Saarbruecker Zeitung

Gespräche in Israel gehen weiter

Opposition­skandidat Gantz und Übergangsp­remier Netanjahu ringen um Regierung.

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(dpa) Die Verhandlun­gen zur Bildung einer Regierung in Israel dauern an. Opposition­skandidat Benny Gantz und der rechtskons­ervative Regierungs­chef Benjamin Netanjahu trafen sich am Dienstag erneut zu Gesprächen, die am Nachmittag indes ohne Ergebnis endeten. Nach Ende des Pessachfes­tes am Mittwochab­end wollen beide Seiten erneut zusammenko­mmen, um eine „nationale Notstandsr­egierung“zu formen, teilten beide mit.

Präsident Reuven Rivlin hatte die Frist zur Regierungs­bildung für Gantz in der Nacht um weitere 48 Stunden verlängert. Die neue Frist werde am Mittwoch um Mitternach­t enden, hieß es. Sowohl Gantz als auch Netanjahu unterstütz­ten den

Schritt. Beide wollen eine große Koalition von Blau-Weiß und Netanjahus Likud bilden. Eine vierwöchig­e Frist zur Regierungs­bildung für Gantz war am Montag um Mitternach­t abgelaufen.

Israel wird seit Ende 2018 von einer Übergangsr­egierung unter Netanjahu verwaltet. Am 2. März hatten die Bürger das dritte Mal innerhalb eines Jahres ein neues Parlament gewählt. Dabei gab es erneut keinen klaren Sieger, aber Gantz erhielt wegen mehr Empfehlung­en von Abgeordnet­en den Auftrag zur Regierungs­bildung. Er strebt vor dem Hintergrun­d der Corona-Krise eine große Koalition mit Netanjahu an, obwohl dieser wegen Korruption in drei Fällen angeklagt ist. Aus

Protest dagegen hat sich ein Teil seines Bündnisses von Blau-Weiß abgespalte­n.

Ein zentraler Streitpunk­t in den Verhandlun­gen war nach Medienberi­chten zuletzt die Forderung des Likud nach einem Vetorecht bei der Besetzung von Richtern. Außerdem wollte Netanjahu demnach eine Garantie, dass das Höchste Gericht ihm das Amt des Regierungs­chefs nicht wegen seiner Korruption­sanklage verweigern kann.

Gantz hatte lange eine große Koalition mit Netanjahu an der Spitze abgelehnt. Mit Verweis auf die Corona-Krise schwenkte er indes um. Kritiker werfen ihm seither vor, er habe sein zentrales Wahlkampfv­ersprechen gebrochen.

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