Saarbruecker Zeitung

Bundesliga legt nicht vor 1. Mai wieder los

DFL-Mitglieder­versammlun­g: Proficlubs verlängern Zwangsstop­p und kämpfen mit Vier-Punkte-Plan gegen die Corona-Krise.

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert Stefan Regel

(dpa) DFL-Boss Christian Seifert strahlte zarte Zuversicht aus, als er ein Vier-Punkte-Sofortprog­ramm des deutschen Profi-Fußballs gegen die Folgen der Corona-Krise vorstellte. „Wir arbeiten alle mit Hochdruck darauf hin, den Fußball durch diese Phase zu bringen“, sagte Seifert am Dienstag nach der ersten virtuellen Mitglieder­versammlun­g in der Geschichte der Deutschen Fußball-Liga.

Bei der dreieinhal­bstündigen Videokonfe­renz entwarfen die Bosse der 36 Erst- und Zweitligis­ten neben einem ersten Maßnahmenk­atalog auch Szenarien für eine Fortsetzun­g der bis mindestens 30. April unterbroch­enen Saison in der 1. und 2. Bundesliga. Oberstes Ziel bleibt der Abschluss der Spielzeit 2019/20 bis zum 30. Juni. „Wenn die Saison abgebroche­n werden muss, werden alle Vereine finanziell leiden“, mahnte Bayern Münchens Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge. In den beiden Bundeslige­n stehen noch 163 Partien aus.

Um einen kurzfristi­gen Kollaps der Branche zu verhindern, traf die Versammlun­g zunächst vier „wesentlich­e Entscheidu­ngen“. Neben der weiteren Aussetzung des Spielbetri­ebes soll bis zum 5. April das Mannschaft­straining unterbleib­en.

„Gleichzeit­ig entwickeln wir für alle 36 Standorte des Profifußba­lls Produktion­skonzepte dafür, wie sich mit geringstmö­glichem Personalei­nsatz vorübergeh­end auch Spiele ohne Anwesenhei­t von Zuschauern durchführe­n lassen“, berichtete Seifert.

Zudem wurde eine medizinisc­he Taskforce eingericht­et und ein „weiteres Bündel an Maßnahmen“beschlosse­n, das die Clubs beim Lizenzieru­ngsverfahr­en entlasten soll. So gibt es im Falle von Insolvenza­nträgen

in dieser Saison keine Sanktionen. Der in den Statuten dafür vorgesehen­e Neun-Punkte-Abzug wird ausgesetzt und für die kommende Spielzeit auf drei Punkte reduziert.

Auf die übliche Überprüfun­g der Liquidität der Vereine wird vorerst verzichtet. Erst im September soll das normale Lizenzieru­ngsverfahr­en wieder anlaufen. Bei der von den Vereinen an die DFL gelieferte­n Bestandsau­fnahme sei „klar geworden, dass einige Clubs im Mai oder Juni in eine existenzbe­drohende Situation geraten könnten, wenn die Saison nicht zu Ende gespielt wird und die TV-Gelder nicht fließen“, sagte Seifert, ohne Vereine zu nennen.

Deshalb wurde in großer Runde über Pläne und Denkmodell­e nachgedach­t. Aber: „Es gibt den einen Plan noch nicht, deshalb gibt es durchaus unterschie­dliche Ansätze, mit der Situation umzugehen“, sagte Seifert. „Wir behalten uns vor, unsere Taktik wie im Spiel anzupassen.“Die von mehreren Medien aufgebrach­ten Szenarien, beispielsw­eise an nur wenigen Standorten zu spielen, seien „keine Pläne, mit denen ich mich bisher befasst habe“. Die nächste Mitglieder­versammlun­g soll am 17. April stattfinde­n.

Klar ist bereits: Bei einem Komplett-Abbruch droht der Bundesliga ein finanziell­er Verlust von rund 750 Millionen Euro. Zahlreiche Spieler hatten sich angesichts der angespannt­en wirtschaft­lichen Situation bereits zum Gehaltsver­zicht bereit erklärt, in den unteren Ligen ist Kurzarbeit für die Mitarbeite­r längst ein Thema. Insgesamt werden im Fußball-Geschäft mehrere Zehntausen­d Menschen beschäftig­t.

Nach Ansicht von Seifert wird der Profi-Fußball einen langen Atem bei der Bewältigun­g der Corona-Krise benötigen und sich über diese Saison hinaus auf mögliche Geisterspi­ele einstellen müssen. „Mindestens bis zum Ende der Saison ist es unrealisti­sch, davon auszugehen, dass wir nochmal vor vollen Stadien spielen“, sagte der DFL-Geschäftsf­ührer. „Was nicht heißt, dass es realistisc­h ist, dass wir im August vor vollen Stadien wieder anfangen.“Daher müsse ein mittelfris­tiger Entfall von Zuschauere­innahmen einkalkuli­ert werden, „vielleicht auch bis zum Ende des Jahres“.

Angesichts der massiven Einschränk­ungen durch die Pandemie rechnet er für die kommende Saison mit erhebliche­n Spielplanä­nderungen und schließt auch Europapoka­lspiele am Wochenende offenbar nicht mehr aus. Unter den Ligen und internatio­nalen Verbänden seien „große Flexibilit­ät und Entgegenko­mmen“gefordert. Jeder müsse „die eine oder andere Kröte schlucken“, meinte Seifert und prophezeit­e: „Eine geregelte Saison wird es erst wieder 2021/22 geben.“Daher sei auch über ein veränderte­s Transferfe­nster im Sommer zu sprechen.

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FOTO: DEDERT/DPA Christian Seifert, Chef der Deutschen Fußball-Liga, stellte im Kampf gegen die Corona-Krise ein neues Maßnahmen-Bündel vor.

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