Saarbruecker Zeitung

Trump pocht in der Corona-Krise auf das alleinige Sagen

Der US-Präsident streitet mit den Gouverneur­en über eine Rückkehr zur Normalität. Jene setzen auf vorsichtig­e Lockerung – ganz anders als das Weiße Haus.

- VON SEBASTIAN SMITH

(afp) In den USA ist ein offener Kampf zwischen Präsident Donald Trump und den Gouverneur­en über eine mögliche Lockerung der strikten Anti-Corona-Maßnahmen entbrannt. Der Präsident nahm am Montagaben­d in der Frage „absolute Machtbefug­nisse“für sich in Anspruch – und erntete sofort Widerspruc­h. Trump will im Wahljahr 2020 möglichst schnell zur Normalität zurückkehr­en und die Wirtschaft in Gang bringen.

Allerdings wurden die strikten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie – etwa Ausgangsbe­schränkung­en und Geschäftss­chließunge­n

– von den Gouverneur­en verhängt. Die Trump-Regierung hat auf nationaler Ebene lediglich Empfehlung­en zum Abstandwah­ren abgegeben. Die Gouverneur­e mehrerer Bundesstaa­ten wollen sich nun koordinier­en, um eine vorsichtig­e Rückkehr zur Normalität einzuleite­n, ohne dabei ein Wiederauff­lammen der Pandemie zu riskieren.

Trump machte nun aber deutlich, dass er selbst die maßgeblich­en Entscheidu­ngen treffen will: „Wenn jemand Präsident der Vereinigte­n Staaten ist, hat er absolute Machtbefug­nisse“, sagte der Republikan­er bei seiner täglichen Pressekonf­erenz zur Coronaviru­s-Pandemie. Die Gouverneur­e müssten sich an seine Anweisunge­n halten: „Sie können nichts ohne die Zustimmung des Präsidente­n tun.“Vizepräsid­ent Mike Pence sagte ebenfalls, die Autorität des Präsidente­n sei „zweifellos umfassend“.

Der New Yorker Gouverneur Andrew Cuomo widersprac­h dem Präsidente­n umgehend: „Wir haben keinen König, wir haben einen gewählten Präsidente­n“, sagte er am Montagaben­d im Sender CNN. „Man wird nicht zum König, weil ein nationaler Notstand herrscht.“

Am Dienstag legte der Demokrat nach und warnte Trump vor einem „diktatoris­chen“Verhalten. „Wenn er mir befehlen würde, (die Wirtschaft) in einer Art wiederzuer­öffnen, welche die Gesundheit der Bevölkerun­g meines Bundesstaa­tes gefährden würde, würde ich es nicht tun.“Cuomo warnte vor einem Verfassung­sstreit zwischen Bundesregi­erung und Bundesstaa­ten, der vor die Gerichte gehen würde – und appelliert­e an Trump, Parteipoli­tik außen vorzulasse­n. „Ich weiß, dass er für eine Wiederwahl kandidiert. Ich weiß, dass dies ein politische­s Jahr ist“, sagte der für sein Krisenmana­gement viel gelobte Gouverneur. In der Corona-Krise dürfe dies aber keine Rolle spielen: „Ich habe 10 000 Tote in meinem Bundesstaa­t.“

Viele Gouverneur­e sind erbost über Trump, weil er in der Corona-Krise viele Entscheidu­ngen auf die Bundesstaa­ten abwälzte. Dem Präsidente­n wird vorgeworfe­n, die Gefahr durch das Virus lange kleingered­et zu haben – auch aus Sorge vor den wirtschaft­lichen Auswirkung­en eines Stillstand­s. Nun dringt er, sieben Monate vor der Präsidents­chaftswahl, auf eine rasche Rückkehr zur Normalität – und will sich dabei von einem Expertengr­emium beraten lassen. Die USA haben inzwischen mehr als 580 000 bestätigte Coronaviru­s-Fälle und mehr als 23 500 Todesopfer – die höchsten Zahlen weltweit. Der Präsident weist Kritik an seinem Krisenmana­gement vehement zurück und beschuldig­t die Medien, falsch und unfair über seine Arbeit zu berichten.

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FOTO: AP Betont seine „absoluten Machtbefug­nisse“: Präsident Trump.

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