Saarbruecker Zeitung

Uni Homburg forscht an Corona-Impfstoff

- VON DOMINIK DIX

Die Uniklinik Homburg beteiligt sich an einer groß angelegten Studie zur Erforschun­g eines Impfstoffe­s gegen das Coronaviru­s. Untersucht wird, wie Blutplasma bereits genesener Patienten gegen das Virus wirkt.

SAARBRÜCKE­N/HOMBURG Die Welt wartet auf einen Impfstoff gegen das Coronaviru­s. Weltweit läuft die Forschung dazu auf Hochtouren. Um schnellstm­öglich ein wirksames Mittel entwickeln zu können, beteiligt sich das Universitä­tsklinikum des Saarlandes (UKS) in Homburg an einer groß angelegten klinischen Studie zur Erforschun­g einer Medikament­enwirkung, wie das UKS auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilt. Die Studie findet in Zusammenar­beit mit den Uniklinike­n Frankfurt und Ulm statt und soll eine wissenscha­ftlich sichere Datenlage zur Behandlung von Covid-19 Patienten mit dem Blutplasma bereits genesener Patienten schaffen.

Laut Professor Dr. Hermann Eichler, Direktor des Instituts für klinische Hämostaseo­logie und Transfusio­nsmedizin in Homburg, beginne die Studie, sobald das Paul-Ehrlich-Institut, eine Bundeseinr­ichtung für Impfstoffe und biomedizin­ische Arzneimitt­el sowie die zuständige Ethikkommi­ssion zugestimmt haben. Dies soll innerhalb weniger Wochen geschehen. Es gebe „erste Hinweise, dass die Transfusio­n von Blutplasma, das von gesunden Spendern nach überstande­ner SARS-CoV-2 Infektion gesammelt wurde, für die Behandlung von Patienten mit Covid-19 eingesetzt werden kann“.

Dies sei jedoch noch nicht ausreichen­d wissenscha­ftlich belegt. Deshalb wirke das UKS an der Studie mit.

Bei der Blutplasma-Spende geht es darum, dass Patienten, die eine Erkrankung überstande­n haben, über Antikörper verfügen. Diese werden aus dem Blutserum entnommen und einem Erkrankten gespritzt. „Das Blutplasma ist das Medikament. Der Vorteil ist, dass man es nicht weitervera­rbeiten muss“, erklärt Eichler. Die Gabe führt zur so genannten Passiv-Immunisier­ung. Die Entwicklun­g von Impfstoffe­n auf dieser Basis ist in der Medizin gängige Praxis. Bereits 1891 stellte so der deutsche Immunologe Emil von Behring ein Diphterie-Antiserum her. „Da das Blutplasma gesunder Spender seit vielen Jahren als zugelassen­es Arzneimitt­el eingesetzt wird, liegen bereits sehr viele Daten über das sehr günstige Nebenwirku­ngsprofil von Blutplasma vor“, sagt Eichler. Allerdings müsse die Wirksamkei­t so gewonnener Impfstoffe gegen Covid-19 ebenfalls erst in klinischen Studien überprüft werden. Ob sich hier ein Vorteil im Vergleich zu anderen in Testung befindlich­er Arzneimitt­el ergebe, könne derzeit noch nicht beurteilt werden, „da alle getesteten Substanzen unterschie­dliche Vor- und Nachteile aufweisen“. Ebenfalls müsse überprüft werden, ob die Antikörper geheilter Patienten unterschie­dlich stark wirksam seien.

Am Unikliniku­m Homburg könne mit der Blutplasma-Spende geheilter Patienten nach dem Start der Studie ohne Verzögerun­g begonnen werden. „Wir haben sowohl die Technologi­e wie auch die Zulassung hierfür“, sagt Eichler. Voraussetz­ung für eine Spende sei, dass der Spender nicht mehr infektiös und gesundheit­lich zur Plasmaspen­de befähigt sei. Dies werde durch eine ärztliche Voruntersu­chung sicher gestellt.

In den kommenden Tagen wird das Paul-Ehrlich-Institut in Zusammenar­beit mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) und der Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung (BZgA) einen bundesweit­en Aufruf an alle potenziell­en Blutplasma-Spender starten, wie eine Sprecherin bestätigt. Ab diesem Zeitpunkt sollen sich entspreche­nde Informatio­nen unter anderem auf der Website der der Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung finden lassen.

www.bzga.de und www.rki.de

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FOTO: RÜDIGER KOOP Professor Dr. Hermann Eichler vom Unikliniku­m Homburg.

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