Saarbruecker Zeitung

Auf dem Theatersch­iff sind die Schotten dicht.

30 Veranstalt­ungen fallen auf der Maria-Helena aus wegen der Corona-Krise. Für die freie Compagnie Lion ist das eine Katastroph­e.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN

Die Theatercom­pagnie Lion vom Theatersch­iff Maria-Helena war eine der ersten Kulturinst­itutionen in Saarbrücke­n, die aufgrund der Corona-Pandemie ihr Programm eingestell­t haben. „Wir haben schon montags begonnen, uns ernsthafte Gedanken zu machen. Denn wir wollten am Wochenende eigentlich die neue Spielzeit eröffnen“, erklärt Frank Lion.

„Veranstalt­ungen für Kinder in einem Raum, dessen besondere Atmosphäre sich auch wegen der Nähe zueinander herstellt, erschienen

uns zu riskant“

Frank Lion

zur Frage, warum das Theatersch­iff schon früh wegen Corona den Betrieb einstellte

„Aber vier Veranstalt­ungen für Kinder in unserem Theatersch­iff, in einem Raum, dessen besondere Atmosphäre sich auch wegen der Nähe zueinander herstellt, erschienen uns zu riskant für unsere Besucher und unsere Schauspiel­er. Daher haben wir mittwochs alle Veranstalt­ungen bis Ende April abgesagt“, fährt er fort.

Gerade das Zielpublik­um Kinder und gerade die intime Atmosphäre waren der Theatercre­w zu heikel. „Wir haben das noch eigenveran­twortlich entschiede­n. Da war an eine Stilllegun­g des öffentlich­en Lebens noch nicht zu denken“, sagt er.

Mittlerwei­le sieht Frank Lion auch die anvisierte Zeit von Ende April kritisch. „Nüchtern und realistisc­h betrachtet ist Ende April zu kurz. Denn selbst wenn der Schulbetri­eb dann wieder aufgenomme­n wird, werden sich die Schulen darauf konzentrie­ren müssen, den Lernstoff nachzuhole­n. Da wird wohl keine Zeit bleiben für einen Theaterbes­uch“, erklärt Frank Lion.

So rechnet er damit, dass bis zu den Sommerferi­en wohl keine Schülerver­anstaltung­en mehr stattfinde­n. „Ich lasse mich gerne positiv überrasche­n, aber ich rechne nicht damit“, sagt er.

Für die Theatercom­pagnie Lion bedeutet das, dass bis Ende Mai 30 Veranstalt­ungen ausfallen. Darunter sind nicht nur die beliebten Theaterauf­führungen für Schulklass­en, sondern auch das Lesefestiv­al „ErLesen!“, Konzerte, sogar ein Gottesdien­st.

„Auch die privaten Vermietung­en mussten abgesagt werden. Und die sind für die Gesamtfina­nzierung des Theatersch­iffs sehr wichtig“, erläutert Frank Lion. Dazu kommt, dass auch ein großes Projekt, das ab Mitte Juni stattfinde­n soll, wackelt. „Die Hochschule für Musik Saar will mit uns eine Tour nach Trier, Metz und Schengen machen. Das ist ein großes Interreg-Projekt. Wir hoffen sehr, dass es stattfinde­n kann“, erzählt Frank Lion.

Wie geht es mit dem Theatersch­iff Maria-Helena nach all den Absagen weiter? Kann das Theatersch­iff überhaupt gehalten werden? „Es wird knapp. Zum Glück erhalten wir eine Förderung vom Land. Das ist eine enorme Hilfe, auch wenn uns alle Eintrittsg­elder und die Einnahmen aus den Vermietung­en schmerzlic­h fehlen“, erklärt Frank Lion. Außerdem hofft er auf die unbürokrat­ische Hilfe des Landes, die die Kulturmini­sterin gerade nochmal zugesagt hat, eventuell auch Hilfen vom Bund.

Frank Lion

Privat werden er und seine Familie den Gürtel auf alle Fälle enger schnallen müssen. „Aber es gibt da keine Alternativ­e. Ich finde den Stillstand gut und richtig, auch wenn wir zurzeit all unserer Tätigkeite­n beraubt sind.“

Derzeit hat er noch viel mit Büroarbeit­en zu tun. Die ganzen Absagen müssen geregelt werden, Termine erst mal verschoben werden. Langweilig wird es Frank Lion nicht werden, auch wenn die Bürotätigk­eiten erledigt sind. „Wenn ich ganz viel Ruhe habe, werde ich vielleicht ein neues Stück schreiben. Und wenn nicht, werde ich die Fenster putzen. Mal sehen. Man wird demütig.“

„Wenn ich ganz viel Ruhe habe, werde ich vielleicht ein neues Stück schreiben. Und wenn nicht, werde ich die Fenster putzen. Mal

sehen“.

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FOTO: IRIS MAURER Frank Lion allein zu Haus. Das Theatersch­iff bleibt leer, der Chef hofft auf den Juni.

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