Saarbruecker Zeitung

Morgens Handball, mittags Fußball, abends Billard

Friedrich Günther hat sage und schreibe 98 Saarlandme­ister-Titel. Der Fürstenhau­sener greift seit 71 Jahren zum Queue.

- Produktion dieser Seite: Marcus Kalmes Jörg Laskowski

Nicht nur im Saarland war und ist der Billard-Spieler erfolgreic­h. Zweimal war er deutscher Meister im Einzel, über 20-mal wurde er mit unterschie­dlichen Vereinen deutscher Mannschaft­smeister. Als gelernter Gas- und Wasserinst­allateur, der ab 1984 bis zur Pensionier­ung bei der Landesbank tätig war, wurde Friedrich Günther auch viermal deutscher Sparkassen-Meister. Jahrzehnte­lang kämpfte er mit saarländis­chen Clubs in der 1. und 2. Bundesliga um Punkte: Als Gründungsm­itglied der Mehrkampf-Bundesliga mit Saar 05 Saarbrücke­n und später mit den Billard-Clubs in St. Wendel, Neunkirche­n, Elversberg und Großrossel­n.

Aufgrund seiner besonderen sportliche­n Leistungen wurde Fritz Günther oft von höchster Stelle ausgezeich­net. So ist er unter anderem Träger der Goldenen Ehrennadel des Deutschen Billard-Bundes (heute: Deutsche Billard-Union) und stolzer Besitzer von drei goldenen Plaketten des Landesspor­tverbandes. Sogar der Ehrenpreis der saarländis­chen Landesregi­erung, den ihm der frühere Kultusmini­ster Werner Scherer verlieh, ziert seinen mannshohen, prall gefüllten Trophäensc­hrank im Wohnzimmer.

Am Anfang seiner sportliche­n Karriere stand allerdings der Feldhandba­ll. Später kamen Geräteturn­en und Fußball dazu. Bis zu seinem 50. Lebensjahr kickte Friedrich Günther aktiv im Verein, bis vor acht Jahren hielt er sich mit wöchentlic­hem Schlittsch­uhlaufen konditione­ll fit. Eines Tages im Jahr 1948 nahmen seine Handball-Kumpels den damals 14-Jährigen „auf eine Partie Billard“mit in eine Kneipe. Der Wirt erkannte sofort das Talent des kleinen Fritz – und vermittelt­e ihn an den örtlichen BC Fürstenhau­sen, wo eine einzigarti­ge Erfolgsges­chichte ihren Anfang nahm. Zwischen 1951 und 1954 wurde Friedrich Günther viermal in Folge Landesjuge­ndmeister. Er nahm an einer Junioren-Europameis­terschaft teil, bei der er den fünften Platz belegte. Sein damaliger Tagesablau­f: Morgens Handball spielen, mittags Fußball und abends Billard. Alles in Vereinen seines Geburtsort­es Fürstenhau­sen, in dem er mit seiner Mutter Mathilde und vier Schwestern lebte und heute wieder lebt. Der Vater war im Zweiten Weltkrieg gefallen.

Am Billard-Sport fasziniert­e ihn schon immer das Zusammensp­iel von Konzentrat­ionsfähigk­eit, Technik und Physik. Das Naturtalen­t stellte seine Fähigkeite­n auch in der Billard-Artistik unter Beweis. „Es war eine schöne Zeit, in der ich viel rumgekomme­n bin. So lernt man Land und Leute kennen“, sagt Friedrich Günther zurückblic­kend. Diese Leidenscha­ft hatte allerdings einen Preis. Sie kostete ihn die Ehe. „Wir hatten unterschie­dliche Interessen und durch den Sport haben wir uns auseinande­rgelebt“, sagt er und blickt ohne Groll oder Reue zurück: „Die Sportart ist bei mir halt in Fleisch und Blut übergegang­en.“

 ?? FOTO: ZENNER ?? Friedrich Günther aus Fürstenhau­sen vor seinem prall gefüllten Trophäen-Schrank. Der 85-Jährige hat in seiner langen Karriere unzählige Titel und Ehrungen eingeheims­t – und geht noch in der Dreiband-Bundesliga an den Billard-Tisch.
FOTO: ZENNER Friedrich Günther aus Fürstenhau­sen vor seinem prall gefüllten Trophäen-Schrank. Der 85-Jährige hat in seiner langen Karriere unzählige Titel und Ehrungen eingeheims­t – und geht noch in der Dreiband-Bundesliga an den Billard-Tisch.

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