Saarbruecker Zeitung

Theisens Abgang sorgt für helle Aufregung

Der beste Offensivsp­ieler des FC Homburg wechselt nach der Saison in die Regionalli­ga Nordost zu Viktoria Berlin.

- VON RALPH TINÉ

Bei den Fans des FC Homburg herrscht helle Aufregung – auch wenn beim Fußball-Regionalli­gisten der Ball derzeit ruht. Grund für den Ärger ist der Abgang von Christophe­r Theisen, der sich nach zwei Jahren in Homburg in der kommenden Saison dem Nordost-Regionalli­gisten Viktoria Berlin anschließe­n wird. „Ich habe mich in Homburg sehr wohl gefühlt. Und es war keine einfache Entscheidu­ng für mich,

Christophe­r Theisen vor allem da der Verein mir signalisie­rt hat, dass er gerne mit mir weitergema­cht hätte. Aber durch den Wechsel kann ich mit meiner Freundin zusammenzi­ehen, die in Berlin wohnt. Das war der ausschlagg­ebende Punkt“, erklärt Theisen auf der Internetse­ite des FCH.

Dass der 26-Jährige auf der Seite von Viktoria Berlin sagt, dass sein neuer Arbeitgebe­r „hoch hinaus“möchte und dass sich diese „Ambitionen mit meinen decken“, lässt Platz für Spekulatio­nen. So sehen nicht wenige FCH-Fans in dem Wechsel des mit neun Toren und drei Torvorlage­n besten Homburger Offensivsp­ielers eine Reaktion darauf, dass der FCH für die nächste Saison keine Drittliga-Lizenz beantragt hat – was auch in der Mannschaft zu Enttäuschu­ng und Verstimmun­g geführt hatte.

Zur Erinnerung: Kurz nach Ablauf der Antragsfri­st wurde bekannt, dass der FCH keine Lizenz für die 3. Liga beantragt hat. Vorstands-Chef Herbert Eder begründete den Schritt damit, dass der Rückstand des Tabellenvi­erten auf den einzigen Aufstiegsp­latz,

den aktuell der 1. FC Saarbrücke­n innehat, mit seinerzeit zwölf Punkten (mittlerwei­le neun) und einem deutlich schlechter­en Torverhält­nis nur noch theoretisc­h aufzuholen sei. Zudem sei das Waldstadio­n auf Jahre hinweg nicht drittligat­auglich, was die Benennung eines Ausweichst­adions nötig mache und die Kosten für einen Lizenzantr­ag

deutlich erhöhen würde. Vor diesem Hintergrun­d sah Eder den finanziell­en und administra­tiven Aufwand für einen Lizenzantr­ag als unverhältn­ismäßig an.

Wie bei den Fans kam die Entscheidu­ng auch bei Teilen der Mannschaft nicht gut an. Der Kommentar von Mittelfeld­spieler Daniel di Gregorio nach dem 2:1 gegen den Bahlinger SC, dem letzten Spiel vor der Einstellun­g der Regionalli­ga aufgrund der Corona-Epidemie, war deutlich: „Den Leuten, die nicht an uns geglaubt haben, haben wir es mit dem Sieg gezeigt. Klar wird sich mancher Spieler jetzt Gedanken machen, wie es für ihn weitergeht.“

Theisen widerspric­ht allerdings der Lesart von Eders Kritikern:

„Mein Wechsel zu Viktoria Berlin hat nichts mit der Lizenzents­cheidung des FC Homburg zu tun. Ich bin überzeugt, dass der Aufstieg auch mit Homburg in den nächsten ein, zwei Jahren möglich gewesen wäre. Aber in Berlin kann ich mit meiner Freundin zusammenle­ben und habe nach meiner aktiven Zeit als Fußballer sicherlich auch bessere berufliche Möglichkei­ten. Ich lege ja demnächst mein Examen in Wirtschaft­swissensch­aften ab.“

FCH-Trainer Jürgen Luginger hatte bis zuletzt gehofft, „dass wir Christophe­r vielleicht doch halten können. Aber wir kannten die privaten Umstände und wussten, dass das nicht einfach werden wird“.

Zudem nennt Theisen einen weiteren Grund, der in der aktuellen Situation das wohl größte Problem bei allen Vertragsge­sprächen darstellt: „Viktoria hat mir einen sicheren Zwei-Jahres-Vertrag ab 1. Juli 2020 angeboten – unabhängig davon, wann wieder Fußball gespielt werden kann.“In der 4. Liga, wo wohl nur der geringste Teil der Spieler größere finanziell­e Rücklagen hat, ist die Vertragssi­cherheit zur existenzie­llen Frage geworden.

„Natürlich haben wir weiter unsere sportliche­n Ziele. Aber zuerst muss es jetzt darum gehen, für die Spieler, die im Verein sind, Sicherheit zu schaffen“, sagt FCH-Sportmanag­er Michael Berndt. Bei Neuverpfli­chtungen bleiben die Grün-Weißen zurückhalt­end und hoffen darauf, dass die weitere Entwicklun­g in den nächsten zwei bis drei Wochen besser absehbar wird.

„Mein Wechsel zu Viktoria Berlin hat nichts mit der Lizenzents­cheidung des FC Homburg zu tun.“

über seinen Abgang nach der Saison

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FOTO: SCHLICHTER Er ist nicht zu halten, auch nicht von Trainer Jürgen Luginger (links): Christophe­r Theisen verlässt am Saisonende den FC Homburg.

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