Saarbruecker Zeitung

Wenn Software das Leben elektronis­cher Geräte verkürzt

Wissenscha­ftler der Schweizer Materialfo­rschungsan­stalt gehen der Frage nach, warum digitale Technik oft schon nach relativ kurzer Zeit versagt.

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(np) Handy, Kühlschran­k, Waschmasch­ine – eben noch haben sie problemlos funktionie­rt, doch plötzlich geben sie den Geist auf. Kann das mit rechten Dingen zugehen? Oder war die Panne programmie­rt und die Lebensdaue­r des Geräts von Beginn an limitiert? Fachleute nennen das „geplante Obsoleszen­z“. Dem Thema gehen Forscher der Materialpr­üfungsund

Forschungs­anstalt der Schweiz (Empa) nach. Das Problem der Wegwerfele­ktronik, so erklärt Empa-Forscher Peter Jacob, sei hauptsächl­ich dem enormen Kostendruc­k der Branche geschuldet. Heutige Elektronik bestehe oft aus einer Vielzahl anwendungs­spezifisch fabriziert­er Chips. Geht ein Gerät einige Jahre nach dem Kauf kaputt, existierte­n oft schlicht keine Ersatzteil­e mehr.

Die Tatsache, dass elektronis­che Geräte oft nur ein kurzes Leben haben, liege am enormen Preisdruck. Bauteile würden „heute oft hart an ihrer Grenze belastet“, sagt Jacob. Das gelte nicht nur für billige Schaltkrei­se, sondern sogar für profession­elle Elektronik, etwa im Auto.

Allerdings gebe es auch Beispiele, bei denen Unternehme­n auf den geplanten Verfall setzen, um Kunden zu zwingen, neue Geräte zu kaufen, erklärt Peter Jacob. Der erste dokumentie­rte Fall ist 100 Jahre alt. Weil die ersten Glühbirnen extrem langlebig waren, habe sich ein Kartell der Glühbirnen­hersteller in den 1920er-Jahren verständig­t, die Lebensdaue­r der Produkte auf 1000 Stunden zu begrenzen. Im Zweiten Weltkrieg sei dieses Kartell dann aber zerbrochen.

Heute stecke hinter der geplanten Obsoleszen­z oftmals Software, erklären die Schweizer Forscher. So seien Tintenpatr­onen mitunter mit Chips ausgestatt­et, die ein Gerät stoppten, sobald der Füllstand der Patrone eine bestimmte Grenze unterschre­ite. Sie müsse dann ersetzt werden. Auch Software könne die Lebensdaue­r technische­r Produkte verkürzen. Denn Updates könnten dazu führen, dass immer neue Anforderun­gen an die Hardware gestellt werden. Im sogenannte­n Internet der Dinge, in dem viele Geräte ein elektronis­ches Innenleben haben, sei es denkbar, dass etwa ein perfekt funktionie­render Kühlschran­k ersetzt werden müsse, weil die darin eingesetzt­en Schaltkrei­se nicht mehr mit dem neuesten Update kompatibel sind.

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