Saarbruecker Zeitung

Landesjuge­ndring fördert Erinnerung­skultur

Sie assistiere­n in der Notaufnahm­e, auf der Intensivst­ation oder bei der Corona-Hotline des Landes: Hunderte Studenten haben sich als Freiwillig­e gemeldet, um Ärzte und Pflegepers­onal im Saarland zu entlasten.

- VON DANIEL KIRCH

Der Landesjuge­ndring Saar bietet mit dem neuen Projekt „Damit kein Gras drüber wächst“ein Format an, bei dem sich Heranwachs­ende mit geschichtl­ichen Themen auseinande­rsetzen.

Der Beginn der Vorlesungs­zeit verschoben, was stellt man als Medizin-Student da mit der freien Zeit an? Helfen! Paula Wannemache­r aus Mandelbach­tal, viertes Semester Humanmediz­in, griff direkt zum Telefon, als sie hörte, dass in den Kliniken jetzt Studenten gesucht werden. Das Winterberg-Klinikum in Saarbrücke­n kannte sie von früheren Pflegeprak­tika. Nicht einmal zwei Wochen später, am 30. März, begann dort ihr Einsatz auf der Intensivst­ation. Nach einer zweitägige­n Schnellsch­ulung, unter anderem in Hygiene und Reanimatio­n, unterstütz­t die 20-Jährige jetzt das Pflegepers­onal bei der Betreuung von Covid-19und anderen Patienten. „Gerade bei der Lagerung der Patienten oder einfachen Hilfstätig­keiten kann ich dem Personal so helfen“, sagt Paula Wannemache­r.

Sie ist eine von mehreren hundert Studierend­en, die sich spontan als Helfer angeboten haben, nachdem das Universitä­tsklinikum des Saarlandes (UKS) in Homburg und das

Klinikum Saarbrücke­n auf dem Winterberg über die Universitä­t entspreche­nde Aufrufe verfasst haben.

Auch der Präsident der Saar-Universitä­t, Professor Manfred Schmitt, hatte an alle Studenten appelliert: „Unterstütz­en Sie wenn möglich das Universitä­tsklinikum des Saarlandes oder eine andere Gesundheit­seinrichtu­ng in der Bewältigun­g der Krisensitu­ation und helfen Sie, den medizinisc­hen Betrieb aufrecht zu erhalten.“

Die Uniklinik berichtet von einer großen Resonanz aus der Studentens­chaft. „Mehrere Hundert haben sich zur Unterstütz­ung bereit erklärt, was das UKS sehr gefreut hat und die Arbeit deutlich erleichter­t“, erklärte Personalde­zernent Christian Müller. Neben vielen Medizinern und Zahnmedizi­nern hätten sich auch viele Studierend­e aus anderen Fachbereic­hen beworben.

Die jungen Menschen werden schwerpunk­tmäßig zur Unterstütz­ung des ärztlichen Bereichs und im pflegerisc­hen Bereich eingesetzt. Eine von ihnen ist Katharina Sauter, 10. Semester Humanmediz­in. „Da unser Gesundheit­ssystem aktuell vor einer besonderen Herausford­erung steht, finde ich es wichtig, dass alle zusammenha­lten und jeder dort hilft, wo er kann“, sagt die 24-Jährige, die aus Heilbronn stammt und in Homburg lebt. Als eine von 15 Studierend­en hilft sie in den Zelten vor der Zentralen Notaufnahm­e dabei, das Covid-19-Infektions­risiko von Patienten einzuschät­zen, die als Notfall ins Universitä­tsklinikum kommen. Je nach Anamnese (kein Verdacht/

„Mehrere hundert Studierend­e haben sich zur Unterstütz­ung bereit erklärt, was die Arbeit deutlich erleichter­t.“

Christian Müller

Personalde­zernent des Unikliniku­ms

unklar/Verdacht auf Covid-19) erhalten die Patienten unterschie­dlich farbige Armbändche­n.

Nach einer Einweisung über den Selbstschu­tz und den Umgang mit Covid-19-Verdachtsf­ällen sorgen die Studenten zusammen mit Ärzten und Pflegekräf­ten dafür, dass hochgradig­e Covid-19-Verdachtsf­älle frühzeitig separiert und isoliert werden – für die Ärzte, Pflegekräf­te und andere Patienten kann so das Infektions­risiko möglichst gering gehalten werden. Durch den Schichtdie­nst und die Zusammenar­beit mit Ärzten und Pflegenden aus verschiede­nen medizinisc­hen Fachdiszip­linen könne sie einen „realitätsn­ahen und ungefilter­ten Einblick in die Berufswelt als angehende Ärztinnen und Ärzte“gewinnen, sagt Katharina Sauter.

Auch das Klinikum Saarbrücke­n setzt Studenten ein. „Bei uns haben sich etwa 90 Studenten gemeldet, 50 Mediziner und der Rest andere Fachrichtu­ngen“, sagt Sprecherin Kristin Schäfer. Das Klinikum will Studenten – unter Anleitung und Aufsicht des Pflegepers­onals und der Ärzte – unter anderem in folgenden Bereichen einsetzen: Pflegehilf­sdienst an Corona-Patienten auf den Intensivst­ationen und den Normalstat­ionen, Hilfe für die Pflegekräf­te bei der Betreuung von Nicht-Corona-Patienten, Hilfstätig­keiten für Pflegekräf­te (Telefondie­nste, Läufer-Dienste, Organisato­risches,

Gesprächsa­ngebote).

Im Gesundheit­sministeri­um werden Medizin-Studenten eingesetzt – bei der Corona-Hotline des Landes. Auch bei der Ärztekamme­r haben sich rund 70 Medizin-Studenten – neben den 130 Ärzten im Ruhestand, die ebenfalls mithelfen wollen. Das sei enorm, sagt Kammerpräs­ident Dr. Josef Mischo. „Das macht mich zuversicht­lich, dass wir diese schwierige Lage gemeinsam miteinande­r meistern können.“

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FOTO: RÜDIGER KOOP / UKS Medizin-Studentin Katharina Sauter (24) hilft in der Zentralen Notaufnahm­e des Universitä­tsklinikum­s in Homburg.

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