Royals als Nutznießer einer ligainternen Schlammschlacht
Die Damen Basketball Bundesliga hat die Saison nun doch annulliert. Die Vereine aus Herne und Freiburg stimmten gegen einen Gesellschafterbeschluss.
(kai) Diese Nachricht verbreitete der BC Saarlouis, so schnell er nur konnte: Die sportlich eigentlich abgestiegenen Royals bleiben nach einer offiziellen Mitteilung der Damen Basketball Bundesliga (DBBL) von Montagnachmittag nun doch erstklassig. Dabei sind die Royals in dieser Entscheidung keineswegs ein Hauptakteur, sondern lediglich der Nutznießer einer Schlammschlacht, die kein gutes Bild auf die DBBL wirft.
Am 12. März hatte die DBBL mitgeteilt, dass der Spielbetrieb aufgrund der Corona-Pandemie mit sofortiger Wirkung abgebrochen wurde – einen Spieltag vor dem Ende der regulären Saison. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass die Royals wie auch die Halle Lions den Klassenverbleib nicht mehr schaffen konnten. Das Finalturnier um den Pokal und die Playoffs wurden ersatzlos gestrichen.
„Im Nachgang ging es darum, die Spielzeit 2019/2020 auch rein formal zu Ende zu bringen“, teilte die DBBL mit. Demnach erging am 15. März ein Gesellschafterbeschluss, der den Vereinen der 1. und 2. Liga zugestellt wurde. Offenbar sollte der aktuelle Tabellenstand final gewertet werden – in der 1. Liga mit dem souveränen Tabellenführer Rutronik Stars Keltern als deutschem Meister und mit den Saarlouis Royals und den Halle Lions als Absteiger.
„30 von 32 Vereinen stimmten dem Beschluss zu und erklärten auch den Verzicht auf Rechtsmittel. Da die Vereine Herner TC und USC Freiburg dem Gesellschafterbeschluss nicht zugestimmt und dabei auch nicht auf Rechtsmittel verzichtet haben, mussten wir diesen widerrufen. Wir wollten keinen weiteren Rechtsstreit mit unvorhersehbaren Folgen in der Liga erleben“, lautet die Erklärung der DBBL, aus der sich folgende Regelung ergibt: Die Saison 2019/2020 wurde vor dem 22. und letzten Spieltag abgebrochen, eine Abschlusstabelle
in der 1. Liga sowie in den 2. Ligen Nord und Süd gibt es für diese Saison nicht. Es gibt somit keinen Meister in der 1. Liga und den 2. Ligen, keine Aufsteiger aus den 2. Ligen in die 1. Liga und auch keine sportlichen Absteiger aus der 1. oder 2. Liga, was in der 2. Liga Süd auch die SG Saarlouis/Dillingen betrifft, die somit in der Liga bleibt. Die Regelaufsteiger aus den Regionalligen können allerdings in die 2. Bundesliga aufsteigen.
Die Royals selbst hatten das Ergebnis ihrer unterirdischen Saison akzeptiert, sich mit dem bitteren
Gang in die 2. Liga Süd längst abgefunden. Warum der noch amtierende Meister Herner TC und der USC Freiburg den großen Konsens platzen ließen, ist offen. Beide Vereine verzichteten bislang auf öffentliche Erklärungen.
Nicht aber die Rutronik Stars Keltern, die DBBL-Aufsichtsrat Steffen Dold offen angriffen. Dieser ist auch zweiter Vorsitzender des USC Freiburg und stimmte gegen den Mehrheitsbeschluss der Vereine, die er vertreten soll – angeblich, so der Verdacht und Vorwurf, weil Keltern nicht zum Meister gekürt werden sollte. „Wegen einer eventuell persönlichen Abneigung zwei Ligen und den Deutschen Basketball-Bund zu brüskieren, ist ein unfassbarer Vorgang, vor allem nachdem der Deutsche Basketball Bund den Grundlagenvertrag mit der DBBL in Frage stellte. Hätte man die Rutronik Stars gefragt, hätten diese mit Sicherheit zu Gunsten der Sache auf Meisterehren verzichtet“, teilte Keltern mit.
Was bleibt, ist ein maximal unprofessionelles Bild einer Liga, die ohnehin um Aufmerksamkeit kämpfen muss. Und ein deutscher Meister der Jahre 2009 und 2010, der erneut mit einem blauen Auge davon kommt. Vor einem Jahr waren die sportlich abgestiegenen Royals nur in der 1. Liga geblieben, weil Eintracht Braunschweig zurückzog.
Ob die Zukunft besser wird? Der als Hoffnungsträger verpflichtete, aber gescheiterte Marc Hahnemann wird laut Royals Cheftrainer bleiben – Cheftrainer einer Mannschaft, die ihr Gesicht einmal mehr wohl komplett verändern wird. Dem Vernehmen nach soll nur die im Winter aus Keltern gekommene Merike Anderson ihr Interesse bekundet haben, auch in der 2. Liga in Saarlouis zu bleiben, alle anderen nicht. Das war der Stand bis Montagnachmittag.