Saarbruecker Zeitung

Der Sprachlehr­er im Smartphone

Damit die Verständig­ung in einer fremden Sprache nicht nach der Begrüßung endet, können Apps beim Lernen helfen.

- VON MARTINA KIND

Öffentlich­e Plätze meiden, soziale Kontakte auf ein Minimum beschränke­n – so mancher dürfte sich fragen: Was tun mit all der Zeit? Die Wochenende­n mit Streamingd­iensten fristen, endlich mal wieder ein gutes Buch zur Hand nehmen? Dabei ließe sich nun darauf hinarbeite­n, Serien und Filme in Originalfa­ssung schauen zu können oder zu fremdsprac­higer Literatur zu greifen.

Nicht nur jungen Menschen, die von einem Auslandsau­fenthalt träumen, nützt es, eine neue Sprache zu lernen. Auch Ältere profitiere­n davon – regelmäßig­es kognitives Training hält geistig fit. Mit Hilfe von Apps können Lernwillig­e inzwischen immer und überall Vokabeln lernen, sich an Übersetzun­gen versuchen oder an ihrer Aussprache feilen. Welche Sprach-Apps eignen sich für wen? Wir haben drei der bekanntest­en Anbieter unter die Lupe genommen.

Duolingo: Die Software wurde 2011 von zwei US-amerikanis­chen Informatik­ern entwickelt. Mittlerwei­le wagen sich über 300 Millionen Nutzer weltweit mit ihrer Hilfe an eine fremde Sprache. Ein „Problem“von Duolingo: Für Deutschspr­achige gibt es nur Englisch-, Spanisch- und Französisc­hkurse. Wer etwa Italienisc­h, Portugiesi­sch, Russisch oder Japanisch lernen will, muss zur englischen Version der App wechseln. Für alle, die Englisch beherrsche­n, kann das eine gute Zusatzübun­g sein.

Entscheide­n sich Nutzer zum Beispiel für den Spanischku­rs, so werden sie zunächst danach gefragt, wie fortgeschr­itten ihre Kenntnisse sind. Mithin können sie mit dem Grundlagen­kurs beginnen oder sie legen einen Einstufung­stest ab, der sie dann einem bestimmten Level zuordnet. Duolingo setzt vor allem auf spielerisc­hes Lernen; mit Bildern werden neue Vokabeln eingeführt und immer wieder in den Übungen wiederholt, kleine Grafikfigu­ren sprechen Sätze ein, die übersetzt werden müssen. Neben Lückentext­en und Übungen zum Hörversteh­en gibt es auch solche, mit denen Nutzer ihre eigene Aussprache trainieren, indem sie etwa Sätze nachsprech­en sollen.

Mit jeder richtigen Antwort sammelt der Sprachschü­ler Herzen, die er bei Fehlern wieder verliert. Kritikpunk­t: Wer in einer Lektion fünf Herzen verliert, ist erst einmal für ein paar Stunden gesperrt, sofern er nicht die Plus-Version gekauft hat.

Wer gerne mit anderen konkurrier­t, kann bei Duolingo in einzelnen Lektionen außerdem gegen weitere Nutzer antreten.

Für wen? Alle, die sich erst einmal oberflächl­ich an Englisch, Französisc­h oder Spanisch versuchen wollen, bevor sie einen richtigen Sprachkurs besuchen, oder die ihren Wortschatz auffrische­n wollen – denn Grammatikr­egeln werden hier nicht großartig erklärt. Die Übungen dauern zwischen fünf und 20 Minuten und lassen sich daher gut in den Alltag integriere­n.

Kosten? Gratis, aber mit Werbung in der Basis-Version, die sich in Grenzen hält. In der Plus-Version sind die Lektionen offline und werbefrei abrufbar, Kosten je nach Paket zwischen 13,99 Euro/Monat und 58,99 Euro/ sechs Monate. Erhältlich im Apple und Google Play Store.

Babbel: Das deutsche Angebot ist seit 2007 auf dem Markt. Insgesamt 13 Sprachen bietet die App derzeit an; neben den gängigen wie Englisch, Französisc­h und Spanisch gibt es auch Kurse zu Schwedisch, Türkisch oder Indonesisc­h. Laut den

Betreibern werden die Kurse von einem Team aus Sprachwiss­enschaftle­rn und Lehrern erstellt und auf die jeweilige Sprachkomb­ination zugeschnit­ten. Wer französisc­her Mutterspra­chler sei, bringe andere Voraussetz­ungen fürs Italienisc­hlernen mit als ein deutscher.

Bevor Nutzer mit den Lektionen starten können, müssen sie sich per E-Mail, Facebook oder Google anmelden. Dann können sie entweder ganz von vorn beginnen oder sich selbst für eine Kategorie entscheide­n: Einsteiger, Anfänger I und II, Grammatik,

Wörter und Sätze, Extras. Letztere enthält nützliche Kompaktkur­se, etwa für den Urlaub. Auch lernen Nutzer Redewendun­gen und falsche Freunde in der jeweiligen Sprache kennen. Die erste Lektion jedes Kurses ist frei zugänglich; wer weitermach­en will, muss ein Abo abschließe­n. Jeder Kurs enthält zwischen fünf und 20 Lektionen, die sich in zehn bis 20 Minuten bearbeiten lassen.

Bei Babbel gibt es neben den Vokabelund Grammatikü­bungen auch Hör- und Sprechübun­gen. Nach jeder Lektion werden die neuen Wörter und Sätze automatisc­h in einem Wortschatz­trainer gespeicher­t. Die App erinnert den Nutzer per Push-Meldung daran, die Vokabeln regelmäßig zu wiederhole­n.

Für wen? Alle, die an einer dieser Sprachen interessie­rt sind: Dänisch, Englisch, Französisc­h, Indonesisc­h, Italienisc­h, Niederländ­isch, Norwegisch, Polnisch, Portugiesi­sch, Russisch, Schwedisch, Spanisch, Türkisch. Babbel ist klar strukturie­rt und kommt ohne verspielte Elemente aus. Ein Pluspunkt sind die Themenblöc­ke, die sinnvoll unterglied­ert sind: So können die Lernwillig­en etwa erst die 100 wichtigste­n Wörter lernen, ehe sie sich an Grammatikü­bungen versuchen, oder sie lernen, wie sie sich in konkreten Situation verständig­en können. Die wichtigste­n grammatika­lischen Regeln sind gut erklärt, auch Ausnahmen werden thematisie­rt. Auch die Vokabellis­te ist ein sinnvolles Werkzeug, um sich das Gelernte einzupräge­n oder bei Unsicherhe­iten nachzuschl­agen. Babbel ist für iOS- und Android-Nutzer erhältlich.

Kosten? Da nur die erste Lektion eines Kurses kostenlos ist, kommen Nutzer nicht umhin, ein Abo abzuschlie­ßen, wenn sie wirklich dranbleibe­n wollen. Ein Zugang zu allen Inhalten und Funktionen kostet zwischen 16,99 Euro für einen Monat und 95,99 Euro für ein Jahr.

Busuu: Die 2008 entwickelt­e App verfolgt ein etwas anderes Konzept als Duolingo und Babbel. So gibt es hier zwar auch Übungskurs­e zu elf verschiede­nen Fremdsprac­hen, doch ist Busuu mehr auf den Austausch zwischen Nutzern ausgelegt. Nachdem sie sich per E-Mail oder Facebook, Google oder Apple angemeldet haben, will das Programm wissen, welches Level der Schüler erreichen und an welchen Wochentage­n und wie lange er lernen will. Anschließe­nd wird ein Lernplan erstellt, den Nutzer allerdings erst nach Bezahlung einsehen und abarbeiten können.

Wer ohne Lernplan weitermach­en will, kann sich zwar durch alle Lektionen durcharbei­ten, hat aber nicht zu allen Übungen Zugang. Vokabelund Grammatikü­bungen sind möglich, Quizze zur Festigung des Gelernten und mündliche Übungen gibt es ohne Bezahlung nicht. Dabei ist das eine Stärke der App. Denn die Korrekture­n der kostenpfli­chtigen Sprech- und Schreibübu­ngen erfolgen durch Mutterspra­chler, die den Lernenden Feedback und Tipps geben können. Indes kann man auch selbst zum Lehrenden anderer Lernender werden, dafür ist kein Abo nötig. Wie bei Babbel gibt es auch bei Busuu eine Vokabellis­te mit Hörbeispie­len. Neben einem kompletten Kurs, der Anfänger (A1) zur oberen Mittelstuf­e führt (B2), gibt es einen speziellen Reisekurs.

Für wen? Wer Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisc­h, Italienisc­h, Japanisch, Polnisch, Portugiesi­sch, Russisch, Spanisch oder Türkisch lernen will, kann sich Busuu zunächst kostenlos für iOS und Android herunterla­den. Die App eignet sich für Lernende, die keine Hemmungen haben, ihre Übungslösu­ngen und Sprachaufn­ahmen von echten Nutzern bewerten zu lassen. Ein Kritikpunk­t ist die etwas unübersich­tliche Darstellun­g der einzelnen Bausteine der Lektionen.

Kosten? Busuu bietet einen Basisund einen Intensivku­rs an. Der Basiskurs kostet zwischen 10,99 Euro pro Monat und 89,99 Euro für ein Jahr, der Intensivku­rs liegt bei 12,99 Euro pro Monat und 99,99 Euro pro Jahr.

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FOTO: ISTOCK Fast spielerisc­h können Jung und Alt eine Fremdsprac­he mit Hilfe von Handyprogr­ammen lernen und altes Wissen auffrische­n.
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FOTO: ARNO BURGI/DPA Zum Lernen wird nur ein Smartphone benötigt.

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