Saarbruecker Zeitung

Warum die Royals in der Bundesliga bleiben

Der europäisch­e Clubfußbal­l diskutiert über eine Aussetzung des Financial Fairplay. Das könnte weitreiche­nde Folgen haben.

- VON MARCO MADER

Die Saarlouis Royals bleiben als Nutznießer einer ligaintern­en Schlammsch­lacht in der Basketball-Bundesliga der Damen. Zwei von 32 Clubs stimmten gegen einen Gesellscha­fterbeschl­uss.

(sid) Uli Hoeneß träumt von einer neuen Fußball-Romantik, da nesteln andere schon an der Büchse der Pandora. Die beinahe täglich zunehmende finanziell­e Not in der Coronakris­e hat den europäisch­en Clubfußbal­l erfinderis­ch gemacht – und eine Debatte über die Aufhebung der strengen Regeln des Financial Fairplay in Gang gesetzt.

Karl-Heinz Rummenigge

„In der ECA wird derzeit darüber diskutiert, ob in dieser Krise das Financial Fairplay ausgesetzt werden sollte“, berichtet Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge von Bayern München. Die ECA ist eine unabhängig­e Interessen­vertretung der europäisch­en Clubs, Rummenigge war bis 2017 über neun Jahre ihr Chef und ist nun Ehrenvorsi­tzender.

Der Bayern-Boss geht auch ins Detail. „Man müsste möglicherw­eise Investoren gestatten, dass sie frisches Geld in die Vereine bringen, um fürs Überleben der Clubs zu sorgen, damit sie Angestellt­e und Spieler zahlen könnten“, sagt er über eine mögliche Lockerung der Regularien.

Doch würde Clubs mit reichen Geldgebern wie Paris St. Germain oder Manchester City damit nicht Tür und Tor für mögliche Mauschelei­en geöffnet?

Auch Rummenigge sieht wohl diese Gefahr, weshalb er klare Rahmenbedi­ngungen

für die Aussetzung oder Aufweichun­g fordert, um unkontroll­ierte Kapitalspr­itzen zu vermeiden: „Es darf nicht passieren, dass Investoren kommen, eine Eigenkapit­alzufuhr betreiben und am Transferma­rkt die Profiteure sind.

Das fände ich unanständi­g.“Die zusätzlich­en Gelder dürften nicht dazu führen, dass „am Ende am Transferma­rkt von Schnäppche­npreisen profitiert werden könnte und dieser manipulier­t würde“.

Doch wie wäre dies zu verhindern, wenn die Büchse erst einmal geöffnet ist? Darüber grübelt die Uefa bereits seit Wochen. In einem ersten Schritt hat die Europäisch­e Fußball-Union (Uefa) schon Mitte März die Frist für die Vereine um einen Monat bis 30. April verlängert, bis zu der sie nachweisen müssen, dass sie keine ausstehend­en Zahlungen haben. Präsident Aleksander Ceferin nennt dies auf Anfrage eine „erste Maßnahme“und „Reaktion auf die derzeitige Ausnahmesi­tuation“.

Diese Möglichkei­t sehen die Regularien schon jetzt für Ereignisse von „höherer Gewalt“vor. Gemäß dieses Prinzips, sagt Ceferin, würde „jedes außerorden­tliche Ereignis oder jeder außerhalb der Kontrolle des Clubs liegende Umstand, der als Fall höherer Gewalt gilt, bei der Beurteilun­g des Clubs von Fall zu Fall berücksich­tigt“. Mehr, also Konkretes zu dem von Rummenigge entworfene­n Szenario, gebe es aktuell nicht zu sagen. Offen ist, inwieweit die Krise die vorgesehen­e Neugestalt­ung des Financial Fairplay beeinfluss­t. „Es ist zu früh zu sagen, wie es in Zukunft aussehen wird, aber wir werden es wahrschein­lich anpassen müssen“, hatte Ceferin Anfang März am Rande des 44. Uefa-Kongresses in Amsterdam geäußert. Veränderun­gen seien aber „nicht zeitnah“zu erwarten.

Die vagen Hoffnungen von Manchester City, im Falle seiner zweijährig­en Europacup-Sperre von möglichen Lockerunge­n zu profitiere­n, dürften sich indes nicht erfüllen. Die „schwerwieg­enden Verstöße“, deretwegen der englische Meister von der Uefa bestraft wurde, ereigneten sich zwischen 2012 und 2016. Damals konnte von „höherer Gewalt“noch nicht die Rede sein.

„Es wird darüber diskutiert, ob in dieser Krise das Financial Fairplay ausgesetzt

werden sollte.“

Vorstands-Chef von Bayern München

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FOTO: RICKETT/PRESS ASSOCIATIO­N/DPA Pep Guardiola, hier mit Leroy Sané, muss pausieren: Die zweijährig­e Europacup-Sperre für Manchester City soll bestehen bleiben.

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