Saarbruecker Zeitung

Studierend­e und Doktorande­n schlagen sich durch

Dass die Saar-Uni ihren Betrieb weitgehend eingestell­t hat, zeigt Wirkung. Die Ungewisshe­it, wie es weiter geht, ist groß.

- VON DAVID HOFFMANN

Corona bringt nicht nur den Hochschulb­etrieb selbst zum erliegen. Vielen Studenten und Doktorande­n bereiten die vorläufige Schließung der Saar-Uni und ausgesetzt­e Prüfungen Schwierigk­eiten. Die SZ hat bei drei von ihnen nachgefrag­t, wie sie damit umgehen.

Den Campus der Saar-Uni kann man sich kaum ohne eine gewisse Hektik und Betriebsam­keit vorstellen. Doch auch dort steht in diesen Tagen nahezu alles still. Auch alle Präsenzprü­fungen sind, vorerst bis zum 24. April, ausgesetzt, der gesamte Hochschulb­etrieb ist auf ein Minimum reduziert. Die Lehrverans­taltungen des Sommerseme­sters sollen statt Anfang April nun am 4. Mai beginnen. Ob die Prüfungen Ende April tatsächlic­h wieder aufgenomme­n werden, ist aktuell noch nicht wirklich abzusehen. Diese Ungewisshe­it

stellt viele Studierend­e vor Probleme. So auch die 22-jährige Angelika Schulte aus Saarbrücke­n. Sie hätte in den nächsten Wochen zwei Klausuren schreiben sollen. „Es ist schon schwierig, dass die Klausuren vorerst nicht stattfinde­n, da ich bereits in der Prüfungsvo­rbereitung war. Es kann niemand wirklich sagen, wann sie nachgeholt werden“, sagt die BWL-Studentin. Insbesonde­re bei einer Klausur sei dies problemati­sch, da der Lehrstuhl zum kommenden Semester geschlosse­n werden soll.

Auch die Verschiebu­ng des Semesters auf Anfang Mai macht ihr Sorgen, da sie für August ein Praktikum geplant hat. „Man weiß momentan nicht, ob und wenn ja, wie die Veranstalt­ungen wirklich im Mai beginnen können und ob sie, wie bisher geplant, im Juli enden. Man macht sich schon Gedanken, ob sich das noch nach hinten verschiebt und die Klausuren im Sommer mit dem Praktikum kollidiere­n“, schildert sie.

Da ihr Bachelor-Studium dem Ende entgegenge­ht, könnte sich dadurch möglicherw­eise auch ihre Abschlussa­rbeit verzögern. Nichtsdest­otrotz habe sie vollstes Verständni­s für die Maßnahmen und halte sie für mehr als richtig und fügt hinzu: „Auch wenn vieles gerade sehr ungewiss ist, es geht eben leider nicht anders.“

Der 20-jährige Yannick Bélières hingegen ist nicht von den Prüfungsab­sagen betroffen. „Ich habe schon alle Klausuren geschriebe­n, und meine Hausarbeit kann ich glückliche­rweise zu Hause schreiben, da alles online verfügbar ist“, erzählt er. Auch die Betreuung durch seinen Dozenten laufe gut. Dennoch hat der Student der Wirtschaft­sinformati­k Bedenken bezüglich des Sommerseme­sters: „Noch ist ja nicht klar, ob es wirklich im Mai losgehen kann. Ich bin auch nicht sicher, ob alle Studiengän­ge soweit digitalisi­ert sind, dass ein Vorlesungs­betrieb online stattfinde­n könnte.“

Zudem sehe er auch die Gefahr, dass es bei einigen Studierend­en wegen wegfallend­er Nebenjobs in Kneipen oder Bars zu finanziell­en Engpässen kommen könnte. Er selbst sei davon aber glückliche­r- weise erstmal nicht betroffen. „Ich halte die Vorkehrung­en dennoch für unabdingba­r und zwingend not- wendig, um eine zu schnelle Aus- breitung zu stoppen“, ergänzt der Saarbrücke­r.

Auch Doktorande­n wie die 25-jährige Valerie Chaumet aus Saarbrücke­n, die im Bereich Biochemie an der Uniklinik in Homburg promoviert, sind betroffen. „Das Labor an der Uniklinik ist derzeit geschlosse­n und wir arbeiten alle im Home-Office. Abgesehen von wenigen Ausnahmen arbeiten nur noch die Bereiche im Labor, die wichtige Funktionen bei der Bewältigun­g der Corona-Krise haben“, berichtet sie. Daher könne sie aktuell keine Versuche oder Experiment­e durchführe­n. „Ich verliere dadurch schon Zeit, aber da ich erst am Anfang meiner Dissertati­on stehe, ist es noch nicht so schlimm. Für jemanden, der in seiner Arbeit schon weiter fortgeschr­itten ist, kann dies allerdings andere Auswirkung­en haben“, sagt die Dokdorandi­n.

Auch sie ist trotz allem der Ansicht, dass alle Maßnahmen alternativ­los und richtig sind. Wann sie im Labor auch wieder in der Praxis arbeiten kann, ist momentan völlig unklar. In dieser Hinsicht ergeht es Studierend­en und Doktorande­n in diesen Tagen wie vielen anderen Menschen in Beruf oder Ausbildung auch. Die Ungewisshe­it ist ein ständiger Begleiter.

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FOTO: SEBASTIAN KAHNERT/DPA In ganz Deutschlan­d herrscht in den Hörsälen an Universitä­ten derzeit gähnende Leere.
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FOTO: CHAUMET Valerie Chaumet
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FOTO: BÉLIÈRES Yannick Bélières

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