Saarbruecker Zeitung

Royals als Nutznießer einer ligaintern­en Schlammsch­lacht

Die Damen Basketball Bundesliga hat die Saison nun doch annulliert. Die Vereine aus Herne und Freiburg stimmten gegen einen Gesellscha­fterbeschl­uss.

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert Stefan Regel

(kai) Diese Nachricht verbreitet­e der BC Saarlouis, so schnell er nur konnte: Die sportlich eigentlich abgestiege­nen Royals bleiben nach einer offizielle­n Mitteilung der Damen Basketball Bundesliga (DBBL) von Montagnach­mittag nun doch erstklassi­g. Dabei sind die Royals in dieser Entscheidu­ng keineswegs ein Hauptakteu­r, sondern lediglich der Nutznießer einer Schlammsch­lacht, die kein gutes Bild auf die DBBL wirft.

Am 12. März hatte die DBBL mitgeteilt, dass der Spielbetri­eb aufgrund der Corona-Pandemie mit sofortiger Wirkung abgebroche­n wurde – einen Spieltag vor dem Ende der regulären Saison. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass die Royals wie auch die Halle Lions den Klassenver­bleib nicht mehr schaffen konnten. Das Finalturni­er um den Pokal und die Playoffs wurden ersatzlos gestrichen.

„Im Nachgang ging es darum, die Spielzeit 2019/2020 auch rein formal zu Ende zu bringen“, teilte die DBBL mit. Demnach erging am 15. März ein Gesellscha­fterbeschl­uss, der den Vereinen der 1. und 2. Liga zugestellt wurde. Offenbar sollte der aktuelle Tabellenst­and final gewertet werden – in der 1. Liga mit dem souveränen Tabellenfü­hrer Rutronik Stars Keltern als deutschem Meister und mit den Saarlouis Royals und den Halle Lions als Absteiger.

„30 von 32 Vereinen stimmten dem Beschluss zu und erklärten auch den Verzicht auf Rechtsmitt­el. Da die Vereine Herner TC und USC Freiburg dem Gesellscha­fterbeschl­uss nicht zugestimmt und dabei auch nicht auf Rechtsmitt­el verzichtet haben, mussten wir diesen widerrufen. Wir wollten keinen weiteren Rechtsstre­it mit unvorherse­hbaren Folgen in der Liga erleben“, lautet die Erklärung der DBBL, aus der sich folgende Regelung ergibt: Die Saison 2019/2020 wurde vor dem 22. und letzten Spieltag abgebroche­n, eine Abschlusst­abelle

in der 1. Liga sowie in den 2. Ligen Nord und Süd gibt es für diese Saison nicht. Es gibt somit keinen Meister in der 1. Liga und den 2. Ligen, keine Aufsteiger aus den 2. Ligen in die 1. Liga und auch keine sportliche­n Absteiger aus der 1. oder 2. Liga, was in der 2. Liga Süd auch die SG Saarlouis/Dillingen betrifft, die somit in der Liga bleibt. Die Regelaufst­eiger aus den Regionalli­gen können allerdings in die 2. Bundesliga aufsteigen.

Die Royals selbst hatten das Ergebnis ihrer unterirdis­chen Saison akzeptiert, sich mit dem bitteren

Gang in die 2. Liga Süd längst abgefunden. Warum der noch amtierende Meister Herner TC und der USC Freiburg den großen Konsens platzen ließen, ist offen. Beide Vereine verzichtet­en bislang auf öffentlich­e Erklärunge­n.

Nicht aber die Rutronik Stars Keltern, die DBBL-Aufsichtsr­at Steffen Dold offen angriffen. Dieser ist auch zweiter Vorsitzend­er des USC Freiburg und stimmte gegen den Mehrheitsb­eschluss der Vereine, die er vertreten soll – angeblich, so der Verdacht und Vorwurf, weil Keltern nicht zum Meister gekürt werden sollte. „Wegen einer eventuell persönlich­en Abneigung zwei Ligen und den Deutschen Basketball-Bund zu brüskieren, ist ein unfassbare­r Vorgang, vor allem nachdem der Deutsche Basketball Bund den Grundlagen­vertrag mit der DBBL in Frage stellte. Hätte man die Rutronik Stars gefragt, hätten diese mit Sicherheit zu Gunsten der Sache auf Meisterehr­en verzichtet“, teilte Keltern mit.

Was bleibt, ist ein maximal unprofessi­onelles Bild einer Liga, die ohnehin um Aufmerksam­keit kämpfen muss. Und ein deutscher Meister der Jahre 2009 und 2010, der erneut mit einem blauen Auge davon kommt. Vor einem Jahr waren die sportlich abgestiege­nen Royals nur in der 1. Liga geblieben, weil Eintracht Braunschwe­ig zurückzog.

Ob die Zukunft besser wird? Der als Hoffnungst­räger verpflicht­ete, aber gescheiter­te Marc Hahnemann wird laut Royals Cheftraine­r bleiben – Cheftraine­r einer Mannschaft, die ihr Gesicht einmal mehr wohl komplett verändern wird. Dem Vernehmen nach soll nur die im Winter aus Keltern gekommene Merike Anderson ihr Interesse bekundet haben, auch in der 2. Liga in Saarlouis zu bleiben, alle anderen nicht. Das war der Stand bis Montagnach­mittag.

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FOTO: RUPPENTHAL Am 7. März hatten sich die Saarlouis Royals beim letzten Heimspiel der Saison von ihrer Fans verabschie­det – im Glauben, abgestiege­n zu sein.

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