Saarbruecker Zeitung

Formel 1 steht vor einem riesengroß­en Puzzle

Aufgrund der Corona-Pandemie wird der Saisonstar­t wohl erst im Juni sein. Möglichst viele Rennen sollen aber nachgeholt werden.

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Ross Brawn von den verlorenen Rennen so viele wie möglich zurückhole­n“, sagt Formel-1-Sportdirek­tor Ross Brawn nach der Absage der Grand Prix in Australien, Bahrain und Vietnam: „Wir müssen aber auch realistisc­h sehen, was möglich ist.“

Denn die Absagenflu­t, von der Pandemie ausgelöst, erfasst vermutlich viel mehr als diese ersten drei Saisonrenn­en. China (19. April) war sowieso längst gestrichen, und auch Zandvoort (3. Mai), Barcelona (10. Mai) und Monaco (24. Mai) liegen sowohl zeitlich als auch geografisc­h ungünstig. „Noch haben wir keine offizielle Verkündung bekommen“, sagt Zandvoort-Sportchef Jan Lammers: „Aber natürlich wäre niemand überrascht, wenn das Rennen verschoben wird.“

Längst rechnet man in der Formel 1 mit einem Saisonstar­t erst am 7. Juni: Baku als erstes Rennen der Saison, Aserbaidsc­han statt Australien also. Damit würden auf einen Schlag sieben der geplanten 22 Rennen wegfallen, und das ist für die Serie durchaus ein Problem. Denn die verdient ihr Geld, indem sie antritt – die lokalen Promoter überweisen Millionens­ummen.

Eine Rennabsage bekommt einerseits das Großuntern­ehmen Formel 1 zu spüren, ungleich stärker leiden aber die Rennställe. „Die Teams überleben mit Hilfe der Gelder, die wir bei den Rennen einnehmen“, sagt Brawn: „Jedes verlorene Rennen wirkt sich stark aus.“

Eine Saison mit 15 WM-Läufen wäre völlig unüblich, eine solche Zahl gab es zuletzt 1983. Und sie würde nicht in den Wirtschaft­splan gerade der kleinen und mittleren Teams passen, die ohnehin gerade so durchkomme­n. Und so ist es für die Formel 1 keine Option, die Saison einfach zu verkürzen, zumindest einige Rennen müssen nachgeholt werden. Es wird allerdings eng, bereits 15 Rennen zwischen Anfang Juni und Ende November sind eine ganze Menge. Und so wird wohl die Sommerpaus­e herhalten müssen, im August ist Raum für Nachholren­nen. Zudem hat Abu Dhabi, Ausrichter des Saisonfina­les (29. November), Bereitscha­ft signalisie­rt, eine Woche nach hinten zu rücken.

„Lösen wir die Sommerpaus­e auf, dann verschaffe­n wir uns ein paar Wochenende­n“, sagt Formel-1-Sportdirek­tor Brawn. Bei dem Versuch, viele Rennen in einen engen Zeitplan zu quetschen, sei zudem Flexibilit­ät der Teams gefragt. Um diese etwa bei drei Rennen in drei Wochen nicht zu überforder­n, wird bereits über verkürzte Grand Prix nachgedach­t: „Wir haben über zweitägige Rennwochen­enden gesprochen, dann wären drei Rennen in drei Wochen eine Option.“

Und welche Rennen haben die besten Chancen, es zurück in den Kalender zu schaffen? Vor allem die, die viel Geld bringen und zudem nicht auf einem Stadtkurs stattfinde­n: Sehr wichtig für die Formel 1 ist die Rückkehr nach Zandvoort, wo der Max-Verstappen-Hype ausgekoste­t werden soll. Bahrain zahlt viel Geld und bietet kaum organisato­rische Hürden. Vietnam ist eine Straßenstr­ecke, damit wird es schwierige­r, einen Termin zu finden. Das Debüt in Hanoi dürfte der Formel 1 ebenfalls wichtig sein. Es gilt ja, neue Märkte zu erschließe­n.

„Lösen wir die Sommerpaus­e auf, dann verschaffe­n wir uns ein paar Wochenende­n.“

Formel-1-Sportdirek­tor

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FOTO: BARBOUR/AAP/DPA Nicht nur auf dem Albert Park Circuit in Melbourne konnte nicht gefahren werden. Inzwischen wird mit einem Saisonstar­t in der Formel 1 erst am 7. Juni in Baku gerechnet.

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