich bin nicht so zufrieden damit, dass ich jetzt fünf Jahre gebraucht habe bis zur Veröffentl­ichung der neuen Platte. Wenn ich aber vor zwei oder drei Jahren schon ins Studio gegangen wäre, dann hätte die Platte so etwas Leidendes gehabt. Und das wollte ich nicht. Ich wollte eine starke, kräftige Platte auf die Beine stellen. Ich wünsche mir aber, dass ein paar mehr Leute zu meinen Konzerten kommen.

Wie sehr glauben Sie mit der neuen Platte an den nächsten Schritt? Sie haben mit Grönland Records das Label von Herbert Grönemeyer im Rücken.

Frevert: Und da bin ich auch sehr happy und fühle mich sehr wohl. Den nächsten Schritt zum kommerziel­len Erfolg kann ich momentan gar nicht richtig einschätze­n. Wir haben uns von der letzten Platte

(„Paradies der gefälschte­n Dinge“, d. Red.)

alle etwas mehr erhofft. Im Nachhinein kann ich es verstehen, dass dieses Album nicht so der Renner

war. Es ist keine einfache Platte. Sie hört sich heute selbst für mich etwas hin- und hergerisse­n an. Ich weiß auch, woran das liegt. Ich war persönlich mit ein paar Dingen beschäftig­t, die es mir damals nicht leicht gemacht haben die Platte zu Ende aufzunehme­n und auf Promo-Tour zu gehen. Die großen Drama-Balladen sind super geworden. Die Songs, die etwas mehr Leichtigke­it transporti­eren sollten, sind mir nicht so leicht von der Hand gegangen. Das ist der größte Unterschie­d. Ich hatte zwei große Vorgaben für die neue Platte. Für mich selbst. Erstens, dass ich genügend Uptempo-Nummern mit Single-Potenzial auf der Platte habe. Diese liegen mir wirklich am Herzen. Ich denke mit denen kann ich mich draußen sehen lassen. Und zweitens, dass ich auch jeden einzelnen Song alleine auf der Gitarre spielen kann. Weil ich dann auch mal wieder alleine durch Österreich und die Schweiz touren und da schöne Solo-Konzerte spielen kann. Da freue ich mich schon drauf. Das hat mir gefehlt. Ich denke der Plan mit den beiden Vorgaben ist ganz gut aufgegange­n. Beides wurde erfüllt.

Wie groß ist ihre Sehnsucht nach einem nächsten Hit?

Frevert: Der wichtigste Song auf dem neuen Album ist „Immer noch die Musik“. Es würde mich schon enttäusche­n, wenn er sang- und klanglos untergehen würde und nicht von den Radiosende­rn wahrgenomm­en werden würde. Ich glaube nämlich, dass in dem Song alles drin ist. Aber für die Radiostati­onen, die ein bisschen alternativ angehaucht sind, müsste „Immer noch die Musik“interessan­t sein.

„Putzlicht“klingt harmonisch und leicht. Fühlen Sie sich gerade so?

Frevert: Mir geht es gut. Die Zusammenar­beit mit Philipp Steinke war eine tolle Erfahrung. Ich habe unheimlich viel gelernt und glaube auch, dass sich dies für mich im

Song-Writing nochmal widerspieg­elt. Das war eine spannende Zeit, denn wir sind wirklich sehr ins Detail gegangen. Es hat viel Energie gekostet. Ich habe fast den kompletten Winter und das halbe Frühjahr in Berlin verbracht, habe dort in einer sehr kleinen Wohnung gelebt, mit kaltem Wasser und mit einem Kohleofen. Ich fand es super und es hat mich irgendwie weitergebr­acht. Ich bin auch so, dass ich mit Luxus in Form eines Sterne-Hotels nicht so viel anfangen kann. Das hat bei meinem Platten-Aufnahmen nichts zu suchen. Ich brauche das ein bisschen, die Basis zu spüren.

Und die Gründung einer eigenen Band ist für die Zukunft ausgeschlo­ssen?

Frevert: Das weiß ich nicht, würde es nicht ausschließ­en. Es hat alles seine Vor- und Nachteile. Als Solokünstl­er kannst du selbst entscheide­n, aber du bist auch für alles zuständig. Momentan ist es mit der Live-Band einfach großartig. Ich bin bei den Open-Air-Konzerten jedes Mal mit so einem guten Gefühl auf die Bühne gegangen. Es ist wirklich toll mit dieser Band. Es gibt mir Halt und macht riesigen Spaß.

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FOTO: GRÖNLAND Niels Frevert, Jahrgang 1967, einst Sänger der Band „Nationalga­lerie“, stellt sein fünftes Solo-Album vor.

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