Desinfektionsnebel in Bussen und Saarbahnen
Mit dem Aerosolverfahren macht Wolfgang Reichelt jede Woche Viren, Keimen und Pilzen den Garaus. Das wirkt bis in die Ritzen.
In einem Zug der Saarbahn soll man sich sicher fühlen. Das ist in Zeiten der Corona-Krise nicht ganz einfach, obwohl durch die deutlich gesunkenen Nutzerzahlen überfüllte Züge kein Thema sind. Fahrgäste haben Angst vor Haltegriffen und anderen Kontaktflächen, über die ein Virus theoretisch verbreitet werden könnte. Die Bahn versucht allerdings, alles zu tun, um dieses Risiko zu minimieren.
Wolfgang Reichelt ist einer der Mitarbeiter, die sich darum kümmern, dass die Keime und Viren in der Saarbahn keine Chance haben. Und weil es unverhältnismäßig aufwändig wäre, jede Fläche ständig abzuwischen, wird ein desinfizierender Nebel eingesetzt.
Dazu stellt Reichelt ein Gerät auf, dass wie ein poppiger Kühlschrank aussieht. Oben entweicht ein zarter Sprühnebel, der durchaus angenehm frisch riecht und vor dem sich die Mitarbeiter nicht schützen müssen. „Wir können das einatmen, die Chemikalie gilt nicht als Gefahrstoff“, sagt Reichelt und erinnert sich daran, dass der Vertreter der Herstellerfirma mit der Sprühflüssigkeit gegurgelt habe, um die
Unbedenklichkeit eindrucksvoll zu belegen.
Der Kanister gibt Auskunft: Das Desinfektionsmittel enthält verschiedene Natriumsalze und ist sogar für den privaten Gebrauch zugelassen. Die Chemikalie hat keine Warnhinweise, sie ist laut Hersteller ohne Schutzausrüstung verwendbar. „Wir können die Züge nach einer Stunde direkt wieder in Betrieb nehmen, früher setzten wir ozonhaltige Mittel ein, da mussten die Wagen längere Zeit stehen“, sagt der Reinigungs-Profi. Bevor ein Waggon wieder in Betrieb genommen werde, würden alle Haltegriffe trotzdem nochmal von Hand abgewischt, erklärt Wolfgang Reichelt.
Der 61 Jahre alte Dudweilerer ist seit drei Jahren bei der Saarbahn, zuvor war er in der Wagenpflege von Autos tätig. Der gelernte Stahlbauschlosser war von 1978 bis 1982 bei der Bundesmarine, war mit dem Segelschulschiff
Gorch Fock auf großer Fahrt und insgesamt vier Jahre auf See. Als er vom Bund nach Hause kam, waren in seinem Ursprungsjob keine Stellen frei.
Er sei sich nicht zu schade gewesen, in einer Autowerkstatt Fahrzeuge zu putzen, fand Gefallen daran und blieb dem Reinigungsjob über viele Jahre treu. „Heute bekommen wir plötzlich Aufmerksamkeit und sogar Bewerbungen“, freut sich Wolfgang Reichelt. 28 Bahnen desinfiziert er aktuell wöchentlich. Vor der Krise wurde nur quartalsmäßig desinfiziert.
Die Stadtwerke, die bei den 138 Bussen das gleiche Verfahren anwenden, halten eine Infektion über die Kontaktflächen aufgrund der Vorkehrungen für „sehr unwahrscheinlich“. Die Aerosoldesinfektion wirke bis in die letzten Ritzen gegen Viren, Keime und Pilze. Ganz nebenbei werde auch die Raumluft desinfiziert. Das häufige Öffnen und Schließen der Türen bringe im Regelbetrieb ausreichend Frischluft in die Busse und Bahnen. Die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts könnten so gut eingehalten werden. In den Bussen und Bahnen werde mit Plakaten über die Maßnahmen informiert. Trotzdem sei die persönliche Hygiene nicht zu ersetzen.