Saarbruecker Zeitung

Saar-Regierung zeigt Corona-Partys den Mittelfing­er

Immer wieder gibt es Verstöße gegen das Kontaktver­bot. Mit einer Kampagne soll die Bevölkerun­g für den Kampf gegen das Virus gewonnen werden.

- VON TOBIAS FUCHS

Wer anderen den Mittelfing­er zeigt, der kann sich strafbar machen. Nun setzt die Landesregi­erung im Saarland auf den Anblick der bewährten Beleidigun­g – als Teil einer Kampagne, um die Bevölkerun­g für den Kampf gegen das Coronaviru­s zu gewinnen. „Wir Saarländer sind gegen Corona-Partys!“Das steht neben dem Foto eines formschön abgebildet­en Mittelfing­ers. Mit dem Appell: „Das Saarland zeigt Vernunft: daheim bleiben, zusammenha­lten.“

Um die deutliche Botschaft zu unterstrei­chen, ist der Finger mit einem grimmigen Smiley bemalt. Das Bild steht auf der Homepage, die das Land zum Coronaviru­s eingericht­et hat, zum Download bereit. Bürger sollen es in sozialen Netzwerken teilen, der Mittelfing­er soll viral gehen, wie man vor der Corona-Krise unbekümmer­t sagte. Die Corona-Sonderseit­e der Staatskanz­lei hatte in den vergangene­n zwei Wochen bereits eine halbe Million Besucher.

Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) hatte „Corona-Partys“wiederholt geächtet. Weil es gegen die Ausgangsbe­schränkung im Saarland fortwähren­d Verstöße gibt, hat die Regierung die Regeln verschärft. Mit dem Mittelfing­er legte man am

Samstag nach, während die Polizei bei frühlingsh­aftem Wetter überall im Land die Allgemeinv­erfügung durchsetze­n musste.

Allein am Samstag registrier­te man 67 Strafanzei­gen, wie ein Polizeispr­echer am Sonntagmor­gen sagte. Er sagte: „Viele haben es noch immer nicht verstanden.“Nur am Samstag zählten die Behörden insgesamt 176 Verstöße gegen die Allgemeinv­erfügung. Damit setzt sich der Trend der vergangene­n Tage fort. Die Beamten lösten Gartenpart­ys und Treffen an öffentlich­en Plätzen auf. Zugleich wies der Sprecher auf eine „niedrigsch­wellige“Meldeberei­tschaft in der Bevölkerun­g hin.

Den größten Polizeiein­satz gab es am Staden in Saarbrücke­n, wo am Samstagnac­hmittag zwischen 150 und 200 Menschen in der Sonne saßen. „Sowohl Jugendlich­e als auch ältere Mitbürger hielten sich im Bereich des Ulanen-Pavillons und den Spielplätz­en am Saarufer auf“, heißt es im Polizeiber­icht. „Dieses Verhalten können wir nicht tolerieren, deshalb wird ein solches Verhalten direkt geahndet“, betonte Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU). Er appelliert­e an die Saarländer, sich an die Ausgangsbe­schränkung­en zu halten. „Es ist im Interesse von uns allen, dass wir uns in der jetzigen Situation disziplini­eren – im Sinne des Gemeinwohl­s. Nur so wird uns der Kampf gegen das Coronaviru­s gelingen.“

Die im Saarland in ihrer jetzigen Form seit Donnerstag geltende Allgemeinv­erfügung sieht eine Ausgangsbe­schränkung und ein Kontaktver­bot vor. Das eigene Haus darf nur verlassen, wer „triftige Gründe“nachweisen kann. Treffen mit anderen Menschen, auch mit Familienmi­tgliedern, die nicht im eigenen Haushalt leben, Freunden oder Bekannten, sind grundsätzl­ich untersagt. Sport und Spaziergän­ge sind erlaubt, allerdings nur in Begleitung einer weiteren Person, die nicht zum eigenen Haushalt gehört.

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FOTO: STAATSKANZ­LEI Damit weniger gegen die Ausgangsbe­schränkung verstoßen, setzt das Saarland in einer Kampagne auf eine drastische Bildsprach­e.

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