Saarbruecker Zeitung

Mondsichel und Venus im glänzenden Doppel

Mitte April flammen die Meteore der Lyriden auf. In den dunklen Neumondnäc­hten sind sie gut sichtbar.

- VON HANS-ULRICH KELLER

(dpa) Wegen der Umstellung auf Sommerzeit setzt die Abenddämme­rung nun später ein. Als Erster leuchtet der Abendstern auf, unser Nachbarpla­net Venus. Gegen Ende April strahlt Venus in größtem Glanz hoch am Westhimmel. Schon am 3. April zieht sie knapp südlich an den sieben Schwestern vorbei. Das sind die hellsten Sterne im Sternhaufe­n der Plejaden, auch als Siebengest­irn bekannt.

Die Begegnung der Venus mit den Plejaden bietet einen reizvollen Anblick, insbesonde­re im Fernglas. Während das Licht von Venus zur Erde nur wenige Minuten unterwegs ist, braucht das Sternenlic­ht der Plejaden 420 Jahre zu uns. Im Mai wird Venus den Abendhimme­l verlassen und im Juni am Morgenhimm­el erscheinen. Venus ist also Abend- und Morgenster­n.

Im April tauchen in der zweiten Nachthälft­e die drei hellen Planeten Jupiter, Saturn und Mars auf. Schon am 1. April zieht um 5 Uhr morgens der rötliche Mars am Ringplanet­en Saturn knapp südlich vorbei. Mars wird im Laufe des Monats deutlich heller. Beide Planeten halten sich im Sternbild Steinbock auf.

Auf der Nordhalbku­gel des Mars beginnt am 8. April der Herbst. Er dauert bis zum Winterbegi­nn am 2. September. Da Mars fast zwei Jahre für eine Sonnenumru­ndung benötigt, sind auf ihm die Jahreszeit­en doppelt so lange wie auf der Erde.

Am hellsten leuchtet am Morgenhimm­el der weißglänze­nde Jupiter im Sternbild Schütze. Ein hübscher Anblick ergibt sich am Morgen des 15. April, wenn knapp über dem Südosthori­zont der abnehmende Halbmond an der Planetenpa­rade Jupiter-Saturn-Mars vorbeiwand­ert. Gegen 5 Uhr sieht man den Halbmond

zwischen Jupiter und Saturn. Merkur entzieht sich im April unseren Blicken.

Der zunehmende Mond passiert den bläulichen Stern Regulus im Löwen am 4. April. Die Vollmondph­ase wird am 8. April um 4.35 Uhr erreicht. Der Ostervollm­ond hält sich dabei im Sternbild Jungfrau auf. Am Abend zuvor kommt der Mond mit 356 910 Kilometern Abstand in Erdnähe. Das Zusammenfa­llen von Erdnähe und Vollmond führt wieder zu Springflut­en und maximalen Gezeitenkr­äften, die auch auf die feste Erdkruste wirken und die rund drei Tage um die Vollmondze­it anhalten.

Mit 406 460 Kilometern Distanz hält sich der Mond am 20. April in Erdferne auf. Die Neumondpha­se tritt am 23. April um 4.26 Uhr ein. Die zunehmende Mondsichel gesellt sich am 26. April zur im größten Glanz strahlende­n Venus – ein wunderschö­ner Anblick gegen 22 Uhr am Westhimmel.

Vom 16. bis 25. April flammen die Lyriden-Meteore auf. Ihr Ausstrahlu­ngspunkt liegt im Sternbild Leier an der Grenze zum Herkules. Da diesmal die Hauptaktiv­ität der Lyriden in die dunklen Neumondnäc­hte fällt, sind die Sternschnu­ppen gut zu beobachten. Der Höhepunkt des Lyridenstr­omes mit einer Fallrate von 20 Sternschnu­ppen pro Stunde ist am 22. April am Morgenhimm­el zu erwarten.

Die Winterster­nbilder haben das Feld geräumt. Der Sternenhim­mel zeigt nun frühlingsh­aften Charakter. Hoch im Süden passiert der Löwe die Mittagslin­ie. Er ist das Leitsternb­ild des Frühlings. Ein mächtiges

Sternentra­pez deutet den Rumpf an. Darauf sitzt an der nordwestli­chen Ecke ein kleines Trapez, das den Löwenkopf markiert. Hauptstern des Löwen ist Regulus, auch Alpha Leonis genannt.

Steil über unseren Köpfen steht der Große Wagen. Die Deichsel deutet wie ein überdimens­ionaler Finger auf den hellen, orange-rot leuchtende­n Arktur. Er ist der hellste Stern im Sternbild Bootes, dem Rinderhirt­en. Mit 37 Lichtjahre­n Entfernung gehört Arktur noch zu den Nachbarste­rnen der Sonne. Er ist ein leuchtkräf­tiger roter Riesenster­n. Stünde unsere Sonne an seiner Stelle, wäre sie mit bloßen Augen kaum zu sehen.

Den Raum im Südosten nimmt das Sternbild Jungfrau ein. Wie der Löwe gehört auch die Jungfrau zum Tierkreis, also jenen 13 Sternbilde­rn, durch die Sonne, Mond und Planeten ziehen.

Der Hauptstern der Jungfrau heißt Spica. Der Name bedeutet Kornähre und ist ein Symbol der Fruchtbark­eit. Im Gegensatz zu Arktur strahlt Spica ein bläulich-weißes Licht aus. Denn sie ist an ihrer Oberfläche viel heißer als Arktur. Mit 260 Lichtjahre­n ist sie auch erheblich weiter als Arktur entfernt. Die drei Sterne Regulus, Arktur und Spica bilden das Frühlingsd­reieck. Es markiert den Helligkeit­sschwerpun­kt des Frühlingsh­immels und ist leicht zu erkennen.

Die Sonne erklimmt im Laufe des April immer nördlicher­e Bezirke des Tierkreise­s. Am 18. des Monats verlässt sie nachmittag­s das Sternbild Fische und wechselt in das Sternbild Widder. Einen Tag später tritt sie fast auf die Stunde genau in das Tierkreisz­eichen Stier. Ihre Mittagshöh­e nimmt um gut zehn Grad zu, die Tageslänge wächst im April um eine Stunde und 48 Minuten.

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