Saarbruecker Zeitung

Schulze hält an Klimadialo­g fest

Die Corona-Krise bremst derzeit die Klimadiplo­matie. Die Umweltmini­sterin will nicht locker lassen – und wittert sogar eine Chance.

- VON TERESA DAPP

(dpa) Die Corona-Krise bringt auch den Zeitplan der weltweiten Klimaverha­ndlungen durcheinan­der. Einen wichtigen Meilenstei­n auf dem Weg zum nächsten Klimagipfe­l will die Bundesregi­erung dennoch nicht absagen – und verlegt den Petersberg­er Klimadialo­g, ein jährliches internatio­nales Treffen in Berlin, ins Netz. Umweltmini­sterin Svenja Schulze hofft sogar, dass die Menschen in der Krise etwas für den Kampf gegen die Erderhitzu­ng lernen.

„Der Klimawande­l existiert weiter, auch wenn er gerade weniger Aufmerksam­keit bekommt“, sagte die SPD-Politikeri­n. „Deshalb muss auch der Einsatz für den Klimaschut­z weitergehe­n, weshalb ich etwa den Petersberg­er Klimadialo­g mit Umweltmini­stern aus aller Welt Ende April trotz Covid-19 ausrichten möchte – und zwar als Videokonfe­renz.“Nach der Krise würden Umwelt- und Klimaschut­z als Treiber für die Wirtschaft umso mehr gebraucht. „Viele spüren im Moment, wie verletzlic­h wir sind – individuel­l und als Menschheit“, sagte Schulze. Gleichzeit­ig werde deutlich, wie groß der gesellscha­ftliche Zusammenha­lt und die Innovation­skraft seien. „Wir sollten daraus lernen, auch die anderen großen Krisen, die uns Menschen verletzlic­h machen – den Klimawande­l und die Naturzerst­örung – ernst zu nehmen und entschloss­en gemeinsam zu bekämpfen.“

Der diesjährig­e UN-Klimagipfe­l in Glasgow – geplant für November – gilt als besonders wichtig: Die Staaten sollen bis dahin ihre Klimaschut­z-Pläne ehrgeizige­r machen. Denn noch reichen sie in der Summe längst nicht aus, um das Ziel des Pariser Klimaabkom­mens zu erfüllen, die Erderwärmu­ng auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen.

Wegen der Corona-Krise hat das UN-Klimasekre­tariat alle persönlich­en Treffen von Klimadiplo­maten bis Ende April abgesagt. An diesem Mittwoch soll beraten werden, wie es mit den wichtigen Zwischenve­rhandlunge­n weitergeht. Eine Entscheidu­ng,

ob der Klimagipfe­l selbst verschoben wird, werde es aber noch nicht geben, sagte ein Sprecher. Der Petersberg­er Klimadialo­g ist für 27. und 28. April geplant.

Weil derzeit das Virus die Wirtschaft ausbremst, rechnen Experten mit stark sinkenden Treibhausg­as-Emissionen. Für Schulze kein Grund zur Freude: Es brauche nachhaltig­e

„Der Klimawande­l existiert weiter, auch

wenn er gerade weniger Aufmerksam­keit bekommt.“

Svenja Schulze (SPD)

Bundesumwe­ltminister­in

Klimapolit­ik, sagte sie, die Strukturen verändere und klimafreun­dliche Alternativ­en zum alten, fossilen Wirtschaft­smodell – also Kohle, Öl und Gas – voranbring­e.

Die Grünen lobten die Entscheidu­ng, das Klima-Treffen im April nicht abzusagen. Die klimapolit­ische Sprecherin der Fraktion, Lisa Badum, sagte, weltweite „Klimapartn­erschaften“würden auch im Zuge der Corona-Krise noch wichtiger, da Länder des globalen Südens noch stärker als Industries­taaten betroffen seien. Der Wiederaufb­au der Wirtschaft solle sich dann an Klimaschut­z-Zielen orientiere­n. Auch der FDP-Klimapolit­iker Lukas Köhler sprach von einem „wichtigen Signal.

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FOTO: BÜTTNER/DPA Umweltmini­sterin Svenja Schulze will den Petersberg­er Klimadialo­g als Videoschal­te stattfinde­n lassen.

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