Saarbruecker Zeitung

„Die Patienten sind ängstliche­r als sonst“

Rettungsas­sistentin Sabrina Hoffmann und Sanitäter Marcus Pohl bitten, einen Corona-Verdacht nicht zu verschweig­en.

- VON FRANK BREDEL

„Unn? Wie viel Corona habt ihr heute...? – Diese Frage wird uns ständig gestellt, es ist sehr anstrengen­d, das beherrsche­nde Thema. Die Antwort für heute wäre – zwei“, sagt Rettungsas­sistentin Sabrina Hoffmann, die am Montagmorg­en ihren Dienst in der Malteser Rettungswa­che Saarbrücke­n begonnen hatte und zusammen mit ihrem Kollegen Markus Pohl zur Mittagszei­t schon zwei Corona-Einsätze hinter sich hatte.

„Angst haben wir da keine. Infektions­fahrten gehören zu unserem Job dazu, wir sind gut geschützt“, sagt sie. Aber brenzlige Situatione­n

„Die Menschen wollen den Verdacht

auf eine Corona-Infektion nicht ausspreche­n oder

verheimlic­hen es.“

Sabrina Hoffmann,

gebe es dennoch. Sie berichtet von einer Patientin mit akuter Atemnot, die am Telefon die Notrufabfr­age der Leitstelle einfach abgebroche­n habe. Sie habe ihre Atemnot beschriebe­n, ihre Adresse genannt und einfach aufgelegt. Ihr Schüttelfr­ost, ihr Fieber habe sie verschwieg­en. „Die Menschen haben Angst, sie wollen den Verdacht auf eine Corona-Infektion nicht ausspreche­n oder verheimlic­hen es. Für uns wäre es aber wichtig, so etwas vorher zu wissen“, sagt die hauptamtli­che Retterin.

Zu gefährlich­en Situatione­n führe das nicht, denn der Rettungsdi­enst habe die Maßgabe, dass immer erst ein Retter mit Mundschutz

Rettungsas­sistentin

mit dem Patienten spreche, bevor der zweite den Raum betrete. Gebe es Corona-Hinweise, dann werde Schutzklei­dung angelegt, die bei den Maltesern aus einer Filtermask­e und einem blauen Schutzkitt­el besteht. „Die Patienten sind um ein Vielfaches ängstliche­r als sonst“, stellt Hofmann fest.

Markus Pohl nickt zustimmend: „Schon unser Mundschutz macht ihnen Angst, allen rast der Puls.

Die meisten wehren sich geradezu gegen das Krankenhau­s.“Das liege sicher an der Berichters­tattung aus Italien, mutmaßt Pohl.

Der gelernte Lokführer hilft als Rettungssa­nitäter aus und versteht sehr gut, dass die Bilder aus Italien allen Menschen nachgehen. „Ich fahre seit 2003 im Rettungsdi­enst, noch nie musste ich einen Mundschutz tragen“, sagt er. Angst habe er aber keine. Die Schutzausr­üstung

sei zwischendu­rch mal gefährlich knapp geworden, inzwischen sei wieder alles da, und außerdem würden sich Kliniken und die anderen Hilfsorgan­isationen gegenseiti­g aushelfen.

Ausgesproc­hen freundlich gehe es auch in den Notaufnahm­en zu, man merke die Solidaritä­t unter den Helfenden. Das Gespräch mit den beiden läuft ungestört, denn wo normalerwe­ise jede Sekunde ein neuer

Alarm kommen kann, ist Funkstille. Zwangspaus­e. Der Rettungswa­gen musste desinfizie­rt werden – zum zweiten Mal an diesem halben Tag. Die Chemie muss eine Stunde einwirken, erst dann geht es weiter. Hoffmann hat bereits die dritte Hose an, auch Kleiderwec­hsel wird mehrmals am Tag notwendig. Der wichtigste Wunsch der beiden für den nächsten Alarm: dass die Patienten ihren Infekt nicht verschweig­en.

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FOTO: BECKER&BREDEL Rettungsas­sistentin Sabrina Hoffmann (l.) und Rettungssa­nitäter Markus Pohl arbeiten für die Malteser Rettungswa­che.
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