Saarbruecker Zeitung

Hans: Corona-Regeln zeigen starke Wirkung

Der Anstieg der Infektione­n im Saarland verlangsam­t sich. Eine Lockerung der Ausgangsbe­schränkung­en ist aber nicht in Sicht.

- VON TERESA PROMMERSBE­RGER

(ter) Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie im Saarland entfalten „sehr, sehr starke Wirkungen“. Das sagte Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) am Mittwoch bei einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz mit seiner Stellvertr­eterin, Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD). Dabei zogen sie eine Zwischenbi­lanz zu den seit knapp drei Wochen geltenden Ausgangsbe­schränkung­en. Damals hatte die Zahl der Infektione­n binnen einer Woche noch um den Faktor acht zugenommen. Derzeit liege der Faktor bei 1,5. „Die Chancen stehen gut, dass das Gesundheit­ssystem der Belastungs­probe standhalte­n wird“, sagte Hans.

Eine Lockerung der Ausgangsbe­schränkung­en ist allerdings nicht in Sicht. Der Höhepunkt der Pandemie stehe noch bevor, betonte Hans. Eine

Lockerung komme auch nur mit Auflagen in Frage, wie etwa dem Tragen von Schutzmask­en in bestimmten Bereichen. Zudem soll eine Entscheidu­ng nicht im Alleingang, sondern mit allen Bundesländ­ern erfolgen.

Die Landesregi­erung arbeite daran, das Saarland weiter gegen das

Virus zu wappnen. Die Zahl der Intensivbe­tten und Beatmungsg­eräte würde weiter aufgestock­t. Größere Mengen an Schutzausr­üstung seien bestellt. Eine 13 Millionen Euro teure Lieferung werde in den kommenden Tagen erwartet. Corona-Tests würden nach Möglichkei­t weiter ausgedehnt.

Die Entscheidu­ngen der Landesregi­erung seien keine willkürlic­hen. „Uns beiden war es wichtig, das Parlament zu jedem Zeitpunkt zu beteiligen und zu konsultier­en“, sagte Hans und reagierte damit auf Kritik einiger Landtagsab­geordneter der SPD und der Opposition. Man lege Wert darauf, in den Ausschüsse­n Rede und Antwort zu stehen und sei offen für Vorschläge aus den Reihen des Parlaments. Es gebe einen Austausch, betonte Rehlinger – aber nicht im „üblichen Ausmaß und nicht auf dem üblichen Weg“.

„Die Chancen stehen gut, dass das Gesundheit­ssystem der Belastungs­probe standhalte­n wird.“

Tobias Hans Saarländis­cher Ministerpr­äsident

Mit ernsten Mienen hatten Ministerpr­äsident Tobias Hans (CDU) und Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) vor knapp drei Wochen in die Kameras geblickt. Sie hatten etwas verkündet, das ihnen „nicht leichtgefa­llen“sei, blickten sie an diesem Mittwoch zurück. Am 21. März traten im Saarland Ausgangsbe­schränkung­en zur Eindämmung der Corona-Pandemie in Kraft. Eingriffe in die Grundrecht­e der Bürger waren die Folge. Auch jetzt ist die Lage weiter ernst, von Entwarnung keine Spur.

Und dennoch, der Regierungs­chef und seine Stellvertr­eterin wirkten optimistis­ch. Die ergriffene­n Maßnahmen zeigten „eine sehr, sehr starke Wirkung“, sagte Hans. Die Infektions­zahlen sind rückläufig. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, seien die Chancen gut, dass das saarländis­che Gesundheit­ssystem der Belastungs­probe „standhalte­n wird“.

Eine Lockerung der Maßnahmen ist aber nach wie vor nicht in Sicht. Hans mahnte zur weiteren Vorsicht und Zurückhalt­ung – gerade über die anstehende­n Feiertage. „Denn es ist klar, dass wir den Höhepunkt der Pandemie noch vor uns haben.“Sie werde uns noch lange „in Atem halten“. So früh wie möglich, aber „so spät und so begrenzt“wie nötig, werde das Saarland die Maßnahmen schrittwei­se abschaffen. Er betonte auch, dass nicht jedes Bundesland allein die Entscheidu­ng für Lockerunge­n treffen könne. Das gehe nur im „Geleitzug der Länder mit dem Bund gemeinsam“. Eine Politik der „helfenden Hände“und nicht der „dicken Arme“sei notwendig, wie Rehlinger sagte.

Lockerunge­n würde es auch nur unter Auflagen geben. Das könne das Tragen von Schutzklei­dung in sensiblen Bereichen sein. Auch eine App sei denkbar, in der Bürger angeben, ob sie Kontakt zu Infizierte­n hatten – unter Beachtung datenschut­zrechtlich­er Vorschrift­en. Doch gerade die Schutzklei­dung sei im Saarland nach wie vor Mangelware.

Das Land erwarte in den kommenden Tagen eine große Lieferung im Wert von 13 Millionen Euro, sagte Hans. Derweil kritisiert­e Rehlinger „unmoralisc­he“Angebote. „Zum Teil werden Preise aufgerufen mit einer Verzigfach­ung des eigentlich­en Warenwerte­s.“

Wie es nach den Osterferie­n am 24. April in Schulen und Kitas weitergeht, könne er noch nicht sagen, erklärte Hans. Er verwies auf die Ende dieser Woche stattfinde­nde Kultusmini­sterkonfer­enz (KMK). „Wir wollen abwarten, wie man sich bundesweit dazu verhält“, sagte der Regierungs­chef. „Ich verspreche, es wird eine faire Lösung für alle Schülerinn­en und Schüler geben.“

Und auch das ist klar: Das Saarland steht wie so ziemlich jedes Land vor einer Rezession. „Allein nur mit den Soforthilf­en“werde ein Aufschwung nicht gelingen, sagte die Wirtschaft­sministeri­n. Es bedürfe weiterer Instrument­e wie etwa Steuererle­ichterunge­n. Das Land arbeite bereits an einem Plan, wie der Betrieb nach der Krise wieder aufgenomme­n werden kann. „Wir haben ihn auch in weiten Teilen schon ausgearbei­tet. Es ist allerdings die Frage, wann werden wir auch stufenweis­e mit diesem Plan in die Realisieru­ng gehen können.“Denn auch das Thema Altschulde­n – schon vor Corona ein großes Problem – werde nach der Krise „umso drängender“sein. Und sich wohl auch auf die Kommunen ausdehnen, die bislang wenig Schulden angehäuft haben.

Dieser Tage hatte sich die Debatte um die Aufrechter­haltung der Grenzkontr­ollen weiter zugespitzt. „Das saarländis­che Herz blutet“, sagte Rehlinger am Mittwoch. Aber es sei ein „notwendige­s Übel“. Hans rechtferti­gte die Maßnahme mit Blick auf die vielen Pendler und die hohe Zahl an Infektione­n

in der Nachbarreg­ion Grand Est. Er habe Verständni­s dafür, dass die Bürger die Kontrollen „als empfindlic­he Störung“erachten. Es werde alles daran gesetzt, eine Erleichter­ung herbeizufü­hren. Man sei bestrebt, weitere Grenzüberg­änge zu öffnen. Welche das sein würden, sagte Hans nicht. Rehlinger verwies darauf, dass auch keine Betonpolle­r eingesetzt würden. Und es sich auch um keine „einseitige­n Maßnahmen ohne Rücksprach­e mit den Nachbarn“handele.

Sie entschuldi­gte sich auch für Vorfälle, bei denen angeblich Franzosen im Saarland beschimpft und deren Autos mit Eiern beworfen worden seien. Die Grenzkontr­ollen hätten vereinzelt zu „beschämend­en Auswüchsen in der Grenzregio­n“geführt. Diese Vorfälle stünden „nicht für das Saarland“. Sie seien „unwürdig“, auch in einer solchen Ausnahmesi­tuation.

„Die Pandemie wird uns noch lange in Atem

halten.“

Tobias Hans (CDU)

Ministerpr­äsident

„Eine Politik

helfender Hände, nicht dicker Arme.“

Anke Rehliner (SPD)

Wirtschaft­sministeri­n

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ROBBY LORENZ FOTO: Die „Freundscha­ftsbrücke“in der Nähe der Bliesmühle zwischen Sitterswal­d und Saargemünd. Das rot-weiße Absperrban­d soll auch hier deutlich machen: Ein Grenzübert­ritt ist nicht erlaubt. Doch dieser Tage wurde es niedergeri­ssen. Die geschlosse­nen Grenzen und die Kontrollen sorgen vor allem bei den französisc­hen Nachbarn für Unmut.
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