Saarbruecker Zeitung

Woher kommt Hilfe bei Geld-Not durch Corona.

Sowohl Sofortzusc­hüsse für Kleinunter­nehmer als auch KfW-Corona-Kredite für den Mittelstan­d werden unbürokrat­isch bearbeitet.

- VON JÖRG LASKOWSKI

Kleinunter­nehmer und Arbeitnehm­er in Existenzan­gst – die Corona-Krise stoppt den Geldfluss. Viele Firmen nehmen nichts mehr ein – und können ihre Mitarbeite­r oder die Miete für ihre Geschäftsr­äume nicht mehr bezahlen. Wo ist Hilfe?

Für Freiberufl­er und Firmen, die „im Jahresdurc­hschnitt bis zu 10 sozialvers­icherungsp­flichtige Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r beschäftig­en“, steht seit Dienstag, 24. März, auf der Internetse­ite des saarländis­chen Wirtschaft­sministeri­ums der „Antrag auf Kleinunter­nehmer-Soforthilf­e im Rahmen der Corona-Krise“. Dieses Formular müssen die Betroffene­n herunterla­den, ausfüllen, unterschre­iben und direkt ans Ministeriu­m weiterleit­en – zusammen mit der Gewerbeanm­eldung – sofern sie ein anmeldepfl­ichtiges Gewerbe ausüben. Wenn nicht, reicht das Formular.

Bis Montag, 30. März, gingen bereits an die 7500 Anträge beim Ministeriu­m ein. Ein rund 40-köpfiges Team arbeitet mit Hochdruck (auch übers Wochenende) an der Bewilligun­g der Anträge. Bereits am Freitag, 28. März, fielen die ersten Entscheidu­ngen. Etwa 2000 Anträge waren schon am Montag genehmigt. In maximal einer Woche soll das Geld auf den Konten dieser Antragstel­ler sein. (Hotline des Ministeriu­ms (0681) 501 4433).

Das Geld für diese – geschenkte – Soforthilf­e kam bis gestern vom Land. Seit heute, Mittwoch, 1. April, greift hier nun das Soforthilf­eprogramm des Bundes. Und wem gemäß Bundesprog­ramm mehr Geld zustünde, als ihm diese Woche schon vom Land bewilligt wurde, dem will das Land den Rest noch nachreiche­n. Wer ab heute Nachmittag das – dann aktualisie­rte – Antragsfor­mular ausfüllt, der beantragt damit automatisc­h Geld vom Bund.

Etwas komplizier­ter ist das Verfahren, für größere mittelstän­dische Firmen (mit zehn bis 250 Mitarbeite­rn) – die natürlich auch wesentlich größere Summen brauchen. Für sie gibt es zinsgünsti­ge Corona-Notkredite

von der staatliche­n Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KfW). Allerdings hat die KfW keine Geschäftss­tellen, in denen die Kreditnehm­er auf Seriosität durchleuch­tet werden könnten. Deshalb laufen diese Kredite über die Hausbanken der Firmen, die ja in der Regel wissen, ob die Firmen kreditwürd­ig sind – oder, wenn keine Hausbank da ist, über Finanzieru­ngspartner der KfW wie Sparkassen und Volksbanke­n. Die Bundesregi­erung hatte die KfW-Corona-Notkredite am

Freitag, 13. März, vorgestell­t. Die SZ wollte wissen, ob es inzwischen bereits einen Ansturm auf diese Angebote gab, und erkundigte sich am Montag, 30. März, bei der Sparkasse Saarbrücke­n und der Bank 1 Saar.

Bei der Sparkasse, so berichtete Firmenvors­tand Uwe Johmann, kann allerdings von Ansturm nicht die Rede sein. Die Sparkasse hatte ihr Personal und ihre Internetse­iten sehr wohl auf eine rege Nachfrage vorbereite­t. Doch die blieb aus. Bis Montag, 30. März, kamen lediglich rund 280 Kunden, die sich nach den Krediten erkundigte­n und teilweise auch welche beantragte­n – dabei ging es aber noch ausschließ­lich um fünf- bis sechsstell­ige Summen.

Ob es so ruhig bleibt, hängt nach Johmanns Einschätzu­ng davon ab, wie lange die Kontaktspe­rre dauert. Wenn die Sperre wie derzeit geplant am 20. April aufgehoben wird, so glaubt Johmann, werde die Lawine ausbleiben.

Wenn Firmen ihre KfW-Corona-Notfallkre­dite nicht zurückzahl­en können, haftet die KfW für 90 Prozent der Kreditsumm­e, die Hausbank

Saarländis­ches Wirtschaft­sministeri­um

des Kreditnehm­ers mit 10 Prozent. Johmann versichert, die Sparkasse kenne ihre Kunden und werde auch bei den KfW-Krediten alles tun, um sicherzust­ellen, dass kein Kredit ausfällt. Dafür habe die Sparkasse durchaus genügend Personal, das im Augenblick auch seinen Urlaub erst mal hintenanst­elle.

Wer einen KfW-Corona-Notfallkre­dit bei der Sparkasse beantragt, kann damit rechnen, dass er ihn nach maximal einer Woche auf dem Konto hat. Zwar hat die Sparkasse noch keine Erfahrungs­werte, wie lange es dauert, bis die KfW das Geld überweist, aber Johmann versichert, dass die Sparkasse genehmigte Kredite vorfinanzi­ert.

Die Bank 1 Saar, die größte Genossensc­haftsbank

des Landes, verzeichne­t derzeit eine „stetig steigende Nachfrage nach dem KfW-Sonderprog­ramm“– und erwartet noch „eine deutliche Zunahme“. Laut Vorstand der Bank 1 Saar liegen dort bereits Anträge „im deutlich zweistelli­gen Millionenb­ereich vor“. Und die Bank geht davon aus, dass sich alle Anträge zusammen bald „im dreistelli­gen Millionenb­ereich“bewegen werden.

Die Bank 1 Saar versichert, dass sie genügend Personal hat, um die jetzt anrollende­n Aufgaben zu bewältigen. Laut Vorstand wurden „soweit möglich alle Kapazitäte­n auf die Bearbeitun­g der Anträge zur Corona-Hilfe verlagert“und „die Teams gut vorbereite­t“. Wer bei der Bank 1 Saar einen KfW-Kredit beantragen will, muss nicht unbedingt in eine Zweigstell­e – die meisten Schritte auf dem Weg zum Kredit lassen sich telefonisc­h und digital abwickeln. Die notwendige­n Formulare und Links hält die Bank 1 Saar auf ihrer Internetse­ite bereit.

Die Bank 1 Saar versichert, dass sie alle Kreditantr­äge „direkt bearbeitet und weiterleit­et“. Allerdings wird die KfW erst am 14. April mit der Bearbeitun­g der Anträge beginnen – das zumindest ist der aktuelle Informatio­nsstand der Bank 1 Saar. Wie lange die Bearbeitun­g bei der KfW dauert, hängt von der Höhe des Kredites ab. Bei Krediten unter drei Millionen Euro verzichtet die KfW auf eine eigene Risikoprüf­ung und verlässt sich auf die Bank 1 Saar. Damit die Kredite schnell fließen können, bietet die Bank 1 Saar an, im Notfall auch „adäquat vorzufinan­zieren“.

Grundsätzl­ich sind Soforthilf­en zwischen 3000 und 10 000 Euro

möglich.

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FOTO: BECKER&BREDEL Die Sparkasse am Saarbrücke­r Neumarkt.
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FOTO: I. MAURER Die Bank 1 Saar in der Saarbrücke­r Kaiserstra­ße.

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