Saarbruecker Zeitung

Das Geheimnis der Feenkreise

In Afrika und Australien geben rätselhaft­e, kreisförmi­ge Strukturen in der Landschaft der Forschung Rätsel auf.

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die Termiten solche gleichmäßi­gen Strukturen schaffen würden.

Getzin schaut immer auch von oben auf die Feenkreise. Er wertet Luftbilder und Satelliten­daten ganzer Ökosysteme aus. „Prägnante Muster erkenne ich da sehr schnell.“Feenkreise haben Abstände von gut einem Dutzend Metern. Wenn man darin steht, erkennt man allerdings nicht unbedingt ihre weitreiche­nde periodisch­e Struktur.

In Namibia ist der Boden porös und besteht meist aus grobem Sand, wo Regenwasse­r schnell eindringt. In Australien sind die Kreise mit Durchmesse­rn von fünf bis sechs Metern kleiner. Feenkreise kommen nur in Graslandsc­haften vor, wo nur eine oder zwei Grassorten existieren. „Das ist auch ein Kennzeiche­n dieser selbstorga­nisierten Vegetation­smuster“, stellt der Ökologe fest.

Die Trockenhei­t der Landschaft am Übergang vom Grasland zur Wüste führt zu einer Artenarmut. „Bäume, die man zwischen den Feenkreise­n hin und wieder mal sieht, die haben viel Glück gehabt und können mit den Wurzeln tiefe Bodenschic­hten erreichen“, sagt der Stephan Getzin, der auch am Umweltfors­chungszent­rum Leipzig (UFZ) arbeitet. Gräser profitiere­n nur von den Niederschl­ägen, die in die oberste Bodenschic­ht etwa einen Meter tief eindringen.

Und wie funktionie­rt der Prozess der Selbstorga­nisation? Das hänge von der Entwicklun­g des Grases und des Niederschl­ags ab, erklärt der Biologe. Konkurrier­en Pflanzen um Wasser und Nähstoffe, kann das durchaus zu verblüffen­d harmonisch­en Mustern führen. Zum Beispiel stehen in einem jungen Wald die Pflanzen noch eng zusammen. Doch im Laufe der Jahrzehnte dünnt die Vegetation aus, da erwachsene Bäume nur mit genügend Abstand zu ihren Nachbarn richtig gedeihen können. Pflanzen, die nicht genug Wasser abbekommen, gehen ein.

Eine solche Konkurrenz könnte auch zur Bildung des Feenkreism­usters führen. In Namibia dringt Wasser tief in den porösen Sandboden ein. Die Gräser haben deshalb Wurzeln entwickelt, die in die Tiefe

gehen, aber nicht in die Breite. Doch das Wasser reicht nur für wenige Gräser. Und die scheinen sogar zusammenzu­arbeiten. Professor Norbert Jürgens von der Universitä­t Hamburg hat gemessen, dass der Boden in den Grasringen selbst in der trockenste­n Zeit des Jahres noch deutlich mehr Wasser enthält als der umliegende Untergrund. Es herrscht ein feuchteres Mikroklima. Das könnte eine Erklärung für

Regenwurmh­ügel: In feuchten Savannen am Orinoco in Kolumbien türmen bis zu einem Meter lange Regenwürme­r regelmäßig angeordnet­e Erdhügel von bis zu fünf Metern Durchmesse­r und zwei Metern Höhe auf. Die „Surales“genannten Gebiete die Kreisform sein. Stephan Getzin und sein auf Prozesse der Selbstorga­nisation spezialisi­erter israelisch­er Kollege Ehud Meron haben am Computer simuliert, was die Konkurrenz um Wasser für die Verteilung von Gras bedeuten kann. Auf dem Bildschirm tauchten ganz ähnliche Kreismuste­r auf wie auf den realen Luftbilder­n. Die Merkmale von simulierte­n und echten Feenkreise­n stimmten fast vollständi­g überein.

entstehen durch Pilze. Deren Wurzelmyze­l wuchert unterirdis­ch in alle Richtungen gleich schnell, sodass sich Pilz-Fruchtkörp­er auf kreisförmi­gen Linien bilden. Die Pilze in einem Hexenring gehören zu einem Organismus. Die Durchmesse­r können Meter betragen.

 ?? FOTO: UNI GÖTTINGEN/GETZIN ?? Feenkreise werden diese kreisförmi­gen Strukturen in der Vegetation bezeichnet. Sie kommen in Graslandsc­haften Namibias und Australien­s vor und können sich über viele Quadratkil­ometer erstrecken. Die Feenkreise auf dieser Aufnahme aus Namibia haben einen Durchmesse­r von etwa fünf Metern.
FOTO: UNI GÖTTINGEN/GETZIN Feenkreise werden diese kreisförmi­gen Strukturen in der Vegetation bezeichnet. Sie kommen in Graslandsc­haften Namibias und Australien­s vor und können sich über viele Quadratkil­ometer erstrecken. Die Feenkreise auf dieser Aufnahme aus Namibia haben einen Durchmesse­r von etwa fünf Metern.
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So sehen die nahezu kreisförmi­gen Feenkreise in den Trockenreg­ionen Namibias aus unmittelba­rer Nähe betrachtet aus.

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