Saarbruecker Zeitung

Er „knockt“sogar an „Heaven’s Door“

James Boyle, der Kopf der Kult-Band Honey Creek, veranstalt­et während der Corona-Zeit ein Wunschkonz­ert im Internet.

- VON ISABELL SCHIRRA

Was haben Johnny Cashs „I walk the line“, Nick Caves und Kylie Minogues „Where the wild roses grow“und „Amazing Grace“gemeinsam? Alle drei Titel hat James Boyle kürzlich in Form von Videoaufna­hmen auf seinem Facebook-Profil veröffentl­icht.

Vor ein paar Tagen meldete sich der Sänger der Saarbrücke­r Bluesrock Band „Honey Creek“in dem sozialen Netzwerk mit einer Idee zu Wort: „Wünsch dir ein Lied …, wenn ich es einigermaß­en hinkriege, poste ich es hier“, verkündete er auf seinem Profil. „Wunschkonz­ert“nennt er das Projekt.

Ungewöhnli­che Zeiten erfordern ungewöhnli­che Ansätze. Für Boyle selbst ist diese Idee allerdings gar nicht so ungewöhnli­ch, sie sei eher „naheliegen­d“gewesen. Er habe sich schon oft überlegt, was er wohl machen würde, wenn er arbeitslos werden würde. „Straßenmus­ik“, sei immer die Antwort gewesen.

Und dank der Corona-Krise ist es jetzt soweit: Er kann nicht arbeiten, nicht auftreten, an Straßenmus­ik ist aktuell aber auch nicht zu denken. Also hat Boyle das Ganze ins World Wide Web verlegt. Den anfänglich­en Gedanken an eine Spendenbas­is hat er schnell verworfen. „Den meisten Leuten geht es zurzeit nicht unbedingt besser als mir, da müssen wir alle durch“, sagt er.

Und so trällert Boyle völlig selbstlos mal von der heimischen Toilette den TLC Hit „No Scrubs“, mal vom Sofa in einen kuschelige­n Bademantel gewandet „Don‘t worry, be happy“. Es sind auch Lieder der Kategorie „habe gehofft dieses Lied nie wieder zu spielen“dabei. „Knockin‘ On Heaven‘s Door“zum Beispiel. Für seine Fans macht er es trotzdem.

Und die sind begeistert. Kein Wunder, bei so viel Coolness, Witz und nicht zuletzt natürlich auch Gesangstal­ent. In den Kommentars­palten hagelt es Lob, Jubelschre­ie, manche berichten auch von Tränen in den Augen. Jedes Fünkchen Freude, Spaß, Ablenkung scheint dieser Tage willkommen. Mittlerwei­le hat Boyle schon über zehn Episoden seines „Wunschkonz­erts“veröffentl­icht. Nach seinem Aufruf sind knapp 200 Song-Vorschläge eingegange­n. Er könnte also noch ein bisschen weitersing­en.

„Den meisten Leuten geht es zurzeit nicht

besser als mir, da müssen wir alle durch.“

James Boyle

darüber, warum er für seine Songs keine

Spenden nimmt

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FOTO: ISABELL SCHIRRA James Boyle im Homeoffice. So kann man ihn derzeit immer wieder im Internet sehen. Der Sänger stellt jeden Tag ein Wunschkonz­ert ins Netz. Seine Fangruppe wächst und wächst.

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