Saarbruecker Zeitung

Jetzt 757 Tote in Grand Est – Luftwaffe fliegt Patienten aus

- Produktion dieser Seite: J. Schleuning, T. Keßler Oliver Schwambach

(hem/kir/sz) Rund einen Monat nach Ausbruch der Corona-Epidemie in der Grenzregio­n Grand Est sind dort 757 Menschen an den Folgen der Krankheit gestorben. Das teilte die regionale Gesundheit­sbehörde ARS am Samstagabe­nd mit. Eingerechn­et sind Patienten, die vor ihrem Tod positiv getestet wurden, sowie Menschen, von denen vermutet wird, dass ihr Tod im Zusammenha­ng mit einer Corona-Infektion steht – die aber nicht getestet wurden. 3777 Patienten werden zurzeit in den Krankenhäu­sern der Region stationär behandelt, 786 von ihnen intensivme­dizinisch. Derweil konnten bereits 1266 Menschen das Krankenhau­s verlassen.

Nach wie vor bleibt die Situation in den Kliniken angespannt. Am schlimmste­n trifft es das elsässisch­e Mulhouse, das wegen eines einwöchige­n Treffens einer freien Kirche zum Ansteckung­sherd wurde. Laut einer Recherche des französisc­hen Senders Radio France war am Ende der Woche die Mehrheit der rund 2500 Teilnehmer mit Corona infiziert. Seit zehn Tagen werden nun regelmäßig Beatmungsp­atienten aus Mulhouse innerhalb der Region, aber auch in andere französisc­he Regionen und in Nachbarlän­der verlegt. Seit Freitag werden auch Patienten aus Lothringen evakuiert, damit dort die Intensivst­ationen nicht überlastet werden.

Auch Deutschlan­d, Luxemburg und die Schweiz nehmen immer mehr französisc­he Patienten auf. Allein am Samstag wurden 16 Corona-Kranke in die Schweiz und nach Deutschlan­d gebracht. Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) vereinbart­e am Wochenende mit ihrer französisc­hen

Amtskolleg­in Florence Parly, dass die Luftwaffe schwerkran­ke Patienten aus Frankreich in die fünf Bundeswehr-Krankenhäu­ser fliegt. „Wir stehen unseren französisc­hen Freunden bei“, schrieb Kramp-Karrenbaue­r auf Twitter. Die Luxembourg Air Rescue (LAR) hilft ebenfalls mit einem Ambulenzje­t und zwei Hubschraub­ern. Unter anderem haben die Luxemburge­r Patienten aus Ost-Frankreich nach Hamburg geflogen. „In der Luftrettun­g gibt es für die LAR seit langem keine politische­n Grenzen mehr“, erklärte LAR-Präsident René Closter. Die Notfallver­sorgung durch die beiden in Luxemburg-Stadt und Ettelbrück stationier­ten Hubschraub­er sei dadurch nicht in Frage gestellt, betonte Closter. LAR-Helikopter fliegen sonst auch zu Rettungsei­nsätzen ins Saarland und die Südeifel. Jean Rottner, Präsident des Regionalra­ts von Grand Est, bezeichnet­e die Hilfe aus Deutschlan­d, die Schweiz und Luxemburg als „einzigarti­g und außergewöh­nlich“.

Im Saarland wurden bisher elf Kranke aufgenomme­n. In der Uniklinik in Homburg werden fünf von ihnen behandelt, drei weitere wurden ins Winterberg-Klinikum gebracht und weitere drei in die SHG-Kliniken nach Völklingen. „Wir haben uns gern in die Pflicht nehmen lassen“, betonten der Leiter der Intensivst­ation in Völklingen, Dr. Axel Tost, und der Ärztliche Direktor, Professor Dr. Harald Schäfer. „Allein schon wegen der schwerkran­ken Menschen, denen wir so gut wie möglich helfen wollen. Aber auch als Zeichen unserer deutsch-französisc­hen Freundscha­ft.“

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