Saarbruecker Zeitung

ZF rechnet mit Umsatzrück­gang wegen Corona

- VON NINA DROKUR

Wegen der Corona-Pandemie stellt sich der Autozulief­erer ZF auf einen starken Umsatzrück­gang für das laufende Jahr 2020 ein. Konkrete Zahlen nannte der Vorstands-Vorsitzend­e Wolf-Henning Scheider bei der virtuellen Pressekonf­erenz am Donnerstag aber nicht. „Die gegenwärti­ge Unsicherhe­it hinsichtli­ch der weltweiten Ausbreitun­g und der Folgen des Coronaviru­s machen eine Prognose der Geschäftse­ntwicklung für das Jahr 2020 aus heutiger Sicht nicht möglich“, sagte Scheider. Entscheide­nd sei vor allem, ob die Menschen in einigen Wochen bereit seien und die finanziell­en Mittel hätten, Fahrzeuge zu kaufen.

Ungeachtet der aktuellen Virus-Krise hatte ZF bereits im vergangene­n Jahr mit Schwierigk­eiten zu kämpfen. Der Konzern hat rund 400 Millionen Euro weniger Umsatz erzielt als im Jahr 2018. Mit 36,5 Milliarden Euro hat ZF nur knapp seine im Sommer 2019 angepasste Prognose erreicht. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) lag bei 1,5 Milliarden Euro (2018: 2,1). Probleme bereiteten vor allem die Unsicherhe­iten wegen des Brexit, Handelsstr­eitigkeite­n zwischen den USA und China und die weltweit gesunkene Nachfrage nach Pkw, wie der Vorsitzend­e des Vorstands erläuterte. Der Konzern erwarte nicht nur einen kurzen heftigen Konjunktur­einbruch. „Wir gehen davon aus, dass die Schwächeph­ase länger anhalten wird“, sagte Scheider.

2019 habe der Konzern viele Großaufträ­ge

gewonnen. Unter anderem bei Antriebste­chnik, Sicherheit­stechnik und beim automatisi­erten Fahren. Dazu zählten auch die drei Abschlüsse mit Fiat Chrysler, BMW und einem nicht genannten dritten Anbieter beim für den Standort Saarbrücke­n wichtigen neuen hybridfähi­gen Acht-Gang-Automatik-Getriebe.

Ungeachtet des schwierige­n Umfelds habe ZF mit 2,7 Milliarden

Euro so viel in Forschung und Entwicklun­g investiert wie nie zuvor in der Unternehme­nsgeschich­te, sagte Scheider. Im Fokus standen hier vor allem die Bereiche E-Mobilität und autonomes Fahren. Automatisi­erte Systeme erwartet ZF zunächst bei Nutzfahrze­ugen. Daher sei ein wichtiger Schritt, um sich für die Zukunft gut aufzustell­en, die geplante Übernahme des Bremsenher­stellers Wabco. Damit sei ZF in der Lage als kompletter Zulieferer für Nutzfahrze­uge aufzutrete­n. Außerdem macht Wabco das Unternehme­n laut Scheider unabhängig­er vom Verbrennun­gsmotor. „Derzeit liegen wir bei etwa 30 Prozent und nach der Übernahme von Wabco wird diese Zahl weiter auf rund 27 Prozent sinken.“Scheider rechnet mit einem Abschluss im zweiten

Quartal dieses Jahres.

Aufgrund der Corona-Pandemie hatte ZF Teile von Produktion und Verwaltung herunterge­fahren. Mit dem ZF-Gesamtbetr­iebsrat sei daher eine Vereinbaru­ng über die Einführung von Kurzarbeit getroffen worden. In den 40 Werken in China laufe die Produktion allerdings wieder.

Der Konzern beschäftig­t weltweit 147 797 Mitarbeite­r und damit rund 1200 weniger als 2018. In Saarbrücke­n arbeiten 8800 Mitarbeite­r. Wie es für sie nach der Krise weitergeht, ist unklar. „Wir entwickeln langfristi­ge Zielbilder für die Standorte und wie wir die Beschäftig­ung dort sichern können“, sagte eine Sprecherin. In Saarbrücke­n wurden 2019 rund 2,5 Millionen Getriebe gefertigt.

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FOTO: F. KÄSTLE/DPA Wolf-Henning Scheider, Vorstandsv­orsitzende­r der ZF Friedrichs­hafen AG.

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