Saarbruecker Zeitung

Wie die Bundeswehr in der Corona-Krise hilft

Die Bundeswehr hilft mit 15 000 Soldaten gegen das Coronaviru­s – etwa mit Transportf­lügen und Desinfekti­on.

- DIE FRAGEN STELLTE DANIEL KIRCH

Die Bundeswehr hat ein Kontingent von 15 000 Soldaten aufgestell­t, um in der Corona-Krise helfen zu können. Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU), die am Freitag im Saarland Corona-Teststatio­nen besuchte, die von der Bundeswehr errichtet wurden, erklärt, worauf sich das Militär konkret einstellt.

Im Saarland unterstütz­t die Bundeswehr bei den Corona-Test-Stationen. Das hilft den zivilen Stellen, ist aber vom personelle­n Aufwand her überschaub­ar. Welche Aufgaben könnte die Bundeswehr konkret bei Fortschrei­ten der Krise übernehmen?

ANNEGRET KRAMP-KARRENBAUE­R Wir stehen am Anfang einer historisch noch nie dagewesene­n Situation

in Deutschlan­d. Und der Kampf gegen Corona ist eine Marathonst­recke. Die Bundeswehr kommt insbesonde­re dann ins Spiel, wenn andere zivile Strukturen überlastet sind. Das kann der Fall bei Logistik sein, bei Krankentra­nsporten in andere Bundesländ­er, bei der Desinfekti­on von Fahrzeugen und Gebäuden und vieles mehr.

Die Bundeswehr plant auch Soldaten für die Aufgaben „Absicherun­g/ Schutz“und „Ordnungs-/Verkehrsdi­enst“ein. Welche Aufgaben könnten auf sie zukommen, da es sich hier doch eigentlich um Aufgaben der Polizei handelt?

KRAMP-KARRENBAUE­R Wir bereiten uns auf langfristi­ge Unterstütz­ungsleistu­ngen vor. Dazu gehört auch, dass wir Soldatinne­n und Soldaten sowie Truppentei­le identifizi­eren, mit denen wir schnell und zielgerich­tet helfen können. Wenn nötig, können unsere Soldatinne­n und Soldaten auch beim Schutz kritischer Infrastruk­tur unterstütz­en. Wenn zum Beispiel bei einem Elektrizit­ätswerk durch Corona ein privater Wachdienst ausfallen sollte und die Polizei dies nicht auffangen kann, dann können Truppen unter der Führung der zuständige­n Behörden dort helfen. Aber niemand muss sich Sorgen machen, dass die Streitkräf­te Corona-Partys auflösen oder in Fußgängerz­onen plötzlich Panzer auftauchen.

Intensivme­diziner halten es für möglich, dass Kliniken in einigen Regionen Deutschlan­ds bald über ihre Belastungs­grenze kommen. Für diesen Fall fordern sie, dass die Bundeswehr Patienten zu weniger ausgelaste­ten Kliniken fliegt. Ein realistisc­hes Szenario?

KRAMP-KARRENBAUE­R Wir arbeiten mit dem Bundesinne­nministeri­um gerade an der Sicherstel­lung der Krankentra­nsporte im jeweiligen Bundesland und über Bundesländ­er

hinweg. Auch dort gilt, Federführu­ng und Schwerpunk­t liegen bei den zivilen Strukturen. Aber natürlich stellt die Bundeswehr ihre Möglichkei­ten und Fähigkeite­n wie die fliegenden Intensiv- und Beatmungse­inheiten zur Verfügung. Das tun wir gerade in Europa beim Transport Schwerster­krankter aus Frankreich und Italien.

Die Luftwaffe hat bereits mehrere schwerkran­ke Patienten aus Italien und aus Grand Est zur Behandlung nach Deutschlan­d ausgefloge­n. Soll dies fortgesetz­t werden und gibt es weitere Möglichkei­ten, wie die Bundeswehr unserer französisc­hen Nachbarreg­ion Grand Est konkret helfen könnte?

KRAMP-KARRENBAUE­R Frankreich braucht derzeit unsere Hilfe. Und natürlich stehen wir unseren Freunden bei, solange wir dazu in der Lage sind. Ich stehe in vertrauens­vollem Austausch mit meiner Amtskolleg­in Florence Parly. Und wir haben ja bewährte und feste Strukturen der Zusammenar­beit, etwa in der Deutsch-Französisc­hen Brigade oder dem European Air Transport Command. Das hilft ungemein, um flexibel auf die Situation auch in Grand Est reagieren zu können. Ob und in welchem Umfang wir erneut Transporte machen, wird von der jeweiligen Lage, den Wünschen unserer Verbündete­n und unseren eigenen Ressourcen abhängig sein.

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FOTO: BUNDESWEHR/DPA Mit dem Transport Schwerstkr­anker aus Frankreich und Italien nach Deutschlan­d unterstütz­t die Bundeswehr den Kampf gegen die Corona-Pandemie. Bald könnten auch innerdeuts­che Flüge hinzukomme­n.
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FOTO: SOHN/DPA Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r.

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